Evelyn Angerer, die an der Uni Bozen arbeitet, ließ sich von Alieu Jallow aus Gambia ein Leibchen schneidern.
Maria Walcher und Adama Keita aus Mali, der die Bogolan-Technik beherscht
Beim Aussuchen der Stoffe

Kontakte „schneidern“

Publiziert in 24 / 2018 - Erschienen am 10. Juli 2018

Tschengls - Wer unterwegs ist, lernt andere Leute kennen und erfährt, was sie können, denken und anders machen. Für die aus Brixen stammende und in Innsbruck lebende Künstlerin Maria Walcher ist das „Unterwegssein“ ein Schlüsselbegriff und das eigentliche Thema ihres Projektes „querSCHNITT“. Unterwegs ist sie mit einem VW-Bus, in dem alles Platz findet, was es für eine Schneiderei braucht: Nähmaschinen, Stoffe, Farben, Stühle, Tische. Schon seit April dieses Jahres fährt Maria Walcher mit der mobilen Schneiderei quer durch Südtirol. Kürzlich war sie in Laas, Tschengls und Mals zu Gast. „Das Schneidern ist ein Handwerk, das sich gut dafür eignet, mit Leuten in Kontakt zu kommen“, sagte die Künstlerin bei ihrem Aufenthalt in der Tschenglsburg. Und auch interkulturelle Begegnungen werden gefördert, vor allem zwischen Personen, die mit Textilien arbeiten. Maria Walcher ist nicht allein unterwegs, sondern zieht mit internationalen Schneiderinnen und Schneidern von Platz zu Platz, von Schule zu Schule, von Dorf zu Dorf. In der Tschenglsburg waren es der gelernte Schneider Alieu Jallow aus Gambia und Adama Keita aus Mali, der interessierten Personen in die Bogolan-Technik einführte. Bogolan ist das Produkt einer afrikanischen Web- und Färbetechnik, die ursprünglich in Mali beheimatet ist. Für Maria Walcher, die in der Vergangenheit schon mehrmals mit einer Nähmaschine unterwegs war, zunächst in einem Koffer und dann mit einem Fahrrad, ist die mobile Schneiderei „eine Bühne, die im gemeinsamen Tun Dialoge hervorruft und Geschichten entstehen lässt.“  Das Kunstprojekt „querSCHNITT“ habe das Ziel, „einen interkulturellen Austausch über das textile Medium im öffentlichen Raum zu schaffen.“  In Angriff nehmen konnte Maria Walcher das Projekt, nachdem sie 2016 den „benno barth award“, einen Föderpreis für sozial engagierte Kunstprojekte, erhalten hatte. Das Mobiliar der mobilen Schneiderei wurde in Zusammenarbeit mit dem Atelier Prey der Universität Bozen designt. Die Entwürfe stammen von den Studierenden Manuel Immler und Laura Heym. Werner Schönthaler vom Castelatsch-Hof in Tschengls hatte für das Projekt Hanfstoffe zur Verfügung gestellt. Mitgetragen und unterstützt wird „querSCHNITT“ im Vinschgau im Rahmen von „BASIS Raumstation Residency“. Vom 24. bis zum 26. August ist die mobile Schneiderei übrigens in Karthaus im Schnalstal zu Gast.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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