FUIRROAT – Neue Vinschger Weltmusik

Die Band Flouraschworz hat ihre neue CD FUIRROAT vorgestellt. Ein Gespräch mit Heiner Stecher.

Publiziert in 2 / 2024 - Erschienen am 30. Januar 2024

Schlanders - Will man mit Heiner Stecher über seine Band Flouraschworz plaudern, dann beginnen seine Erzählungen bei der Tschenglser Nandl, der Großmutter väterlicherseits. Diese sei sehr musikalisch gewesen und habe die Erzählungen der älteren Leute  ihrem Enkel Luis Stefan Stecher im Vinschger Dialekt weitergegeben, darunter auch manche Geschichte über die Korrner. Dass daraus in einer der nächsten Generationen eine Band mit dem Namen Flouraschworz - benannt nach einer schwarzhaarigen Schönheit namens Flora - entstehen würde, ist daher eigentlich nicht verwunderlich. Und dann war da noch Heiners Großmutter in Wien: Die äußerst musische Dame hat, wenn es die Meraner Enkelschar zuließ, täglich zwei Stunden am Klavier geübt und vor dem Schlafengehen den Kindern noch etwas am Flügel vorgespielt. Daher kommt wohl Heiners Liebe zu den slawischen Harmonien und die Bewunderung für Chopin, Tschaikowsky und Dvořák. Inzwischen hat Flouraschworz bereits die zweite CD FUIRROAT produziert, und zu diesem Anlass hat der Vinschger mit Heiner Stecher ein ausführliches Gespräch geführt.

der Vinschger: Herr Stecher, die Band Flouraschwarz ist zur Kulturbotschafterin des Vinschgaus geworden. Warum entstand diese musikalische Neuinterpretation der bereits schon teilweise vertonten Gedichte, der Korrnerliadr Ihres Vaters?

Heiner Stecher: Diese Gedichte im Vinschger Dialekt haben trotz ihres Entstehungsalters immer noch ein riesiges Potential: sie sind tragisch, tiefgründig, aber stets auch verschmitzt und humorig. Sie sind gespickt mit kleinen und großen Lebensweisheiten, sie besitzen eine bewusste Kantigkeit und sind eigentlich eine Liebeserklärung an unser Tal und seine Kargheit: den Vinschgau.
Die Songs, die wir dazu neu erfinden, sind melodisch und rhythmisch und gehen in die Beine. Dazu kombinieren wir Ska, Polkas, Walzer und Kletzmermusik mit Melodien, die gelegentlich orientalische und slawische Einflüsse erkennen lassen. Diese wiederum helfen uns, das Fremdsein, des Andersseins oder Ausgegrenztsein der Korrnr musikalisch auszudrücken. Wir lieben die Zweiviertel-Rhythmen, aber auch walzerartige Stücke, mit denen wir den Songs ein mehr alpenländisches Moment geben. Flouraschworz wagt diesen Versuch, eine zeitgenössische Vinschger Musik abseits der gewohnten Volksmusik und dem volkstümlichem Schlager zu schaffen und diese lyrischen Texte und ihre Themen wieder in die Gegenwart zu bringen.

Was unterscheidet Ihre zweite CD FUIRROAT von der ersten?

Der größte Unterschied ist wohl der, dass FUIRROAT noch in viel größerem Maße als „kurz unt guat“ eine Gemeinschaftsproduktion geworden ist, bei der nun vor allem Hannes Ortler und Michl Reissner sich kompositorisch viel stärker eingebracht haben. Das hat unser musikalisches Spektrum immens bereichert und noch bunter gemacht. Inzwischen hat sich auch unser Zusammenspiel in der Band verbessert, und dank unserer Lust zum Experiment entwickeln wir immer klarer unserem eignen Stil.

Die Produktion einer CD verlangt das Zusammenwirken vieler. Wer war alles daran beteiligt?

Neben uns vier Musikern, Franco Micheli (Bass), Hannes Ortler (Klarinette, Sax, Piano, Stimme & Kurioses), Michael Reissner (Schlagzeug, Percussion & Vibraphon) und mir (Gesang, Mandoline & Gitarren) unterstützten uns mein Vater Luis Stefan Stecher, Gregor Marini (Audio Recording), Elisabeth Hölzl (Grafik), Jörg Hofer (Cover), Rafael Micheli (Fotos), sowie unsere Familien, Fans und Freunde.

Der Vinschger: Wieviel von der Laaser Heimat Ihres Vaters steckt in dieser CD?

Es steckt viel Laas in dieser CD. Das fängt schon beim Cover an. Der Laaser Künstler Jörg Hofer hat uns eines seiner Werke zur Verfügung gestellt: ein gemaltes Gewitter farbintensiver Pigmente, welche durch das Marmorsand-Kristallrelief auf der Leinwand noch intensiver glühen. FUIRROAT,
der eigenwillige, eindeutig vinschgerische Titel stammt aus dem Gedicht „Prumm pinni assou taasi“, wo es heisst …“die Pfrousln sain fuirroat, und fuirroat ischs Laap“. Weitere Bezugspunkte zu Laas sind meine Laaser Verwandtschaft sowie meine Erinnerungen an wunderschöne Bergsommer im Laasertal, zuerst auf der Fernerhütte und später auf der Oberen Alm. Auch Michl Reissner, dessen Vater ein Laaser ist und Hannes Ortler haben Bezug und Verwandtschaft in Laas.

Wie geht es jetzt bei Flouraschworz weiter? Welche Termine stehen für die erfolgreiche Vinschger Band an?

Am 15. März werden wir in Bozen in der Carambolage auftreten. Ebenfalls im Frühjahr stellen wir in der Hofburg in Brixen und im Stadttheater in Sterzing unsere CD vor. Zusätzlich werden wir noch bei weiteren Auftritten in Meran und im Vinschgau unsere musikalischen Spuren hinterlassen.

Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Vinschger Sonderausgabe

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