Im Bild (v.l.): Siegfried Giuliani, Gerhard Leimstädtner, Helene Höllrigl, Helmut Lechthaler und Karl Zöschg.

Kaum Geld, aber viel Freiheit, Herzblut und Phantasie

Publiziert in 19 / 2025 - Erschienen am 21. Oktober 2025

Schlanders - Ein besonderes Kapitel in der Fernseh- und Journalismus-Geschichte Südtirols hat der Sender „TVS – Television Südtirol“ geschrieben. Es war Ende der 1970er Jahre, als der von Karlheinz „Charly“ Gamper in Naturns gegründete Fernsehsender im Nu die Herzen und Wohnzimmer vieler Südtirolerinnen und Südtiroler eroberte. Dem TVS-Gründer, gestorben am 16. April 2024, ist der Dokumentarfilm „Pioniere des Fernsehens – Europas erster deutschsprachiger Privatsender TVS“ von Helmut Lechthaler und Alexander Lechner gewidmet, der am 12. Oktober im Schönherr-Kino in Schlanders gezeigt wurde. Wie berichtet (der Vinschger  Nr. 17/2025) zeichnet der 85-minütige Dokumentarfilm nicht nur die Entstehung des Senders nach, der bis 1986 seinen Sitz in Naturns hatte, sondern stellt vor allem auch die Menschen vor, die für den Sender gearbeitet haben, seien es nun die Nachrichtensprecherinnen und -sprecher, die Kameraleute, die Fernsehtechniker oder Redaktionsmitglieder. Erstaunt war das Publikum in Schlanders vom Geist der Freiheit, vom Engagement, der Phantasie, der Bereitschaft für Neues sowie vom Mut und Herzblut der TVS-Leute. Einige der anwesenden Protagonisten des Films bat Helmut Lechthaler nach der Filmvorführung zu einem Gespräch nach vorne, und zwar Helene Höllrigl, Siegfried Giuliani, Gerhard Leimstädtner und Karl Zöschg. Überein stimmten alle darin, dass weniger des Geldes wegen mitgearbeitet wurde, sondern dass die Leidenschaft und die Begeisterung für das Fernseh-Machen im Vordergrund standen. Der Sender überraschte mit immer neuen Programmangeboten, etwa mit Kultur-, Aerobic-, Kinder- und Musiksendungen, berichtete live aus dem Landtag und brachte die damaligen Medien zum Teil arg ins Schwitzen, etwa mit ausführlicher Sportberichterstattung und aufwendigen Live-Übertragungen. Dass die Filmdokumentation zustande kommen konnte, ist laut Lechthaler dem Umstand zu verdanken, „dass wir vor zwei Jahren in den ‚Katakomben‘ des Landesamtes für Film und Medien auf das TVS-Archiv gestoßen sind.“ Zu den Interviewpartnern im Film gehören auch Vinschger, wie etwa der Kameramann Hubert Grüner aus dem Schnalstal oder Hertha und Erich Mair aus Schlanders, die sich an die Teilnahme an einem TSV-Glücksspiel erinnern. Der Film ist auch ein historisches Spiegelbild der damaligen Gesellschaft in allen ihren Facetten. Am 27. Oktober um 20.20 Uhr wird eine 55-minütige Version des Films im Fernsehsender von Rai Südtirol ausgestrahlt.  

Josef Laner
Josef Laner

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