Im Bild (v.l.): Theo Mair, Andreas Schatzer, Carmen Plaseller, Astrid Pichler, Vera Holzer, Carmen Etzthaler, Ruth Kofler, Zeno Christanell und Margit Tumler; in der Bildmitte Liu und Lia.
Aufgelockert wurde die Verleihung der Zertifikate mit Einlagen von Mitgliedern der Sektion Sporttanz im SSV Naturns Raiffeisen
Heike Mendel-Kopf

Familie leben

Erstmals FamilyPlus-Zertifikate übergeben. Auf dem Weg zum „Familienland Südtirol“.

Publiziert in 17 / 2022 - Erschienen am 27. September 2022

Naturns - Dass die Verleihung der ersten FamilyPlus-Zertifikate in Naturns erfolgte, war kein Zufall: Naturns ist eine von 14 Gemeinden aus ganz Südtirol, die am Auditierungsverfahren „FamilyPlus – Familie leben, vivere la famiglia, viver la familia“ teilgenommen hatten und eine der 5 Pilotgemeinden davon, die am 23. September im Bürger- und Rathaus als besonders familienfreundlich ausgezeichnet wurden. Das Audit sei ein wichtiger Baustein in Richtung „Familienland Südtirol“, hatte die Familienlandesrätin Waltraud Deeg, die aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend sein konnte, in einer schriftlichen Botschaft übermitteln lassen. Das Audit lehnt sich stark an das „Landesprogramm familieplus“ in Vorarlberg an und verfolgt das Ziel, die Familienfreundlichkeit und Lebensqualität für Familien, Kinder, Jugendliche und ältere Menschen auf der Ebene der Gemeinden zu stärken. 

Schulterschluss Land-Gemeinden

Laut Deeg gehe es darum, bei der Umsetzung familienfreundlicher Maßnahmen und Projekte einen Schulterschluss zwischen dem Land und den Gemeinden zu erreichen, wobei diese eine zentrale Rolle spielen. Über die Abläufe des 2021 eingeführten Audits informierte die Direktorin der Familienagentur, Carmen Plaseller. In den Pilotgemeinden hatten sich eigene FamiliyPlus-Teams gebildet. Die Teams hatten die Aufgabe, nicht nur den Ist-Zustand in Sachen Familienfreundlichkeit zu erheben und zu dokumentieren, sondern auch Maßnahmen und Änderungen vorzuschlagen. Das Team der Gemeinde Naturns, bestehend aus 30 engagierten Personen aus den unterschiedlichsten Bereichen, hatte im Rahmen von 7 Workshops die vorhandenen Strategien, bestehenden Strukturen, Dienste und Angebote dokumentiert und gesammelt.

9 Handlungsfelder

9 Handlungsfelder wurden in Naturns beleuchtet: Miteinander der Generationen, Bildung und Arbeit, Zuwanderung und Zusammenleben, Mobilität und Nahversorgung, Freizeit und Kultur, Wohnen und Lebensraum, Gesundheit und Soziales, Information sowie Gemeinde als Dienstleisterin und Arbeitgeberin. Wie die Projektbegleiterin und zuständige Gemeindereferentin Astrid Pichler ausführte, bemüht man sich in Naturns schon seit Jahrzehnten, die Familienfreundlichkeit zu erhöhen und das Miteinander zu stärken, wobei seit jeher die Vereine eine wichtige Rolle spielen. Diese Bemühungen hatten 1994 bei der Erstellung des landesweit ersten Leidbildes gewonnen und werden bis heute fortgesetzt. Auch beim breit angelegten Beteiligungsprozess für die Erarbeitung der „Vision Naturns 30+“ habe sich der große Stellenwert der Familie als Säule der Gemeinschaft herauskristallisiert. Die Auditorin Marlene Pircher-Preims bestätige den Pilotgemeinden, viele familienfreundliche Maßnahmen verwirklicht zu haben bzw. solche noch umsetzen zu wollen. Neben Naturns haben auch die Gemeinden Enneberg, Schenna, St. Martin in Thurn und Sterzing das Auditverfahren mit der Höchststufe 5 abgeschlossen. Die zwei weiteren Pilotgemeinden Kaltern und St. Ulrich werden den Prozess demnächst abschließen.

Familienfreundlichkeit als Standortfaktor

Über bisherige Erfahrungen und Erfolge des Projektes „Landesprogramm familieplus“ in Vorarlberg informierte Heike
Mennel-Kopf, die Leiterin des Fachbereichs Jugend und Familie der Vorarlberger Landesregierung. Gestartet wurde 2011 mit 5 Gemeinden, jetzt sind es 18 sowie eine Region. Somit lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung in „familieplus“-Gemeinden. 7 Gemeinden wurden bereits dreimal auditiert. Familienfreundlichkeit sei eine Frage der Haltung und der Perspektive, sprich des Schauens mit der „Familienbrille“. Eine Gemeinde könne nicht von heute auf morgen familienfreundlich werden, „sondern es ist ein Prozess“, sagte Heike Mennel-Kopf. Überzeugt ist sie davon, dass Familienfreundlichkeit auch immer stärker zu einem Standortfaktor wird: „Je familienfreundlicher ein Dorf ist, umso mehr Familien und auch Betriebe werden dort leben und arbeiten wollen.“ Vorarlberg werde bis 2035 der „chancenreichste Lebensraum für Kinder“ sein. Neben dem Zertifikat hatten Carmen Plaseller und Projektleiter Christian Zelger von der Familienagentur auch je zwei Hinweisschilder mitgebracht, die an den Dorfeinfahrten und Ausfahrten der 5 ausgezeichneten Gemeinden angebracht werden. Auch Andreas Schatzer, der Präsident des Südtiroler Gemeindenverbandes, war zur Verleihung nach Naturns gekommen.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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