„Fürchterliche Visitenkarten haben wir schon genug“

Publiziert in 36 / 2016 - Erschienen am 12. Oktober 2016
Was geschieht mit dem Areal an der Einfahrt ins Schnalstal? Heimatschützer möchten „einladende Gestaltung“. Unternehmer will raus aus der „roten Zone“. Landschaftskommission lehnt Bau eines Schutzdammes ab. Naturns/Schnalstal - Ein halb verfallenes Gebäude, Steine, ­Maschinen, Erdreich und allerlei Baumaterialien. Schön ist das Areal an der Ostseite der Einfahrt in das Schnalstal derzeit wahrlich nicht. Schon seit über 10 Jahren prägt dieser „Schandfleck“ das Bild am Fuße der Burghügels Juval. Auch vielen Schnalsern und Naturnsern ist das Areal in seinem derzeitigen Zustand ein Dorn im Auge. Dasselbe gilt für so manche Besucher des nahe gelegenen Bauerladens und des Museums MMM Juval sowie für jene, die den Klettersteig „Hoachwool“ begehen. Derzeit alles eher als einladend Das ca. 5.000 Quadratmeter ­große Areal gehört Roberto Mattivi aus Meran. Der Tiefbauunternehmer hat unlängst bei der Baukommission der Gemeinde Naturns ein Projekt für die Errichtung eines Schutzdammes im Osten des Areals eingereicht. Die Baukommission hat das Projekt zwar genehmigt, die Landschaftsschutzkommission in Bozen aber gab am 13. September ein negatives Gutachten ab. Für das negative Gutachten hatte sich in erster Linie Albert Willeit, der Vertreter der Umweltverbände, stark gemacht. Willeit hatte zu bedenken gegeben, dass das Areal mit dem Bau des Schutzdammes „gänzlich verbaubar wird. Damit erhöht sich zudem der Wert des Grundstückes um ein Vielfaches. Außerdem weiß man nicht, was hier künftig alles entstehen könnte.“ Zu den entschiedenen Gegnern einer Verbauung des Areals gehört auch der Heimatpflegeverband. Angst vor gänzlicher Verbauung „Wir haben landauf und landab schon genug fürchterliche Visitenkarten in Form von Gewerbe- oder Industriezonen“, stimmten Franz Fliri, der Vinschger Bezirksobmann des Heimatpflegeverbandes, und der Verbandsgeschäftsführer ­Josef Oberhofer kürzlich in einem Gespräch mit dem der Vinschger überein. Auch sie befürchten, dass das Areal Hand in Hand mit dem Bau des Schutzdammes verbaut werden könnte. Fliri und Oberhofer plädieren dafür, das Areal zu begrünen und in ein hochwertiges, schön gestaltetes Einfallstor zu verwandeln. Ein solches käme vor allem dem Schnalstal zugute, aber auch der Gemeinde Naturns, dem Bauernladen und dem Museum von Reinhold Messner. Sie schlagen zudem vor, dass die zwei Gemeinden mit dem Unternehmer Kontakt aufnehmen, um über eine eventuelle Ablöse des Grundstückes zu verhandeln. Das Areal liegt zwar auf dem Gemeindegebiet von Naturns, doch auch die Gemeinde Schnals ist seit vielen Jahren daran interessiert, dass der Einfahrtsbereich in das Tal verschönert wird. Bürgermeister Karl Josef Rainer: „Für uns ist das sozusagen die erste Visitenkarte.“ Man bemühe sich schon seit längerer Zeit um eine Lösung. Derzeit sei der Einfahrtsbereich alles andere als einladend. Auch eine Grundablöse käme in Frage, allerdings nicht zu jedem Preis. Anrecht auf gewerbliche Tätigkeit Auch der Naturnser Bürgermeister Andreas Heidegger ist mit der derzeitigen Situation nicht glücklich. Er gibt allerdings zu bedenken, dass der Gemeinde Naturns die Hände insofern gebunden sind, als dass das Recht zur Ausübung einer gewerblichen Tätigkeit auf diesem Areal bereits vor 1973 bestanden hatte, also noch vor dem Inkrafttreten der neuen Landesbestimmungen im Zusammenhang mit den Bauleitplänen. Dieses Recht besteht nach wie vor, wenngleich das Areal im Bauleitplan als landwirtschaftliches Grün eingetragen ist. Über die Möglichkeit, die bestehende Kubatur auszusiedeln, habe man sich zwar Gedanken gemacht, „doch es konnte kein geeigneter alternativer Standort gefunden werden.“ Ein vor vielen Jahren von der Tiefbaufirma eingereichtes Projekt zur Nutzung des Areals für eigene Zwecke sei schon längst verjährt. Aus dem ­jetzigen Gesuch für die Errichtung des Schutzdammes gehe nicht hervor, wie das Areal in Zukunft genutzt werden soll. Heidegger: „Es ist derzeit nicht ersichtlich, was mit dem Gelände geschehen soll.“ Die Gemeindeverwaltung werde nun entsprechende Gespräche mit dem Unternehmer führen. Auch Reinhold Messner hegt Bedenken Bedenken gegen die Durch­führung von Hangsicherungsarbeiten hatte übrigens auch Reinhold Messner in einem Schreiben an den Naturnser Bürgermeister, die Landschaftsschutzkommission und die Landesregierung geäußert. ­Messner: „Die Begrünung der Fläche ist eine Lösung, die der Einfahrt ins Schnalstal sowie dem Kulturbetrieb und Bauernladen auf Juval entgegen kommt. Ein industrieller Betrieb dort wäre von großem Schaden für das MMM Juval, den Vinschgau und das Schnalstal.“ Nicht zu vergessen ist laut Franz Fliri auch die Frage der Finanzierung: „Wird der Damm ausschließlich privat finanziert, kann die Gemeinde Naturns nur mehr in Bezug auf die Urbanistik Einfluss nehmen. Falls auch öffentliches Geld fließt, dürfte die Lage eine andere sein.“ Mattivi ist für Gespräche bereit Auf die Frage, was er mit dem Areal vorhabe, meinte Roberto Mattivi: „Das Grundstück ist im Gefahrenzonenplan als rote Zone ausgewiesen. Mein Ziel ist es, aus dieser roten Rote herauszukommen.“ Mit dem Bau des Schutzdammes könnte aus der roten Zone eine blaue (mittlere Gefahr) oder gelbe (niedrige Gefahr) werden. Solange das Areal in der roten Zone liege, brauche man über weitere Projekte erst gar nicht nachzudenken. Grundsätzlich sei er bereit, mit allen Gespräche zu führen. Auch über eine Grundablöse könne diskutiert werden. Wenig Verständnis habe er dafür, dass die Landschaftsschutzkommission den Bau des Schutzdammes negativ begutachtet hat, zumal alle anderen Genehmigungen bzw. Gutachten positiv ausgefallen seien. Dem Argument, wonach der Damm das Landschaftsbild beeinträchtigen könnte, kann Mattivi nichts abgewinnen: „In unmittelbarer Nähe wurde vor Jahren ein Schutzdamm gebaut, der 17 Meter hoch ist. Meiner würde nur 6 Meter hoch werden.“ Angesichts des negativen Gutachtens der Landschaftsschutzkommission hat Mattivi nun die Möglichkeit, bei der Landesregierung gegen das ­Gutachten zu rekurrieren oder sich an das Verwaltungsgericht zu wenden. Sepp
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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