Diese Luftaufnahme zeigt die Unglücksstelle am Tag danach.
Die Beinahe-Katastrophe endete glimpflich. Auch der Sachschaden an der Bahn hielt sich in Grenzen.
Die Mure verlegte die Gleise. Foto: FFW Göflan

Mure trifft Bahn: Wieder Schrecksekunden im Zug

Erinnerungen an 2010 wurden wach: Eine Mure streifte bei Göflan die Vinschger Bahn. Das Unglück endete glimpflich, ermittelt wird dennoch.

Publiziert in 1 / 2018 - Erschienen am 16. Januar 2018

Göflan -  „Es war Glück im Unglück. Wir alle sind heilfroh, dass sich niemand verletzt hat. Ein Dank geht auch an die Einsatzkräfte, die schnell gehandelt haben“. So blickt der Schlanderser Bürgermeister Dieter Pinggera auf das Zugunglück zurück. Es war in der vergangenen Woche, am Dienstagmorgen, als sich die Schock-Nachricht wie ein Lauffeuer im Vinschgau verbreitet hatte. 
„Mure auf die Vinschger Bahn“, lautete die Erstmeldung. Erinnerungen an das verheerende Zugunglück in der Latschander, als 2010 neun Menschen ihr Leben verloren, wurden wach. Glücklicherweise kam diesmal niemand zu Schaden. Die 25 Fahrgäste blieben unverletzt und kamen mit dem Schrecken davon.  
Die Mure war um 6.10 Uhr bei Holzbrugg in Göflan abgegangen und hatte die Gleise der Vinschgerbahn auf einer Länge von zehn Metern verlegt, Schnee und Erdmassen haben die Bahnlinie bis zu einer Höhe von 40 Zentimetern bedeckt. Der um 5.42 in Mals gestartete Zug fuhr auf die Erdmassen auf und wurde sofort gestoppt. Beim Auffahren auf die Erdmassen sprang die Vorderachse der Zuggarnitur aus den Schienen. Am Zug entstand nur geringfügiger Sachschaden. 
Eine große Rettungskette wurde in Gang gesetzt. Der Zugführer verständigte umgehend die Fahrleitzentrale in Meran, die ihrerseits sofort die Notrufnummer 112 kontaktierte. Sofort vor Ort waren die Berufsfeuerwehr, Freiwillige Feuerwehren, Verantwortliche des Zivilschutzes und Geologen. Die Freiwillige Feuerwehr von Göflan kümmerte sich um die Aufräumarbeiten. Die 25 Fahrgäste wurden von den Wehrleuten zum Bahnhof nach Schlanders gebracht. Ein Schienenersatzdienst mit Bussen wurde eingerichtet. Bereits am Tag nach dem Unglück konnte die Bahn wieder planmäßig fahren. 

„Unglückliche Umstände“ 
Gründe für den Murenabgang seien laut erster Einschätzung der Geologen vor Ort die unglückliche Kombination aus den starken Schneefällen der Tage zuvor und der dann eingesetzten Regenfälle in Verbindung mit warmen Temperaturen gewesen. Deshalb sei so viel Wasser über die Hänge abgeflossen, welches nicht im teils gefrorenen Boden aufgenommen werden konnte und unter anderem durch Schneehäufen und Vereisungen über Rinnen abgeflossen ist. Es habe sich um ein extrem seltenes Naturphänomen, das so nicht voraussehbar war, gehandelt, meinte Landesgeologe Volkmar Mair. Derweil will die Staatsanwaltschaft die Schuldfrage rechtlich klären und hat Ermittlungen gegen Unbekannt eingeleitet, wegen des Verdachts auf fahrlässige Auslösung einer Katastrophe. 
„Acht Mitarbeiter der STA sind das ganze Jahr über und bei Bedarf rund um die Uhr mit großem Einsatz darum bemüht, die Flächen, Wasserläufe und Hänge längs der Bahnlinie zu überwachen und mit verschiedenen Maßnahmen wie Hangsicherungen, Schneeräumung und dergleichen, für größtmögliche Sicherheit zu sorgen. Durch diese Vorkehrungen konnte diesmal wohl Schlimmeres verhindert werden“, so der Direktor der Südtiroler Transporstrukturen AG (STA), Joachim Dejaco, in einer Stellungnahme.  
„Die Sicherheitsbestimmungen vonseiten der zuständigen Strukturen werden sicherlich sehr ernst genommen, ich denke nicht, dass hier oberflächlich gearbeitet wird“, betont auch Dieter Pinggera gegenüber dem der Vinschger. Es gebe jedoch außergewöhnliche Wetterphänomene, die sich auch häufen könnten. „Die absolute Sicherheit gibt es im Gebirge wohl leider nicht“, so der Schlanderser Bürgermeister. Man müsse schauen, auch solche außergewöhnlichen und schwierig vorhersehbare Ereignisse mit auf dem Radar zu haben. 

Michael Andres
Michael Andres

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