Gleich mehrere Strukturen und Einrichtungen, erbaut mit Hilfe von Spenden aus Südtirol, konnten im Beisein von Petra Theiner in Kalkutta offiziell eröffnet werden.
Als sie diesen Jungen sah, kamen Petra die Tränen. Auf seinem Leibchen steht HOPE (Hoffnung).
Zerstörte Häuser am Fuß der Müllhalden.
Einer der vielen Lepra-Patienten.
Diesem „Voterle“ (O-Ton Petra) hat der Verein ein kleines Haus gebaut.
Die Ärmsten der Armen hießen Petra mit einer speziellen Zeremonie willkommen und wuschen ihr die Füße.
Die Ärmsten der Armen hießen Petra mit einer speziellen Zeremonie willkommen und wuschen ihr die Füße.
Bei der Verteilung von Lebensmitteln.

„Tausend Dank, …

… dass ihr mit mir Hoffnung schenkt“

Publiziert in 9 / 2025 - Erschienen am 6. Mai 2025

Kalkutta/Prad - Mit starken Eindrücken und ungebrochener Hilfsbereitschaft ist Petra Theiner unlängst von ihrem jüngsten Einsatz in Kalkutta zurückgekehrt. Seit 21 Jahren setzt sich die Praderin dort für die Ärmsten der Armen ein. Auch den heurigen Aufenthalt in Kalkutta und Umgebung nutzte sie dazu, um sich ein Bild von der Umsetzung der Projekte zu machen und neue Vorhaben zu planen. Dieses Mal sei es besonders „zach“ gewesen: „Es waren 40 Grad Hitze, man kann kaum atmen in diesem Dreck und Gestank. Es ist unbeschreiblich.“ Aber trotzdem gebe es bei allem Leid und Elend auch viel Hoffnung, „weil es Südtirol gibt.“ Bereits am ersten Tag konnten in einem der größten Slums 8 Gemeinschaftstoiletten, mehrere Waschräume, eine Struktur zur Trinkwasserversorgung und ein Gemeinschafts-Sprengel eröffnet werden. Petra: „Viele Menschen weinten vor Freude.“ In Zukunft sollen in diesem Slum mehrmonatige Nähkurse für Frauen organisiert werden. „Es ist unser Ziel, die Frauen stark zu machen,“ so Petra. Dringend benötigt werden 20 Billighäuser für Familien, die derzeit unter Plastikplanen leben. In 3 Slums in Kalkutta unterstützt der Verein „Hoffnung auf einen besseren Morgen“ 105 Kinder, um sie vom Zwang des Bettelns an Bahnhöfen zu befreien und in die Schule zu schicken.  

Gasexplosion auf Müllhalde

Dramatische Bilder boten sich der Praderin, als sie die größte Müllhalde in Kalkutta besuchte. Dort hatte es am 21. März, 2 Tage vor ihrer Ankunft in Kalkutta, eine riesige Gasexplosion gegeben. Die „Müllmenschen“ leben auf und am Fuße der Müllhalden, wo der Müll der 25-Millionen-Metropole landet. Der Verein von Petra hat bereits zwei Mal Toiletten bei den Halden gebaut. Vor 3 Jahren wurden sie von einem Monsun zerstört, danach neu errichtet und nun bei der Explosion erneut schwer beschädigt. Petra: „100 Familien haben alles verloren. Es gibt derzeit immer noch keinen Strom, kein Wasser und die hygienischen Bedingungen sind katastrophal.“ 1.000 Mahlzeiten werden täglich mit den Spendengeldern aus Südtirol zubereitet und im Sprengel, der auf Initiative von „Hoffnung auf einen besseren Morgen“ vor 3 Jahren errichtet wurde, verteilt. Die Regierung müsse nun schnell handeln, „denn in Kürze kommt der Monsun.“

