So präsentiert sich der Platz heute.
Rendering des „neuen“ Platzes.

„Ort der Begegnung“

Am Kirchplatz in Latsch soll ein neuer Treffpunkt entstehen.

Publiziert in 18 / 2023 - Erschienen am 10. Oktober 2023

LATSCH - „Ein Ergebnis der Bürgerbefragung im Leitbild der Gemeinde Latsch war es, dass sich die Menschen Orte der Begegnung wünschen, wo Freiräume geschaffen werden, ohne Autos“, betonte Bürgermeister Mauro Dalla Barba bei der Vorstellung des Siegerprojektes zur lebendigen Gestaltung des Kirchplatzes. Unter dem Motto „Mehr Begegnung, weniger Verkehr“ war der Wettbewerb über die Bühne gegangen, vier Projekte wurden schließlich eingereicht. „In den Arbeitsgruppen zum Leitbild kam heraus, dass Latsch eigentlich keinen echten zentralen Platz hat“, so Dalla Barba. Der Kirchplatz, umringt von historischen Gebäuden, verdiene sich eine bedeutendere Rolle. Die Bozner Architektin Gertrud Kofler, die den Wettbewerb begleitet hatte, stellte die Kriterien vor. Die Vorgaben der Gemeinde seien präzise gewesen. Der Platz sollte ein offener, freier Platz sein, der eine variable Nutzung zulässt. Der Platz sollte belebt wirken. Bei Festlichkeiten für die Kirche müsse genügend Platz für die Vorbereitung des Einzuges in die Kirche für Musikkapellen, Vereine und Kirchgänger vorgesehen werden, Platz und Straße sollten hierbei gesperrt werden können. Der Platz solle für Feste nutzbar sein. Märkte, die vorwiegend am daneben liegenden Lacusplatz stattfinden, sollen auf den Kirchplatz erweitert werden können. Die Zugänge zum bestehenden Lokal, der Peggerbar, sollen weiterhin gut funktionieren. Der Platz solle grundsätzlich zwar verkehrsberuhig sein, die Zufahrten für die Anrainer müssen jedoch eingehalten werden.

Viele Herausforderungen
„Der Platz ist nicht groß, aber es gab viele Herausforderungen, insbesondere wegen der präzisen Vorgaben“, erklärte Architektin Heike Pohl. Die Latscherin, die selbst am Kirchplatz ein Büro hat, kennt den Ort bestens. In ihrem Projekt solle die Kirche nicht nur Namensgeber des Platzes sein, sondern auch als eine Art Vorplatz spürbar sein. Auf der östlichen Seite befindet sich ein Baum. „Dieser stellt einen Bezugspunkt dar“, so die Latscher Architektin. Der große Laubbaum solle zudem die verschiedenen Jahresszeiten widerspiegeln. Der Platz müsse „in den verschiedenen Situationen viel können“, sprich, wenn wenig los ist, sollte er nicht leer ausschauen, aber auch wenn hier viel los ist, sollte es noch angenehmen sein. In Sachen Beleuchtung setze man weiterhin auf eine Lampe, die die beiden Fassaden der gegenüberliegenden Gebäude verbindet. Dies gebe es heute im Vinschgau nur mehr selten. Am Platz entstehen 20 neue Radparkplätze.
Die Jury, bestehend aus Architekt Roland Baldi, Bürgermeister Mauro Dalla Barba, Gemeindereferent Manuel Platzgummer, Architektin Ulla Hell und Architekt Klaus Ausserhofer, entschied sich einstimmig für das Projekt von Heike Pohl. Es könne „ein Wohnzimmer für Latsch“ werden, so Manuel Platzgummer. Es gebe bereits jetzt viele Ideen der Anrainer, was hier in den nächsten Jahren noch geschehen könne. Das Gasthaus spiele eine wichtige und zentrale Rolle, hier könne sich künftig viel tun. „Aber so wie der Platz derzeit ist, nutzt es wenig, gute Ideen zu haben“, so der Gemeindereferent. Man müsse „das Ganze als Chance und einen Schritt in die Zukunft sehen, woraus ein großer Gewinn für unser Dorf werden kann“.

Großzügigkeit und Flexibilität
 Im Urteil der Jury heißt es: „Die Gliederung des Platzes bis hin zur Friedhofsmauer mit den Scharen von Steinbändern schafft eine Großzügigkeit und Flexibilität. Die Anordnung der einzelnen Bereiche ordnet einerseits den Platz und lässt andererseits viel Raum für Veranstaltungen. Auch die Positionierung des Baumes ist gut gewählt. Die Materialien harmonieren mit dem Ort und schaffen eine angenehme Atmosphäre. Die Anordnung des Mobiliars in der Ordnung der Scharen ist ein schlüssiges Konzept. Die vorgeschlagenen Leuchtkörper schaffen eine sehr gute Belichtung des Platzes“. Ein interessantes Projekt habe auch der Latscher Architekt Klaus Marsoner eingereicht, wie Mauro Dalla Barba betonte. Er entschied sich für eine komplette Sperre des Platzes und die Zufahrt über die Herrengasse. Dieses Mobilitätskonzept sei jedoch zu gewagt erschienen.

Viele leere Plätze?
Man müsse jedoch aufpassen, nicht „viele schöne, aber leere Plätze“ zu haben, merkte etwa Gemeinderat Hermann Raffeiner Kerschbaumer kritisch an. Wenn hier weitere 8 Parkplätze gestrichen werden, sei es problematisch, die Menschen von außerhalb ins Dorf zu holen. Zudem sei der Lacusplatz ein warnendes Beispiel. Auch seien Parkplätze direkt vor der Kirche nötig. Der Parkplatzproblematik entgegnete Mauro Dalla Barba, dass ein Anhalten, um Kirchgänger abzuholen, nach wie vor möglich sei. Die Hälfte der Parkplätze sei ohnehin von „Dauerparkern“ besetzt, zudem würden beim Quartier Mühlrain viele neue Parkplätze entstehen (siehe dazu eigenen Artikel). Weiters arbeite die Gemeindeverwaltung derzeit an einem Parkplatzkonzept für das gesamte Dorf. Der Kirchplatz solle ein „lebendiger Platz mit Wohlfühlatmosphäre“ werden, so Dalla Barba.

Michael Andres
Michael Andres

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