Beliebte und gefragte Anlaufstelle für allerlei Fragen und Probleme beim Arbeiten in der Schweiz: die alljährliche Grenzpendlertagung in Schluderns.
Albrecht Plangger
Lucian Oswald
Arno Russi
Susanne Saewert
Martin Matscher
Sepp Trafoier

Traditioneller Neujahrsstart für die Grenzgänger

Rund 1000 Personen arbeiten in der Schweiz und wohnen im Vinschgau. Die Grenzpendlertagung bot auch heuer wieder viele Informationen.

Publiziert in 1 / 2020 - Erschienen am 14. Januar 2020

Schluderns - Grenzpendeln ist nach wie vor ein aktuelles und brisantes Thema, das immer wieder mit bürokratischen Fragen und Hindernissen verbunden ist. Dies zeigte sich einmal mehrbei der diesjährigen 48. Grenzpendlertagung im Kulturhaus von Schluderns, das fast bis auf den letzten Platz gefüllt war mit Grenzpendlern, die nach wie vor im Vinschgau wohnen, aus beruflichen Gründen aber in die Schweiz pendeln. „Das zeigt, dass die Tagung als Infoveranstaltung sehr wichtig ist“, erklärte Sepp Trafoier von der Grenzpendler-Arbeitsgruppe. Gleichzeitig zeigte sich er sich auch enttäuscht, dass die Grenzpendler die ehrenamtliche Arbeitsgruppe zu wenig wertschätzen würden und im Vorjahr nur 80 Grenzpendler eine Spende zur Unterstützung gemacht hatten. „Wir geben uns nicht geschlagen, aber gebt uns ein Zeichen, dass unsere Arbeit einen kleinen Wert hat“, rief Trafoier die Vinschger Grenzpendler auf. 
Den enormen Stellenwert dieser Grenzpendler sah man aber nicht nur am voll besetzten Kulturhaus, sondern auch an der geballten Vinschger Polit-Prominenz und den vielen Experten, die sich am Podium versammelt hatten. Dies sollte auch von Nöten sein, denn, genauso traditionell wie das Phänomen Grenzpendler sind seit jeher auch die damit einhergehenden Unsicherheiten. Zumindest einige Unsicherheiten aus dem Weg zu räumen hat sich die KVW-Arbeitsstelle für Südtiroler Heimatferne, „Südtiroler in der Welt“, in Zusammenarbeit mit dem Vinschger KVW-Bezirk zur Aufgabe gemacht. Und so hat man neben der traditionellen Grenzpendlertagung 2018 in Mals auch eine Beratungsstelle für Grenzpendler eingerichtet, in der es im Vorjahr zu einem personellen Wechsel gekommen ist. Als Nachfolgerin von Christine Stieger berät nun Susanne Saewert die Grenzpendler in der Stelle in Mals, die bei der jüngsten Tagung vorgestellt wurde. 

Von der Rente bis zum Steuern sparen

Insbesondere wenn es um die Rente gehe, etwa ob die Schweizer Rente einmalig ausbezahlt oder als Raten bezogen werden soll, ist nämlich viel Beratung notwendig - und dies vor allem individuell und abhängig von der eigenen Situation, wie Arno Russi von der Grenzgängergewerkschaft UNIA bei der Vorstellung des Schweizer Rentensystems erklärte. Abhängig vom Arbeitsort ist dagegen ob sich die Grenzpendler auch beim Südtiroler Sanitätsbetrieb krankenversichern können, auch wenn das arbeitgebende Unternehmen seinen Sitz nicht im Kanton Graubünden hat, berichtete Martin Matscher, Abteilungsdirektor im Sanitätsbetrieb. Die spontane Umfrage bei den anwesenden Grenzpendlern bei der Tagung machte zudem klar: Es gibt immer wieder Regelungen und zu beachtende Informationen, die bei wenigen Grenzpendlern bekannt sind. So können echte Grenzpendler, die im Umkreis von 20 Kilometern um die Schweizer Grenze wohnen und in den Kantonen Graubünden, Tessin oder Wallis arbeiten, und zumindest 90 Prozent des Familieneinkommens in der Schweiz erwirtschaften, Abzüge bei der Quellensteuer geltend machen. Dies betreffe etwa Abzüge für Fahrt- und Verpflegungskosten, wie Lucian Oswald von der „Diala Treuhand AG“ schilderte. Wer hier  Steuern sparen möchte, hat jedoch nur bis 2021 Zeit dafür, erklärte Oswald. 

Wenig Neues aus Rom

Von Bedeutung für die Grenzpendler sind nicht nur die Regelungen in der Schweiz, sondern auch jene, die in Rom erlassen werden. So hätte bereits eine neue Regelung für die Versteuerung vom in der Schweiz erworbenen Einkommen für italienische Staatsbürger bereits in Kraft treten sollen, wonach 70 Prozent des Einkommens in der Schweiz und 30 Prozent in Italien versteuert worden wären. Durch den Regierungswechsel in Italien im Vorjahr ist es aber bisher nicht dazu gekommen, wie der Kammerabgeordnete Albrecht Plangger berichtete. So wolle die Schweiz den neuen Vertrag unterschreiben, Italien wollte diesen nachverhandeln und ein letztes Treffen zwischen den beiden Außenministerien hätte Anfang 2019 stattgefunden. „Dennoch sind die Aussichten für 2020 gut“, sagte Plangger, der darauf verwies, dass das aktuelle Außenministerium in Rom erst für die Anliegen der Vinschger Grenzpendler „begeistert“ werden müsse. Für seinen Einsatz wurde Plangger bei der Tagung unter anderem vom Vorsitzenden der „Südtiroler in der Welt“, Erich Achmüller, gedankt. 

Steuerausgleich spült Geld ins Tal

Insgesamt galten im Jahr 2017 969 Vinschger als echte Grenzpendler, die meisten davon kommen aus den Gemeinden Mals, Graun und Taufers im Münstertal, so der stellvertretende Präsident der Bezirksgemeinschaft Dieter Pinggera. Für jeden dieser Grenzpendler kommen rund 1100 Euro vom Schweizer Steuerfiskus durch einen Steuerausgleich zurück in die Vinschger Grenzgemeinden. Insgesamt geht es dabei um rund 1,1 Millionen Euro. Mit diesen Geldern wurden in den Gemeinden zweckgebunden unter anderem die Errichtung von Seniorenwohnungen, Trinkwasserleitungen, öffentlicher Beleuchtung und Altersheimen vorangetrieben, wie Pinggera zu berichten wusste.

Manuel Gruber
Manuel Gruber

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