Das Projekt „Ortler Ronda“ sieht u.a. den Bau einer Pendelbahn von der Bergstation des 2er-Sessellifts Langenstein zum Hintergratkopf vor.

Rückschlag für „Ortler Ronda“

Publiziert in 8 / 2023 - Erschienen am 24. April 2023

Sulden - Für enttäuschte Gesichter bei der Seilbahnen Sulden GmbH, der Tourismusbranche und bei der Gemeinde Stilfs sorgte das Urteil des Staatsrates vom vergangenen 18. April, mit dem das seit Jahren geplante Skikarussell „Ortler Ronda“ einen herben Rückschlag erlitt. Der Staatsrat hat das Urteil des Bozner Verwaltungsgerichtes von 2020 zugunsten des Projektes annulliert, den Erstrekurs verschiedener Umweltverbände an das Verwaltungsgericht aus dem Jahr 2018 angenommen und den Landesregierungsbeschluss Nr. 106 von 2018, mit dem die „Ortler Ronda“ genehmigt worden war, aufgehoben. Die Kernaussage des Staatsratsurteils sieht Rechtsanwalt Rudi Benedikter, der die Umweltverbände (Alpenverein Südtirol, Dachverband für Natur- und Umweltschutz und weitere) zusammen mit der Rechtsanwältin Paola Brambilla vertritt, darin, dass keine „Strategische Umweltprüfung“ durchgeführt worden sei, wie sie eine EU-Richtlinie aus dem Jahr 2001 obligatorisch vorschreibe. Laut Benedikter habe das Projekt „alle ökologischen Schutznormen des doppelt und dreifach geschützten Ökosystems Nationalpark Stilfser-Joch verletzt.“ Die Projekt-Betreiber hätten sich auch über den Landesskipistenplan hinweggesetzt. „Zum Glück für den Nationalpark, die hochalpine Umwelt und das Klima wurde diesem Projekt nun ein Riegel vorgeschoben“, so Benedikter, der von einer „exemplarisches Entscheidung des Höchstgerichtes“ spricht. Von einem „guten Tag für den Naturschutz“ ist auch in einer gemeinsamen Presseaussendung von Mountain Wilderness und dem Dachverband für Natur- und Umweltschutz die Rede. Der Staatsrat habe das Projekt „Ortler Ronda“ vorerst gestoppt. An die Landesregierung geht die Forderung, „angesichts des galoppierenden Klimawandels und des rasanten Artensterbens das Projekt endgültig ad acta zu legen.“ Die Errichtung der neuen Seilbahn zum Hintergratkopf und der Bau einer neuen Skipiste hätten die Moräne unter der Hintergratspitze unwiederbringlich zerstört. Als Feigenblatt für diesen massiven Eingriff habe der Politik die Idee eines verkehrsberuhigten Suldens gedient. Die Landesregierung habe im Herbst den neuen Entwurf des Nationalparkplans und der Nationalparkordnung vorgelegt. In den Durchführungsbestimmungen heißt es: „Bei nachgewiesenem sozialen und wirtschaftlichen Nutzen sind neue Aufstiegsanlagen für neue zulässige Skipisten erlaubt, sofern sie in einer angemessenen gebietsstrategischen Planung enthalten sind“. Die Natur- und Klimaschutzvereine fordern nun erneut, diesen Passus zu streichen. Um ihre Sicht der Dinge darzulegen und die weitere Vorgangsweise vorzustellen, hat die Seilbahnen Sulden GmbH für den 24. April (nach Redaktionsschluss) eine Pressekonferenz in Prad im Beisein des Bürgermeisters der Gemeinde Stilfs, Franz Heinisch, anberaumt. In Sulden wartet man schon lange auf den Bau der Hintergratbahn, mit der die „Ortler Ronda“ vervollständigt werden soll. Auf die Umsetzung des Projektes war u.a. auch bei einem Informations- und Diskussionsabend mit Landeshauptmann Arno Kompatscher im Sommer 2022 in Sulden gedrängt worden. Die Pendelbahn sollte von der Bergstation des 2er-Sessellifts Langenstein zum Hintergratkopf fahren. Von dort soll die neue Piste „Gran Zebrù“ zur Mittelstation der Seilbahnverbindung Sulden-Schaubachhütte führen.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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