Silvia Piaia: „Der ehrenamtliche Verein Tierheim Naturns wird auch weiterhin ausgesetzte und verlassene Tiere aufnehmen und pflegen.“

Tierheim zieht aus

Vorübergehende Bleibe im Ultental.

Publiziert in 21 / 2020 - Erschienen am 18. Juni 2020

Naturns - Seit einiger Zeit ist es offiziell: Ende Juni müssen die Tiere des Tierheims Naturns ausziehen. Wie berichtet
(der Vinschger Nr. 8/2020), hatte die Eigentümerin der Immobilie, in der sich das Tierheim in Naturns befindet, dem Verein „Tierheim Naturns - Canile di Naturno“, der das Tierheim in Naturns seit 2007 führt, den laufenden Mietvertrag aufgekündigt. Der ehrenamtliche Verein steht damit vor der großen Herausforderung, einen neuen Standort für das Tierheim finden zu müssen. Eines kommt für den Verein jedenfalls nicht in Frage: seine Schützlinge im Stich zu lassen! „Seit über 13 Jahren führt der ehrenamtliche Verein das Tierheim in Naturns. Der Verein wurde im Dezember 2006 gegründet. Das damalige Ziel des Vereins war es, das Tierheim in Naturns und deren Mitarbeiter mit Spendensammlungen zu unterstützen, denn die Situation war sehr prekär“, heißt es in einer Presseaussendung des Vereins. Anfang 2007 konnte der Verein die Führung des Tierheims vom damals stark verschuldeten Südtiroler Tierschutzring übernehmen. „Doch damit waren die Probleme noch nicht gelöst, denn die Immobilie, in der das Tierheim untergebracht war, sollte versteigert werden. Im April 2008 dann die vermeintliche Rettung: Da der neugegründete Verein die Immobilie nicht selbst erwerben konnte, erklärte sich die damalige Vize-Präsidentin des Vereins dazu bereit, die Immobilie privat zu ersteigern und dem Verein die Struktur vorerst mittels Mietvertrag zur Verfügung zu stellen, damit dieser das Tierheim weiterführen konnte“, heißt es weiter.

Beträchtlicher Mietzins

Nach der Tilgung der Schulden sollte die Struktur des Tierheims dann auf den ehrenamtlichen Verein übergehen: „Entsprechend zahlt der Verein seit jeher einen beträchtlichen Mietzins für die Immobilie.“ Seit 2017 leitet Silvia Piaia als Präsidentin die Geschicke des Vereins. „Vieles hat sich im Laufe der Zeit zum Besseren geändert, nicht nur bezüglich der maximalen Transparenz in der Verwaltung des Tierheims, sondern vor allem auch was die operativen Tätigkeiten des Vereins betrifft: es wurden mehr Tiere aufgenommen und die maximale Kapazität der Struktur ausgeschöpft, sowie der Samstagnachmittag für Besucher eingeführt“, so Piaia. Der Verein sei heute durch die verschiedenen Aktivitäten (z.B. Weihnachtsaktionen und Futterspendensammlungen) in der Meraner Umgebung sehr bekannt und genieße einen hervorragenden Ruf.

Mitgliederzahl nahm stetig zu

Die Mitgliederzahl hat sich ständig erhöht, der Ausgabenschwerpunkt konzentriert sich auf das Wohl der Tiere, womit heute auch „problematische“ Tiere professionell unterstützt und betreut werden können. Und der Erfolg gibt dem Verein Recht: schon einige dieser „problematischen“ Tiere konnten in letzter Zeit endlich ein neues und liebevolles Zuhause finden. Doch die Unterstützung des Vereins endet nicht mit der Adoption: auch in der Zeit danach unterstützt der Verein die Tiere und deren Familien auch bei Problemen zuhause. Auf dieser Weise wurde das Tierheim Naturns in den vergangenen 3 Jahren nicht nur eine Aufnahmestruktur, sondern auch eine Chance für „unvermittelbare“ Tiere. 2018 wurde die Tierheimleitung an Nadja Tappeiner übertragen, die sich seither liebe- und aufopferungsvoll um sämtliche organisatorische und operative Aufgaben im Tierheim kümmert. Besonders erfreulich sei, dass der Verein heute auch die positive Zusammenarbeit mit der Öffentlichkeit und den örtlichen Tierschutzvereinen zu seinen Erfolgen zählen könne. Vor allem mit dem Tierschutzverein Vinschgau arbeitet man nun seit 2 Jahren sehr eng und gut zusammen und bastelt auch an gemeinsamen Projekten. Doch das Tierheim war nicht nur für die Tiere ein sicherer Ort. Der Verein und seine Tiere waren in den vergangenen Jahren auch für Menschen eine sichere Stütze, z.B. wenn Jugendliche für Praktika aufgenommen wurden, die weit mehr als nur Ableistung von Sozialstunden oder Arbeitserfahrungen darstellten. Aufgrund des Kontaktes zu den Tieren gelang es nicht wenigen Jugendlichen, wieder Stabilität in ihrem Leben zu finden und einige Schulabgänger nahmen wieder einen Weg der Ausbildung auf.

Schatten auf dem Tierheim

Doch seit einiger Zeit liegt ein Schatten auf dem Tierheim Naturns. „Die Eigentümerin will den Mietvertrag für die Immobilie nicht mehr verlängern und diese stattdessen gewinnbringend verkaufen“, heißt er in der Aussendung weiter. Der Verein habe alles Mögliche getan, um die Immobilie selbst zu erwerben, „doch in einer Welt, in der Geld und Profit regieren, kann ein ehrenamtlicher Verein nicht mithalten.“ Dem Verein bleibe somit nichts Anderes übrig, als auszuziehen. Natürlich werde man auch weiterhin versuchen, einen neuen Standort für das Tierheim zu finden, denn an das Aufgeben denkt beim Verein niemand. Der Verein wolle und werde die Tiere nicht im Stich lassen.

Vorübergehende Unterkunft

Da die Zeit drängt, hat sich der Verein nunmehr dazu entschieden, einen Teil einer privaten Hundepension im Ultental anzumieten, um seine Schützlinge vorübergehend sicher unterbringen zu können, „auch weil es nicht möglich ist, die Tiere an das bereits überfüllte Landestierheim abzugeben. So viele Projekte, die man als Tierheimstruktur zum Wohle der Tiere, aber auch der Menschen geplant hatte und die jetzt in den Sternen stehen.“ Der Verein richtet daher einen dringenden Appell an alle: „Helft uns, ein geeignetes Grundstück zu finden, welches der Verein kaufen oder anmieten kann, damit es auch in Zukunft eine wichtige Bezugsstruktur in der westlichen Landeshälfte für ausgesetzte und verlassene Tiere geben kann. Eines ist jedenfalls sicher: auch wenn es den Standort in Naturns als solchen nicht mehr geben wird, der ehrenamtliche Verein Tierheim Naturns wird auch weiterhin ausgesetzte und verlassene Tiere aufnehmen und pflegen. Dafür benötigt der Verein - mehr denn je - die Unterstützung aller, denn er wird mit denselben Kosten, jedoch weniger finanziellen Beiträgen ums Überleben kämpfen müssen: Bitte unterstützt den Verein daher weiterhin mit Spenden, 5 Promille und indem Ihr Mitglied unseres Vereins werdet. Nur gemeinsam sind wir stark!“

Redaktion
Vinschger Sonderausgabe

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