„Leises Jammern und lautes Weinen“
Weltkriegs-Ausstellung der Schützenkompanie „Major Franz Muther“ in der St.-Marx-Kirche.
Laas - An sich wollten Hauptmann Patrick Angerer und Oberleutnant Jürgen Platzer die Fotoausstellung „Laas 1914 – 1918“ schon am 3. November eröffnen – exakt 100 Jahre nach dem Waffenstillstand zwischen Italien und Österreich-Ungarn. Wegen der Gedenkfeier am Soldatenfriedhof in Spondinig wurde es der 10. November, fast genau 100 Jahre nach dem Waffenstillstand zwischen Deutschland und den Westmächten Frankreich und England. Das tat dem Interesse aber keinen Abbruch. Hauptmann Angerer ließ Besucher und Ehrengäste mit Pfarrer Roland Mair, Bürgermeister, Referenten und Mitgestaltern des „Laaser Schützenbuches“ von 2001 durch eine Bläsergruppe der Musikkapelle Laas unter Kapellmeister Hansjörg Greis feierlich willkommen heißen. An sich habe Jürgen Platzer schon 2013 angeregt, zum Ende des 1. Weltkrieges ein Zeichen zu setzen, erklärte Angerer. „Es hat sich aber vieles verzögert, bis wir mit dem Experten Manfred Haringer und dem Schützenhauptmann von Taufers i. M., Tobias Wiesler, das Konzept einer Fotoausstellung gefunden hatten.“ „Ortlerfrontexperte“ Haringer bezeichnete als Kern der Ausstellung die Feldpostkorrespondenz verschiedener Laaser Familien. Er erklärte die Organisation der kaiserlich-königlichen Feldpost und las Briefe aus dem mehr als 80 Feldpostkarten umfassenden Nachlass von Gottfried Wielander vor. Als Kontrast zu einer „offiziellen Todesnachricht“, die Tobias Wiesler vortrug, wurde auch aus lustigen Briefen zitiert. Nicht zitiert wurde der Bericht des verwundeten Kaiserjägers Gottfried Wielander an seine „liebe Mama“. Gemeint war seine Frau Zenzl, der er erzählte wie man im Bregenzer Lazarett zwar gut verpflegt, aber durch „leises Jammern abwechselnd mit lautem Weinen“ an den Krieg erinnert wurde. Bürgermeister Andreas Tappeiner meinte in seinen Grußworten: „Solche Ausstellungen sollen uns bewusst machen, was Friede heißt.“ Kulturreferentin Verena Tröger zeigte sich sehr beeindruckt von der Ausstellung. „Was für die Jugend sehr weit weg und sehr abstrakt ist, wird so greifbar übermittelt“, sagte sie. Neben den Feldpostkarten, Fotografien, Kriegsanleihen gibt die Sammlung der „Österreichs Illustrierten Zeitung“, zur Verfügung gestellt von Annemarie Grüner, Einblicke in die Kriegspropaganda des Habsburger Reiches. Waffen, Ausrüstung, Alltagsgegenstände und Uniformen in den Vitrinen ergänzen das Gesamtbild des entbehrungsreichen Soldatenlebens. Eine Dokumentation des ORF mit Originalaufnahmen versetzt audiovisuell in die „Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts“. Im Überblick über die Gefallenen aller Laaser Fraktionen ragte vor allem Tanas mit einem außergewöhnlichen hohen Blutzoll heraus. Die Ausstellung in der Marx-Kirche ist noch zugänglich heute, Mittwoch, von 18 bis 21 Uhr, am Freitag, 16. von 18 bis 21 Uhr, am Samstag, 17. von 14 bis 21 Uhr und am Sonntag, 18. November, von 11 bis 19 Uhr.