Unzumutbare Zustände im Lepra-Krankenhaus

Besucht hat Petra auch das vom Staat geführte Leprakrankenhaus: „500 Patienten werden dort wie Vieh gehalten.“ Das Wasser wird in Kübeln in das Krankenhaus getragen. Die Menschen dürfen aufgrund ihrer Stigmatisierung nie mehr zu ihren Familien zurückkehren: „Lepra bedeutet für die Menschen ein Leben voller Schmerz und Ausgrenzung.“ Was Petra in diesem Krankenhaus sah, machte sie tief betroffen: „Das tut so weh. Auf einem Eisengestell schlafen die Patienten, Erblindete fallen immer wieder aus dem Bett heraus. An den feuchten Wänden klebt zentimeterdicker Schimmel.“ Dass überall Ratten zu sehen sind und dass es stinkt, sei ganz normal. Die vollständige Sanierung dieses Krankenhauses und die Betreuung der 500 Patienten ist das nächste große Projekt von Petra. In einer weiteren Struktur für Leprakranke betreut der Verein 60 Familien.  

Weiteres Hoffnungsdorf

Nach dem Bau eines ersten Hoffnungsdorfes vor 2 Jahren - die ersten 6 Häuser stehen bereits - folgt nun die Errichtung eines zweiten mit zunächst 13 Häusern. Bei diesen Projekten legt Petra großen Wert darauf, „dass sich die Menschen selbst einbringen. Sie bekommen von Südtirol die Baumaterialien finanziert und den Rest müssen sie selbst in die Hand nehmen.“ Für die Bewohner der Hoffnungsdörfer kauft der Verein Kühe, Hühner und Ziegen. In Dhobasole, das ca. 200 Kilometer von Kalkutta entfernt ist, hat der Verein bereits 2022 eine große Gemeinschaftshalle mit Unterrichtseinheiten finanziert und viele weitere Projekte umgesetzt: Computer-Center, Fahrschule, Schulnachhilfe. 12 Schülern konnte Petra das Fahrdiplom überreichen, weitere 20 junge Leute haben sich für den nächsten Fahrschulkurs eingeschrieben. Auch langfristige Grundversorgungs-Initiativen in den Bereichen Gesundheit, Ernährung und Trinkwasser hat der Verein ins Leben gerufen. Speziell geholfen wird auch Menschen mit Beeinträchtigungen. „In Dobasole und Umgebung finanziert Südtirol 9 Nachhilfe-Zentren mit 700 Schülern und in Kalkutta nochmals 4 Zentren mit 350 Schülern,“ so Petra. Viele Aussprachen hatte sie mit ihrem Vertrauensmann Mathew George, mit dem sie seit 20 Jahren zusammenarbeitet und der alle Vereins-Projekte betreut: „Er ist ein sehr zuverlässiger Partner und Gewährsmann für alles, was gebaut und vor Ort geplant wird.“

Die Menschen mit einbeziehen

Das Ziel des Vereins ist es, „die Menschen vor Ort in die Projekte miteinzubeziehen und sie aktiv mitarbeiten zu lassen.“ Dass dies auch gelingt, davon konnte sich Petra erneut vor Ort überzeugen. Ihr Resümee: „Ja, es gibt sehr viel zu tun, aber ich bin so dankbar für alles, was wir schon erreicht haben. Ich habe sehr viele Tränen für diese Menschen vergossen, aber ich habe gesehen, dass es Hoffnung gibt. Es ist die Hoffnung, die mir die Kraft zum Weitermachen gibt.“ Jedes Kind, das mit Hilfe von Südtirol zur Schule gehen kann, sei ein Hoffnungsträger mehr. „Es lohnt sich, für jeden einzelnen Menschen zu kämpfen.“ Wenn es auch noch so schwer sei, „all dieses Leid der Menschen zu sehen, so werde ich doch immer wieder von den Ärmsten der Armen mehr als reich beschenkt.“ Diese „Schätze im Herzen“ möchte sie mit allen Spenderinnen und Spendern teilen: „Tausend Dank, ohne euch wäre das alles nicht möglich.“

Josef Laner
Josef Laner

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