Pannenvieleck
Publiziert in 13 / 2016 - Erschienen am 6. April 2016
Wenn es um das zukünftige Gesicht Europas geht, dann wird gerne nach Skandinavien oder in die Benelux-Länder geschaut. Egal, ob es um Sterbehilfe, Drogenkonsum, Bildungssystem, eingetragene Partnerschaften, Säkularisierung oder das friedliche Miteinander geht, in diesen Staaten ist man bereits dort, wo die anderen hin sollen. Gerade Belgien (mit Brüssel als der „Hauptstadt“ Europas) war immer wieder Vorreiter, ideologisch wie politisch. Doch Ideal und Wirklichkeit des Miteinanders klaffen schon lange auseinander. Die holländisch sprechenden Flamen und die frankophonen Wallonen entfernen sich immer mehr voneinander: Übersprühte zweisprachige Ortsnamentafeln sind keine Seltenheit, die Föderalisierung geht oft bis an die Grenze zur Handlungsunfähigkeit, sogar Unabhängigkeitsforderungen werden laut. Die Pannen vor und nach dem Terroranschlag am 22. März haben gezeigt, dass das sprachlich und politisch zerrüttete Belgien ein ernstes Problem besitzt. Nicht-integrierte, gewaltbereite Islamisten sind nur ein kleiner Teil davon. Frei nach Shakespeare: „Es ist etwas faul im Staate Belgien.“z

Christian Zelger