Lukas Fleischmann rückt junge Musikschaffende in den Fokus.
Der Latscher ist selbst begeisterter Musiker.

Laut sein und wachsen

Der 19-jährige Lukas Fleischmann will mit seinem Projekt „Crescendo“ jungen Komponistinnen und Komponisten eine Bühne geben.

Publiziert in 1 / 2024 - Erschienen am 16. Januar 2024

Latsch - Spricht man mit Lukas Fleischmann, dann merkt man schnell: Der Latscher ist Feuer und Flamme für die Musik. Und mit seiner Leidenschaft will er Bleibendes schaffen. Nicht nur in den Stücken, die er selbst komponiert und am Klavier spielt. Mit „Crescendo“ hat der 19-Jährige ein Projekt ins Leben gerufen, das in dieser Form im Vinschgau wohl einmalig ist. „Dabei stehen junge Komponierende im Rampenlicht“, betont Fleischmann. Das heißt: Songwriter oder eben Komponisten von Liedern im Alter zwischen 14 und 25 Jahren konnten sich in den vergangenen Wochen und Monaten melden und erhalten demnächst eine Bühne. Bei vier Konzertabenden (siehe Infobox) im Raum Vinschgau-Burggrafenamt. „Dabei können sie ihre Werke entweder alleine vorführen oder gemeinsam mit Profis“, erklärt der Projektleiter. Dem voraus gehe eine längere Probezeit, wo Musikerinnen und Musiker ihren Kompositionen den letzten Schliff geben können.

Es soll ein Startschuss sein
Das Projekt soll aber mehr als das sein. Es soll sozusagen ein Startschuss sein. Ein Startschuss für ein Komponisten-Netzwerk im Vinschgau. „Es gibt viele junge talentierte Musikschaffende in unserem Tal. Diese müssen entdeckt werden“, betont Lukas Fleischmann. Oft würden sie sich nicht getrauen mit ihren Kompositionen an die Öffentlichkeit zu gehen und diese vor Publikum aufzuführen. „Wir wollen ihnen eine Starthilfe geben“, so Fleischmann. Ohnehin seien die Hürden für aufstrebende Talente in Südtirol oft groß, eine musikalische Begleitung zu finden immer wieder eine Herausforderung. Fleischmann weiß wovon er spricht: „Ich bin selbst Musiker und habe Erfahrung damit, wie schwierig es ist, Leute zu finden, um mit ihnen zu spielen“. Es sei schwierig sich zu vernetzen. „Crescendo“ solle dem ein Ende setzen. „Das mittelfristige Ziel ist es natürlich, dass sich die jungen Musikschaffenden auch selbst vernetzen. Das Projekt soll somit idealerweise ein Kick-Off sein, ein Anfang für eine neue Szene im Vinschgau sein“, blickt Fleischmann voraus. Möglichkeiten sich zu vernetzen dürften sich bereits bei den Konzerten ergeben. „Dabei werden sicher auch Personen aus der Musikszene dabei sein. Und nicht zuletzt könnten sich weitere Chancen für die jungen Musikschaffenden durch die öffentlichen Konzerte ergeben, sie könnten dadurch für Feierlichkeiten wie Hochzeiten gebucht werden“, so der Initiator.

Musiker aus Leidenschaft
Auf die Idee sei er im Juni des vergangenen Jahres gekommen. Vor einigen Monaten stellte er sie dem Ausschuss des Jugendtheaters Vinschgau (Juvi) vor. Sie waren begeistert, das Juvi – in dem Fleischmann selbst als aktiver Theaterspieler dabei ist und zuletzt im Stück „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo glänzte“ – konnte als Partner gewonnen werden. „Für die Unterstützung bin ich sehr dankbar, ganz alleine wäre es schon schwierig“, so der Latscher, der im vergangenen Jahr im sozialwissenschaftlichen Gymnasium mit Schwerpunkt Musik in Meran die Matura erfolgreich absolvierte. Bereits in der Schule habe er oft Projekte realisiert. „Das ist aber ganz etwas anderes, hier geht es darum ein großes Projekt selbst in die Hand zu nehmen und die Verantwortung dafür zu übernehmen. Das wollte ich schon immer mal machen“, erzählt er. Natürlich ist er auch selbst Musiker aus Leidenschaft und hat im Alter von nur fünf Jahren damit begonnen. Eine typische Laufbahn quasi, mit Singen und Blockflöte – bis zum Alter von neun Jahren. Bereits damals standen erste Klavierstunden auf dem Programm, der kleine Lukas entdeckte seine Liebe zu diesem zeitlosen Instrument. Er bewies schnell Talent. Auf den Geschmack gekommen war er auch bereits durch seinen älteren Bruder, der ebenfalls Klavier spielte. Das Instrument wurde sozusagen ein täglicher Begleiter. In der Oberschule durfte eine Schulband nicht fehlen, Keywhy nannte sich seine. Auch Eigenkompositionen schreibt Fleischmann regelmäßig, etwa für Juvi-Theaterstücke.

Klang und Vielseitigkeit
„Der Klang und die Vielseitigkeit des Klaviers haben mich schon immer beeindruckt“, betont der Musiker, Feuer und Flamme für das Instrument. „Man kann Solo spielen und alles begleiten, man findet in den meisten Genres etwas. Und es hilft sehr beim Komponieren, es gibt dir ein vollständiges visuelles Bild“, schwärmt er. Einige „Ausflüge“ in der Oberschule zur Gitarre durften freilich nicht fehlen, „seinem“ Klavier blieb er aber immer treu.

„Rekrutierungsarbeit“
Um sein Projekt voranzubringen, war er selbst aktiv, leistete unter anderem „Rekrutierungsarbeit“. Bei Konzerten in der Umgebung war er so oft wie möglich selbst vor Ort, und kam mit Musikerinnen und Musikern ins Gespräch. Demnächst sollen bereits die Probephasen anlaufen, die Anmeldungen waren bis Mitte Jänner möglich. Vor den Aufführungen im Mai stehen dann freilich gar einige Proben auf dem Programm. „Da können die Komponierenden an ihren Stücken arbeiten. Sie können alleine auftreten, können aber auch sagen, wenn sie professionelle Begleitung etwa durch Bass und Schlagzeug, brauchen“, erklärt Fleischmann. Auch erhalten die Musikschaffenden Feedback.  

Zunehmende Lautstärke und Wachstum
Kreativ zeigte sich der Latscher Musiker auch in Sachen Namensfindung. „Im Brainstorming habe ich mir viele Begriffe aufgeschrieben, die mir zu diesem Thema einfielen“, erinnert sich Fleischmann. Geblieben sei schlussendlich „Crescendo“. „Einerseits ein Begriff aus der Musik, andererseits ein Wort, dass die Ziele des Projekts gut beschreibt“, erklärt er. Mit dem Begriff, der sich vom lateinischen „crescere“ (anwachsen) ableitet, verlangt der Komponist eine dynamische Steigerung, also zunehmende Lautstärke. Zudem versteht man darunter das Wachsen. „Die jungen Leute sollen laut sein, sich Gehör verschaffen und wachsen, also musikalisch reifen“, so Fleischmann.

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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