Heiße Eisen und eine Sanierung
Im Latscher Gemeinderat wurde kürzlich hitzig diskutiert.
LATSCH - Erstmals seit längerer Zeit fand am 26. Juli, wieder eine Latscher Gemeinderatssitzung in Präsenz statt. Im Ratssaal wurde dabei teils hitzig diskutiert – kein Wunder, schließlich stand ein durchaus heikler Punkt auf dem Programm – und zwar die Genehmigung der Grundregelung beim Gamperhof in Goldrain. Hier war es in der Planungs- bzw. Bauphase zu einer „Verschiebung“ der Grenzen gekommen. Das bedeutet: Zwischen privatem und öffentlichem Grund sollen in der Planungs- bzw. Bauphase „nicht genaue“ Grenzen gezogen worden sein. Die Folge: Es wurde teils auf Gemeindegrund gebaut. Um dies richtigzustellen und dem Bauherrn, der laut einstimmiger Meinung des Latscher Gemeinderates nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt habe, nicht zu schaden, galt es, einen entsprechenden neuen Teilungsplan zu genehmigen.
„… damit der Bau in Ordnung ist“
Eine Vertagung des Punktes, um genauere Informationen einzuholen, wurde diskutiert. Werde der Punkt jedoch erneut vertagt, herrsche weiterhin Stillstand auf der Baustelle in Goldrain, dabei sind die unter anderem entstehenden Wohnungen bereits so gut wie fertig gestellt. „Wir haben hier einen Teilungsplan vorliegen, der für das Katasteramt in Ordnung geht. Lasst uns diesen jetzt diskutieren und genehmigen. Wir werden versuchen Flächen zu tauschen bzw. abzutreten, damit der Bau in Ordnung ist“, wollte Bürgermeister Mauro Dalla Barba den Rat zu überzeugen. Stillstand auf einer Baustelle koste Geld, warf auch Gemeinderat Martin Pirhofer ein. Eine neuerliche Vertagung schade allen. „Wir müssen diskutieren, ob diese Grenzen so stimmen und wir als Gemeinde diese wollen“, kritisierte SVP-Rätin Irmgard Gamper. „Fakt ist, man hat in öffentlichen Grund hineingebaut, ob aus Unwissenheit oder nicht, ist irrelevant“, so Gamper. Auch Sepp Kofler von der Bürgerliste übte teils scharfe Kritik: „Dass wir als Gemeinde versuchen, dem Bauherrn zu helfen, ist in Ordnung. Aber es wurden Fehler gemacht. Ich sehe uns als Gemeinde hier benachteiligt“.
Vertagung mehrheitlich abgelehnt
In einem Mail forderte auch SVP-Gemeinderat Stephan Bauer, der nicht persönlich an der Sitzung teilnehmen konnte, eine Vertagung. Die erst kurzfristig zur Verfügung gestellten Unterlagen „reichen nicht für eine objektive Bewertung der Sachlage aus“, heißt es im Schreiben. Agnes Trafoier von der Bürgerliste warf ein, dass der Bau sogar um wenige Meter in einen weiteren privaten Grund „hineingeraten“ sei. Dalla Barba entgegnete: „Zu 95 Prozent betrifft es aber Gemeindegrund. Und diesen Teil sollten wir heute zur Abstimmung bringen, wenn wir dem Bauherrn helfen wollen“. Wie es in der Planungsphase zu den technischen Fehlern gekommen sei, sei dennoch noch genauestens zu erörtern, hieß es in der Sitzung. Kritik wurde auch laut, dass die Gemeinde „zu wenig kontrolliert“ habe. Das Projekt, dass der Bauphase vorgelegt worden war, sei jedenfalls „in Ordnung“ gewesen. Nach langen Diskussionen wurde der Punkt schließlich mit 12 Ja-Stimmen, 3 Enthaltungen und einem Nein zur Abstimmung gebracht. Durch 11 Ja-Stimmen wurde der Punkt dann genehmigt, ganz erloschen sein dürften die Diskussionen damit jedoch vorerst nicht.
Schießstand Goldrain: Finanzierung genehmigt
Diskutiert wurde auch in Sachen Schießstand Goldrain. Zur Erinnerung: Bereits in einer vorigen Ratssitzung war wie berichtet das Projekt „100 m Schießstand“ vorgestellt worden (der Vinschger, Ausgabe 22-23/2021). Demnach seien einige Arbeiten durchzuführen. Nicht nur die 100-Meter-Schießanlage gelte es anzupassen, sondern auch in Sachen Brandschutz und Elektroanlagen sei noch zu investieren. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 984.000 Euro. Ein erheblicher Beitrag hierbei fehle jedoch noch. „Wir hoffen auf Landesgelder“, erklärte Dalla Barba. Der Schießstand sei eine „übergemeindliche Struktur“ und wertvoll für viele Gemeinde im Vinschgau. Das Projekt wurde schließlich bei 15 Ja-Stimmen und einer Enthaltung genehmigt.
Schießstand Latsch soll saniert werden
Von einem Schießstand ging es bei der Gemeinderatssitzung schließlich zum nächsten. Der Schießstand in Latsch, der freilich nicht mehr als solcher genutzt wird, soll saniert werden. Architekt Klaus Marsoner stellte das entsprechende Projekt und eine Machbarkeitsstudie vor. Der 1908 errichtete Schießstand solle seine Charakteristik beibehalten. „Es ist ein wunderschönes Gebäude“, so Marsoner. Es gelte, die Sanierung intelligent zu planen und nur wenige Eingriffe zu machen. Aber einiges müsse dennoch getan werden. Unter anderem müsse die Veranda neu erbaut werden. Zudem soll das Gebäude trockengelegt werden, da sonst zu viel Feuchtigkeit in den Innenräumen sei. Innen werde das gesamte Gebäude gedämmt, zwischen Erdgeschoss und erstem Stock müsse eine Stahlbetondecke eingezogen werden. Im Keller soll ein Technikraum entstehen, das Gebäude werde ans Fernheizwerk angeschlossen. Im Erdgeschoss soll ein Vereinsraum für die Latscher Schützenkompanie entstehen, im ersten Stock die Räumlichkeiten für den Heimatpflegeverein mitsamt Archiven. Eine erste Kostenschätzung ergab Gesamtkosten von etwa 925.000 Euro, mitsamt Mehrwertkosten, Einrichtung (für rund 100.000 Euro) und unvorhergesehen Kosten. Die reinen Baukosten mitsamt Trockenlegung würden sich dabei auf über 570.000 Euro belaufen. Die Gemeinde wolle staatliche Förderungen sowie Landesförderungen prüfen. Zudem gelte es zu klären ob sich ein Ansuchen in Sachen Denkmalschutz bezahlt mache, um weitere Beiträge zu erhalten. Noch steht das historisch wertvolle Gebäude nämlich nicht unter Denkmalschutz, aber unter Ensembleschutz. Ein Denkmalschutz bringe jedoch auch weitere Auflagen mit sich.