Einige der ausgestellten Bilder von „Che“. Die Ausstellung trägt den Titel „Verschwiegene Kunst in Pandemiezeiten“.
Auch mit Musik überraschten Andreas Pircher (links) und Kevin Prantl das Publikum.
Einige der ausgestellten Bilder von „Che“. Die Ausstellung trägt den Titel „Verschwiegene Kunst in Pandemiezeiten“.

Verschwiegene Kunst

Andreas Pircher zeigt 21 besondere „Abbildungen“ von Menschen in Pandemiezeiten

Publiziert in 22-23 / 2021 - Erschienen am 8. Juli 2021

Schlanders - Ein Mediziner betrachtet den Körper eines Menschen naturgemäß etwas anders als andere. Er schaut genauer hin und will auch das sehen, was sich hinter der „Haut“ verbirgt. Kommt zum anatomischen Auge auch der Blick auf die Seele dazu und der Wunsch, beides künstlerisch auszudrücken und den Menschen als Ganzes zu zeigen, entstehen Bilder, wie sie der angehende Arzt Andreas Pircher aus Kastelbell, Jahrgang 1994, geschaffen hat. Seine 21 Portraits, die derzeit im Foyer der Bibliothek Schlandersburg ausgestellt sind, tragen noch ein weiteres, unübersehbares Markenzeichen. Sie entstanden in den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 „und sind in dieser zeitlichen Abfolge auch ein Abbild von beginnenden epidemiologischen Leiden und von blühenden Leidenschaften“, wie sich Herbert Raffeiner bei der Ausstellungseröffnung am 25. Juni in seiner Einführung äußerte. Der 25. Juni war übrigens der letzte Studientag von Andreas Pircher. Die Werke entstanden während des klinisch praktischen Jahres, dem letzten der 6 Studienjahre, das mit vielen Ortswechseln verbunden war. Die letzte Praktikumsphase absolvierte er in der Psychiatrie in Bozen. „Che“ - so wird Andreas Pircher von seinen Freunden genannt und so lautet auch sein künstlerisches Pseudonym als Musiker auf der Bühne und als Maler im Atelier - ist überzeugt, „dass sowohl die Medizin als auch die Kunst gut daran tun, den Menschen in seinen Stärken und seiner Zerbrechlichkeit in den Mittelpunkt jeder Fragestellung und jeden Schaffens zu stellen.“ Für ihn sei Kunst immer das Ventil ihrer Zeit, „das kein Blatt vor den Mund nehmen darf.“ Seine Bilder, entstanden während der pandemiebedingten kulturellen Durststrecke, sind ein Querschnitt verschiedener Begegnungen mit Menschen, deren Geschichten und Emotionen. Während „Che“ in seinem Zimmer malte und zeichnete, komponierte sein Mitbewohner Markus Moser aus Algund im Nebenzimmer Musikstücke und nahm drei Alben auf. Mit Kompositionen von Moser wird die Debutausstellung von „Che“ übrigens musikalisch untermalt. Laut Herbert Raffeiner geht es Andreas Pircher scharf an: „Mit schwierigen Mischtechniken, mit Steinkohle und Bleistift, auch mit der aufwändigen Technik der Radierung, auch mit Tusche und acquarello sfumato.“ Die Auseinandersetzung mit dem Menschen, der Hauptaufgabe jeden Mediziners, führe Andreas Pircher mit seinen Mitteln der Kunst weiter. Er begebe sich mit seiner Kunst „weit in die existenzialistischen Seiten und Schicksale hinein, wo die nicht leicht Definierbaren wohnen, die darzustellen ihm trotzdem gelingt.“ Überrascht haben „Che“ und „Otti“, alias Kevin Prantl aus Tschars, die vielen Besucherinnen und Besucher, die zur Eröffnung gekommen waren, mit „selbstgestrickten“ Songs. Bedankt hat sich Andreas Pircher bei allen, die mitgeholfen haben, die Ausstellung auf den Weg zu bringen. Einen besonderen Dank zollte er u.a. dem Leiter der Mittelpunktbibliothek, Raimund Rechenmacher, sowie Herbert Raffeiner. „Die Zeiten der Pandemie haben uns zwar vielfach voneinander distanziert und kälter gemacht, zeigen uns jedoch umso mehr, worin der Wert beständiger Beziehungen liegt und geben sogleich Mut, wieder aufeinander zuzugehen“, schreibt „Che“ zu seiner ersten Ausstellung. Seine Werke können bis zum 31. August zu den Öffnungszeiten der Bibliothek besichtigt werden. Detail am Rande: was seine berufliche Zukunft als Arzt betrifft, möchte sich Andreas Pircher langfristig im Vinschgau niederlassen.

Josef Laner
Josef Laner

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