Hinter den Kulissen der Kerzenwerkstatt: Länge, Durchmesser und Farbe werden genau bestimmt.
Das Kerzenziehen am Glurnser Advent: Groß und Klein reihen sich um den Wachskessel.

Kerzen ziehen, gießen und schenken

Handwerk und Gemeinschaft bei Waldorf Vinschgau

Publiziert in 21 / 2024 - Erschienen am 19. November 2024

Glurns/Marienberg - Eine Kerze brennt, sie leuchtet, verströmt ihren Duft und spendet Wärme – sie setzt Energie frei. Aus einfachen, natürlichen Rohstoffen gefertigt, ist sie im Grunde leicht herzustellen. Gerade diese Einfachheit in Herstellung und Funktion übt eine besondere Faszination aus. War die Kerze früher ein unentbehrlicher Gebrauchsgegenstand, so ist sie heute weit mehr als nur ein Lichtspender. Wie ihre Flamme die Blicke anzieht und die Welt um sie herum still wird, trägt auch der Herstellungsprozess diese besondere Atmosphäre in sich.

Kerzenziehen: Ein sinnliches Erlebnis in Gemeinschaft

Beim öffentlichen Kerzenziehen von Waldorf Vinschgau erleben Kinder und Erwachsene die Faszination des Kerzenziehens aus reinem Bienenwachs hautnah. Die Besucher*innen tauchen die Dochte in heißes Wachs, lassen das Wachs abkühlen und wiederholen den Vorgang, bis Schicht für Schicht eine Kerze entsteht. Dabei umgibt sie der wohltuende Duft des Bienenwachses, während sich durch die wiederkehrenden Handgriffe eine fast meditative Ruhe einstellt. Diese sinnliche Erfahrung des gemeinsamen Kerzenziehens verbindet die Menschen und weckt in ihnen die Freude am schöpferischen Tun.

Ein kostbares Gut: Produkte aus der Kerzenmanufaktur

Eine Arbeitsgemeinschaft von fleißigen Helfer*innen arbeitet schon drei Jahre daran das alte Handwerk zu erlernen, zu professionalisieren und weiterzugeben und schafft dabei hochwertige und handgefertigte Produkte. Das ganze Jahr über beschäftigen sie sich mit der Herstellung von Kerzen aller Art; Tischkerzen, Teelichter, Taufkerzen, Adventskerzen oder Christbaumkerzen, gegossen oder gezogen, gelb oder weiß. Im letzten Jahr wurden beim öffentlichen Kerzenziehen und in der hauseigenen Produktion gut 150 Kilogramm Bienenwachs zu kostbaren Kerzen verarbeitet. 

Stipendienfonds: Schenken ohne Gegenleistung

Die Kerzen, die in der Kerzenwerkstatt von Waldorf Vinschgau entstehen, werden zu besonderen Symbolen des Schenkens. Sie bringen Licht und Wärme in die dunkle Jahreszeit und erinnern daran, dass Schenken eine Kunst ist, die innerlich bereichert. Die Arbeit am Stipendienfonds und das gemeinsame Kerzenziehen vereinen diese Kunst mit dem sozialen Engagement, das für Waldorf Vinschgau essenziell ist. Wer eine Kerze herstellt oder kauft, schenkt damit nicht nur ein symbolisches Licht, sondern unterstützt zugleich die Bildungswege von Kindern, denen so ein freier Zugang zur Waldorfpädagogik ermöglicht wird. Als private Schule finanziert sich Waldorf Vinschgau hauptsächlich über Elternbeiträge, strebt jedoch an, jedem Kind unabhängig von der finanziellen Lage der Eltern Zugang zur Waldorfpädagogik zu ermöglichen. Die Spende an den Stipendienfonds ist ein Geschenk an die Gemeinschaft und an die Kinder, das weder Verpflichtungen noch Abhängigkeiten schafft, sondern Wertschätzung und Gleichwertigkeit fördert.

Kerzenziehen am Glurnser Advent und auf Kloster Marienberg

Bereits im dritten Jahr ist die Kerzenwerkstatt von Waldorf Vinschgau für die Öffentlichkeit zugänglich und ein fester Be-standteil des Glurnser Advents. Das Kerzenziehen von Waldorf Vinschgau öffnet wieder vom 6. bis 8. Dezember unter den Glurnser Lauben in einem ruhigen Innenhof, jeweils von 14.00 bis 21.00 Uhr. Am 4. Januar findet ein besonderer Nachmittag im Kloster Marienberg statt (14.00 bis 19.00 Uhr). 

Weitere Informationen und Eindrücke zum Kerzenziehen und zur Arbeit des Stipendienfonds finden Interessierte auf der
Webseite unter www.waldorf-vinschgau.it 

Redaktion

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