Gemeinderat mit Nachholbedarf
Kastelbell - Bürgermeister Gustav Tappeiner zeigte sich überzeugt, dass die Ratssitzung am Mittwoch, 5. Juli eine „kurze, aber besondere Sitzung“ sein würde. Zu Punkt 1 der Tagesordnung verlangte Rat Benjamin Zwick, Vertreter von „Freies Bündnis Kastelbell-Tschars“, eine Ergänzung des Protokolls der Sitzung vom 1. Juni 2023. Er habe zur Jahresabschlussrechnung angemerkt, dass die Sitzung gegen die Geschäftsordnung verstoße, weil die begleitenden Unterlagen nicht 7 Tage vor der Sitzung vorgelegen hätten. Damit sei die Genehmigung der Abschlussrechnung nicht rechtens. Das Protokoll wurde ergänzt und mit den Enthaltungen von 2 Räten, die in der betreffenden Sitzung nicht anwesend waren, angenommen. Der 2. Tagesordnungspunkt betraf die Genehmigung der Haushaltsgebarung 2022. Es habe sich „eine Minusrechnung“ ergeben, erklärte Bürgermeister Tappeiner, weil bestimmte Einnahmen und Zuweisungen des Landes 2022 fehlen. Die geschäftsführende Sekretärin Karmen Götsch stellte die außerordentlichen Einnahmen des Jahres 2021 in der Höhe von 245.397 Euro den Einnahmen von 2022 in der Höhe von 22.510 Euro gegenüber. Die verspätete Genehmigung der Abschlussrechnung und des Haushaltsvoranschlags waren auch Gegenstand einer Stellungnahme von Revisor Hans Werner Wickertsheim: „Es wird angenommen, dass sich diese Situation in Zukunft nicht mehr ergeben dürfte, da im Januar 2023 zusätzliches Verwaltungspersonal aufgenommen wurde“, schrieb er in seinem Bericht. Die Gegenstimmen von Michael Niedermair und Benjamin Zwick zu Tagesordnungspunkt 2 wurde von letzteren wie folgt begründet: „Ich bin nicht mehr bereit, die Methode mitzutragen, dass Termine nicht eingehalten und Inhalte auf verschiedene Sitzungen verteilt werden.“ Einstimmigkeit herrschte bei Punkt 3 „Beschluss über die Nichterstellung des konsolidierten Haushaltes“, wie es für Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern möglich ist. Ebenso einstimmig stellten die 12 anwesenden der 15 Ratsmitglieder fest, dass die Wahrung der allgemeinen Haushaltsgleichgewichte gegeben war. Es folgten Fragen zu „Parkplätzen“ im Bereich Marzoner Alm (eingebracht von Matthias Tappeiner und beantwortet von Referentin Monika Rechenmacher) und zu „unterschiedlichen Behandlungen“ einiger Vereine durch das Kuratorium Schloss Kastelbell (vorgebracht von den Räten Zwick und Niedermair). Obwohl die Gemeinde im Kuratorium durch Bürgermeister, Kulturreferentin und beauftragte Gemeinderätin vertreten sei, würden manche Vereine „mit simplen Begründungen“ von Kuratoriumsmitgliedern abgewiesen. Elisabeth Tappeiner (Tschars) wollte von Referent Daniel Alber über das Projekt „Gemeinde Light“ und über die Montage von Sonnenkollektoren auf Gemeindegebiet informiert werden. Zwick brachte den Begriff „Energiegenossenschaft“ ins Spiel und schlug auch vor, die Verbindung Kastelbell-Latsch über „Tieftal“ durch ein Verkehrsschild zu klären.
Die Sitzung endete mit der angekündigten „Besonderheit“: Die langjährige und laut Bürgermeister „verdienstvolle und kompetente“ Gemeindesekretärin Karmen Götsch wurde nach ihrer letzten Sitzung mit „Standing Ovations“ und Blumen vom Gemeinderat verabschiedet.
