Gruppenbild im Anschluss an die Präsentation des Thermalwassers Naturns im „Preidlhof“.
Gastgeber Klaus Ladurner (rechts) zeigt dem früheren Naturnser Bürgermeister Andreas Heidegger die Badewanne im Thermal-Behandlungsraum im Hotel „Preidlhof“.

Heilwassertradition lebt neu auf

Gemeinde, Hotels und Tourismusgenossenschaft setzen auf das Thermalwasser „Kochenmoos II“

Publiziert in 10 / 2022 - Erschienen am 24. Mai 2022

Staben/Naturns - Mit der Nutzung des Thermalwassers, das aus der Quelle „Kochenmoos II“ in Staben aus einer Tiefe von ca. 200 Metern mit Eigendruck an die Erdoberfläche gelangt, knüpfen die Gemeinde, 10 Hotels und die Tourismusgenossenschaft Naturns an eine alte Heilwassertradition an. Heilquellen gab es Staben schon zur Zeit der Römer. In einer Urkunde aus dem Jahr 1695 ist vom „Bad Kochenmoos“ die Rede. 1860 wurde neben dem Bauernhaus ein neues Badhaus errichtet. „Es entstand eine Gastwirtschaft mit 18 Zimmern und 10 Badekabinen“, blickte Uli Stampfer, der Geschäftsführer der Tourismusgenossenschaft, am 11. Mai im Hotel „Preidlhof“ in Naturns zurück, wo er zusammen mit Christoph Tappeiner, dem Präsidenten der Tourismusgenossenschaft, sowie mit ehemaligen und amtierenden Gemeindevertretern das neue „Thermalwasser Naturns“ sowie die derzeitigen und noch geplanten Nutzungen des Wassers vorstellte.

Von der Entdeckung zum Zertifikat

Es war vor rund 20 Jahren, als bei Bauarbeiten am Tunnel in Staben am Fuße des Juvaler Hügels eine neue Quelle entdeckt wurde, der man den Namen „Kochenmoos II“ gab. Der Badebetrieb mit der Nutzung des Wassers aus der ursprünglichen Quelle war bereits Ende der 1980-Jahre eingestellt worden. Nach der Entdeckung der Quelle „Kochenmoos II“ beantragte die damalige Gemeindeverwaltung mit Bürgermeister Andreas Heidegger und dem Tourismusreferenten Helmut Müller an der Spitze eine Zertifizierung des Thermalwassers beim Gesundheitsministerium in Rom. Der Antrag wurde angenommen. 2016 traf das offizielle Dekret aus Rom ein, in dem die therapeutischen Eigenschaften des Thermalwassers bei Behandlungen von Rheuma und anderen Gelenkerkrankungen anerkannt werden. 2019 erteilte das Land der Gemeinde die Konzession für die Nutzung der Quelle und die Errichtung des Mineralwasserschutzgebietes „Kochenmoos II“. Während die Gemeinde für Studien, Ansuchen und Genehmigungsverfahren ca. 100.000 Euro zahlte, investierten 10 Naturnser Hotels rund eine Million Euro in den Bau der ca. 3 Kilometer langen Thermalwasserleitung von Staben bis Naturns. Errichtet wurde die Leitung 2021.

Bisher 10 Hotels

Derzeit fließt in 10 Hotels verschiedener Kategorien in Naturns Thermalwasser, und zwar in Pools, Badewannen und speziellen Anwendungsbecken. Die Quelle „Kochenmoos II“ schüttet konstant 5 Liter pro Sekunde. „Das Mineralwasser ist reich an Sulfat und Fluorid und kommt sozusagen jungfräulich an die Oberfläche“, sagte der Geologe Konrad Messner. Das Wasser hat eine natürliche Temperatur von 17 bis 18 Grad. Für Anwendungen wird es auf 36 bis 38 Grad erwärmt. Wie der Arzt Alexander Angerer, der in seiner Praxis in Naturns den Schwerpunkt auf Komplementärmedizin legt, bestätigte, haben bisherige Behandlungen chronischer Schmerzpatienten zu unerwartet positiven Ergebnissen geführt. 13 von 15 Personen, die Angerer bisher im Thermal-Behandlungsraum im „Preidlhof“ behandelte (halbstündige Einheiten an 12 Tagen) hätten von einer erheblichen Schmerzlinderung gesprochen: „Sie waren nach dem Behandlungszyklus für einen Zeitraum von 2 Wochen bis 2 Monaten schmerzfrei.“ Angerer führt die Behandlungen in Zusammenarbeit mit der Rheuma-Liga Südtirol durch. Insgesamt sind laut einer Vorgabe des Gesundheitsministeriums (klinische Studie) 40 Probanden innerhalb von 2 Jahren zu behandeln.

„Thermalwasser für alle“

Wie der frühere Bürgermeister Andreas Heidegger, sein Nachfolger Zeno Christanell, der ehemalige Tourismusreferent Helmut Müller und die derzeitige Tourismusreferentin Astrid Pichler sowie die Vertreter der Tourismusgenossenschaft übereinstimmten, sei von Anfang an daran gedacht worden, das Thermalwasser nicht nur zu den Hotels zu leiten, sondern auch Maßnahmen zu treffen, damit das Wasser auch im öffentlichen Raum für alle sicht-, erleb- und nutzbar wird. Konkret nannten Christanell und Pichler die Schaffung von eigenen Becken, Pools und Duschen im Erlebnisbad, das einer energetischen Sanierung unterzogen wird. Im Erlebnisbad soll das Thermalwasser bereits ab der nächsten Herbst- bzw. Wintersaison sprudeln. Zusätzlich zum Erlebnisbad soll das mineralisierte Wasser auch an anderen öffentlichen Orten für alle zugänglich gemacht werden, „und zwar gratis“, wie Christanell präzisierte. Gedacht werde z.B. an einen Brunnen und ein Kneippbecken. Mehrfach betont wurde bei der Vorstellung, dass das Thermalwasser-Projekt ein Musterbeispiel gelungener Zusammenarbeit zwischen privaten Unternehmern und der Gemeinde sei. Der Tourismus profitiere ebenso wie die Bevölkerung und die gesamte Wirtschaft. Zusammengearbeitet wird auch bei den anstehenden Investitionen im Erlebnisbad: 50% der Kosten übernimmt die Gemeinde und 50% die Tourismusgenossenschaft. Für die Tourismusbranche der Gemeinde Naturns ist das Thermalwasser und dessen Nutzung ein weiterer Meilenstein in der bereits bisher erfolgreichen Entwicklung. Zusätzlich zu den 10 Hotels, in denen das Thermalwasser bereits fließt, dürften in Zukunft noch weitere Hotels dazukommen. 

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.