„Gemeinde soll moderat wachsen“
Entwurf des Gemeindeentwicklungsprogramms präsentiert.
KASTELBELL-TSCHARS - Die Einladung zum Abend am 22. Oktober im Ratssaal der Gemeinde Kastelbell-Tschars war etwas „kindlich“ gestaltet worden, wie an Bürgermeister Gustav Tappeiner herangetragen worden sei. „Das passt, schließlich geht es um die Zukunft unserer Gemeinde“, stellte er fest. Präsentiert wurde den zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern der Entwurf des Gemeindeentwicklungsprogramms mit den drei Themenschwerpunkten Siedlungsentwicklung, Mobilität und Landschaftsgestaltung.
Nachhaltige und
geordnete Entwicklung
Das Ziel des Gemeindeentwicklungsprogramms ist eine nachhaltige und geordnete Entwicklung der Gemeinde. Kastelbell-Tschars hatte sich für die Erarbeitung des Programms, wie viele weitere Gemeinden, das österreichische Unternehmen Kommunaldialog ins Boot geholt. Vor einem Jahr habe der Prozess begonnen, so Bürgermeister Tappeiner. „Man hat versucht, auch die Bevölkerung mitzunehmen und wird dies auch künftig tun.“ Um die Ist-Situation zu erheben, entschied sich die Steuerungsgruppe der Gemeinde, sprich der Gemeinderat mit Verwaltungspersonal, für eine Fragebogenaktion. Zudem wurden zwei Workshops abgehalten sowie Beiträge digital und im Gemeindeblatt veröffentlicht. „Sie alle sind bereits Teil des Programms“, unterstrich Margit Aufhauser-Pinz. Sie stellte die grundlegenden Ziele für die nächsten zehn Jahre vor. So solle die Gemeinde, die mit 31. Dezember des Vorjahres 2.376 Einwohner/innen zählte, in den nächsten Jahren moderat wachsen. Dies sei aufgrund des demografischen Wandels und damit die Qualität der öffentlichen Einrichtungen etc. erhalten bleibe, unbedingt nötig. Ein prognostizierter Bedarf sei ein Plus von über 190 Menschen, ging Alina Hager, Raumplanerin bei Kommunaldialog, ins Detail. Ein Ziel könne es sein, über 120 neue Wohnungen zu schaffen. Es gebe zwar viel Leerstand in der ganzen Gemeinde, mit diesem könne aber nur zu einem kleineren Teil gerechnet werden. Hager stellte die Pläne in Sachen Siedlungsgrenzen vor. Dabei gelte es, vieles zu berücksichtigen, wie mögliche Gefahrenzonen, Denkmalzonen, erforderliche Verkehrserschließungen etc. Auch gehe es darum, möglichst viel Grün zu schaffen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Bei Tschars, wo sich mögliche Siedlungserweiterungsbereiche nahe dem Ortskern in Richtung Sonnenberg befinden, jedoch keine in Richtung Staatsstraße, wurde etwa aus dem Publikum eingeworfen, diese Möglichkeiten miteinzubeziehen, aufgrund der Nähe zum Bahnhof etc. Es sei auch ein Anliegen der Steuerungsgruppe, hier Möglichkeiten zu prüfen, so der Bürgermeister. Generell sei es bei der Siedlungsentwicklung wichtig, dass auf eine gesunde Mischung zwischen Erweiterung der Ortskerne und dem Drumherum gesetzt werde, erklärte Tappeiner. Es sei wichtig, dass die Dorfkerne belebt werden. Das Gemeindeentwicklungsprogramm sei außerdem nur ein erster Leitfaden, wenn eine Wohnbauzone kommen solle, brauche es ohnehin wieder die Verfahren und Beschlüsse seitens der Gemeinde, dann könne von Fall zu Fall entschieden werden.
Festhalten an
Tscharser Umfahrung
Der zweite große Themenbereich war die Mobilität. Hier werde „interkommunal“ mit den Gemeinden Latsch, Schlanders und Martell zusammengearbeitet. Das Ziel sei ein „Umweltverbund Mittelvinschgau“. Damit solle eine nachhaltige Mobilität geschaffen werden. U.a. gelte es, die Freizeitziele, wie Schlums, besser zu erschließen. Dies könne z.B. durch einen Shuttle-Dienst geschehen. Ein Ziel sei auch die bessere Abstimmung der Buslinien an die Bahn und die Anbindung von Marein und Latschinig. Durch den Umfahrungstunnel ergeben sich außerdem viele weitere Möglichkeiten, wie eine bessere Gestaltung der Fahrrad- und Fußwege. Engstellen und Gefahrenstellen in der Gemeinde gelte es durch situationsangepasste Lösungen zu entschärfen. An der Umfahrungsstraße Tschars werde seitens des Gemeinderats festgehalten, genauso wie an der Machbarkeitsstudie im Auftrag der Gemeindeverwaltung in Bezug auf die zwischenzeitliche Lösung an der Tscharser Kreuzung, durch einen Kreisverkehr oder eine Unterführung. Die Studie wurde dem Amt für Straßenbau West bereits übermittelt. Die Aufweitung mit Mittelinsel auf der Staatsstraße beim Gehweg und Radweg in Tschars ist derweil ins Bauprogramm 2025 beim Straßendienst Vinschgau aufgenommen worden.
Landschaft: Guter Ist-Zustand
Der dritte große Themenpunkt war das Landschaftsprogramm. „Es gibt im Vinschgau einen sehr guten Ist-Zustand“, lobte Aufhauser-Pinz. Die Landschaft hier sei vielfältig, man könne von einem hohen Maß an Biodiversität sprechen. Ein wesentliches Ziel sei die Renaturierung von Gewässern. Auch gelte es, „Grünräume zu vernetzen“. Weiters seien die Entsiegelung von Flächen und mehr Gebäudebegrünungen in Betracht zu ziehen. Nicht behandelt wurde das Tourismusentwicklungsprogramm, das als eigener großer Schwerpunkt von einer anderen Firma erarbeitet wurde und noch im November vorgestellt werden soll. Dieses sei jedoch in die Überlegungen miteingeflossen. Der Entwurf des Gemeindeentwicklungsprogramms werde nun fertiggestellt, Ideen können weiterhin eingebracht werden. Anschließend leitet der Gemeinderat das Beschlussverfahren ein, der Plan wird vom Land überprüft und begutachtet. Danach erfolgt die finale Genehmigung des Gemeinderats, Anregungen seitens der Bürger/innen sind stets möglich. Schließlich wird das Gemeindeentwicklungsprogramm vonseiten der Landesregierung genehmigt.
