Viele sind gekommen, um an der offiziellen Inbetriebnahme und Segnung des Wasserkraftwerks Konfall in Schluderns teilzunehmen.
Viele sind gekommen, um an der offiziellen Inbetriebnahme und Segnung des Wasserkraftwerks Konfall in Schluderns teilzunehmen.
Das Eröffnungsband wird durchschnitten.
Die 4-düsige Pelton-Turbine

Saubere Energie und mehr

Publiziert in 17 / 2022 - Erschienen am 27. September 2022

Schluderns - Die Vorlaufzeit für die Errichtung des Wasserkraftwerks Konfall in Schluderns war lang und auch etliche Schwierigkeiten waren zu überwinden, aber die Bauarbeiten selbst gingen dann sehr rasch über die Bühne. „Dieses Kraftwerk ist ein besonderes Projekt, denn es ist ein Beregnungswerk“, freute sich Bürgermeister Heiko Hauser bei der offiziellen Inbetriebnahme und Segnung des Kraftwerks am 18. September. Die Gemeinde ist mit 76% am Kraftwerk beteiligt, die SEG und das VEK mit jeweils 12%. „Gleichzeitig kann das Bonifizierungskonsortium Vinschgau mit der Beregnungsanlage Ebnet Schluderns direkt vom Werk das Beregnungswasser entnehmen“, so Hauser. Die erste Idee, ein solches Kraftwerk zu bauen, war seinerzeit vom damaligen Vizebürgermeister Siegfried Stocker ausgegangen. Der ehemalige Bürgermeister Erwin Wegmann und der Landwirtschaftsreferent Andreas Hauser griffen die Idee vor über 10 Jahren im Rahmen des „Etschdialoges“ auf. Die damals vom Wasserbauingenieur Walter Gostner erstellten Vorprojekte für die Beregnungsanlage (ca. 200 Hektar) und das Kraftwerk wurden von den Behörden zwar positiv begutachtet, doch später kam das Vorhaben ins Stocken. Erst 2019, als eine Finanzierungszusage seitens des Staates für die Beregnungsanlage eintraf, kam wieder Bewegung in die zwei Projekte. „In dieser Phase sicherte der Gemeinderat unter Bürgermeister Peter Trafoier dem Beregnungsprojekt eine Querfinanzierung von 750.000 Euro zu“, blickte Heiko Hauser zurück.

Abstimmung als Startschuss

Entscheidung für den Bau des Kraftwerks war die positive Abstimmung (über 90%) über den Bau der Beregnungsanlage. Im April 2021 wurde die „Wasserkraftwerk Konfall Konsortial GmbH“ gegründet. Mit Alexander Telser als Präsident und den Verwaltungsratsmitgliedern Bernd Stocker, Peter Trafoier, Martha lnnerhofer und Heiko Hauser wurde ein kompetentes Gremium eingesetzt. Zumal die Arbeiten im Zeitraum von Mai bis Juli 2021 ausgeschrieben und vergeben werden konnten, „blieben wir von den jüngsten Preissteigerungen verschont“, unterstrich der Bürgermeister. Er dankte den Grundbesitzern, den Firmen für die pünktliche und gute Ausführung der Arbeiten sowie der Alperia für die gute Zusammenarbeit. Am 8. April 2022 ging das Kraftwerk in Betrieb. Es befindet sich derzeit noch immer im Probebetrieb. Zusätzlich zur Produktion sauberer Energie ist das Projekt laut Heiko Hauser mit etlichen positiven Synergieeffekten verbunden: ökologische Aufwertung des Saldurbaches und der Schludernser Au, Wassereinsparung durch die neue Beregnungsanlage, die sich im Bau befindet, zwei Löschhydranten für die Freiwillige Feuerwehr, 600 Meter langer Forstweg beim Förchenwald. Die Gesamtkosten des Projektes bezifferte der Bürgermeister mit 3,9 Mio. Euro.

„Ökologischer Zugewinn“

Der Projektankt und Bauleiter Walter Gostner sieht im Projekt eine Neukonzeption der Wassernutzungen für Schluderns. Die Idee des Anschlusses einer Abzweigungsleitung für Schluderns am Druckstollen in Muntetschinig habe ihn sofort begeistert. Zusätzlich zur Stromerzeugung (bis zu 7 Millionen kWh pro Jahr, was einem Stromverbrauch von etwa 2.000 Haushalten entspricht), „werden ca. 200 Sekundenliter nach dem Passieren der Turbine an den Saldurbach zurückgegeben, während ca. 100 Sekundenliter in die neue Beregnungsanlage, deren Hauptleitung im Keller des Krafthaueses startet, eingespeist werden.“ Im Saldurbach werde nun ab Konfall ganzjährig eine Wassermenge von mindestens 400 Sekundenlitern fließen. In der Vergangenheit führte der Bach bei Trockenperioden kein Wasser. Auch die Schludernser Au werde nun aufgewertet. Mit der Umstellung von Berieselung auf Beregnung könne in der Schludernser Ebene eine Wassereinsparung von 400 auf 100 Sekundenliter erzielt werden. „Wie wichtig solche Anlagen sind, zeigt die aktuelle Energiekrise, bei der uns die Anhängigkeit von externen Energiequellen drastisch vor Augen geführt wird“, sagte Gostner. Ähnlich wie es Österreich die Schweiz derzeit vormachen, sollte auch in Südtirol das noch vorhandene Potenzial der Wasserkraft genutzt werden: „Auch bei uns sind noch sehr gute Möglichkeiten vorhanden, Wasserkraftwerke in ökologisch verträglicher Weise zu errichten.“ Im Vergleich zu den jahrelangen Vorarbeiten sei der Bau des Kraftwerks schnell über die Bühne gegangen. Mit Grußworten warteten auch Peter Trafoier im Namen der „Wasserkraftwerk Konfall Konsortial GmbH“, der Landtagsabgeordnete Sepp Noggler, VEK-Obmann Andreas Tappeiner und SEG-Obmann Elmar Koch auf. Koch rief die Landespolitik sinngemäß dazu auf, den Bürokratieabbau nicht nur vor Wahlen zu predigen, sondern auch konkret etwas dagegen zu tun. Den kirchlichen Segen erteilte Pfarrer Alfred Gander.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.