Volle Kraft voraus
Gustav Tappeiner: „In Zeiten der Krise sind Stabilität und Verlässlichkeit wichtig.“
Kastelbell-Tschars - In seiner programmatischen Erklärung legte Bürgermeister Gustav Tappeiner ein klares Bekenntnis für gelebte Sozialpartnerschaft ab. Kraft eines Schulterschlusses zwischen Arbeitgeber/innen und Arbeitnehmer/innen hofft er, mit seiner Gemeinderegierung die Auswirkungen der Covid-19 bedingten Finanz-Krise möglichst bald überwinden zu können. Der Bürgermeister betonte, dass in Zeiten der Krise vor allem Stabilität und Verlässlichkeit wichtig seien. Dieses Arbeitsprogramm sei das Ergebnis eines Meinungsaustausches mit den verschiedensten Gremien im Vorfeld der Gemeinderatswahlen und beinhalte Punkte aus dem Wahlprogramm. Das wohl wichtigste Vorhaben, die Umfahrung Kastelbell-Galsaun, befindet sich bereits in der Ausführungsphase. Was nun verstärkt anzugehen sei, ist die Festsetzung der Rahmenbedingungen für die Zeit mit der Umfahrung.
Wirtschaft und Arbeit
„In dieser Amtsperiode wird das Thema Gemeindeentwicklung in den Mittelpunkt der Arbeit dieser Verwaltung rücken“, kündigte Tappeiner an. Von besonderer Bedeutung seien vor allem eine umsichtige Wohnbauförderung, die Schaffung von Arbeitsplätzen mit Zukunft, gute und sichere Anbindungen im verkehrstechnischen Bereich, moderne Infrastrukturen, sowie der Abschluss einer flächendeckenden Versorgung mit Glasfasernetz als unverzichtbare Voraussetzung für eine positive Entwicklung des ländlichen Raums. Die starke Konzentration auf den Agrarsektor (Obstbau) macht die Wirtschaftsstruktur krisenanfällig, deshalb sei es wichtig, alternative Standbeine (Handwerk, Tourismus) weiter auszubauen. Landwirtschaft und Tourismus, Handel und Dienstleistung, Handwerk und Industrie müssen auf Augenhöhe zusammenarbeiten, da sie miteinander vernetzt sind und ein großes Ganzes ergeben. Von daher seien eine Erweiterung der Gewerbezone und die Förderung und Stärkung des Tourismus, des Handels und Handwerks von großer Bedeutung.
Lärmschutzmaßnahmen und Zivilschutz
Als konkrete Vorhaben nannte der Bürgermeister u.a. die baldige Fertigstellung der Umfahrung und die Errichtung der Lärmschutzmaßnahmen in Tschars (vom Gelände der Ex-Alpiplast in Richtung Naturns). Im Bereich Zivilschutz stehen der Fertigstellung des Schutzdammes oberhalb von Tschars und die Projektierung bzw. der Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses in Kastelbell auf dem Programm. In Tschars soll zudem die Errichtung eines Parkdecks beim Parkplatz in Angriff genommen werden. Außerdem steht die Anpassung des Mehrzwecksaales in Galsaun bevor. Weitere Vorhaben sind die Optimierung des Schutzdammes „Holzgröbn“ oberhalb Galsaun, die Genehmigung des Gefahrenzonenplanes sowie die Fertigstellung des Verbauungsprojektes „Runst“ und der Bau eines Fußgängerstegs bei der Etschbrücke in Tschars. Für die immer älter werdenden Bürgerinnen und Bürger sei die Errichtung von Strukturen für begleitetes Wohnen voranzutreiben.
Raum und Landschaft
Eine Herausforderung ist sicher auch die Umsetzung des Gesetzes „Raum und Landschaft“. Gustav Tappeiner dazu: „Wir müssen mit unserer Natur- und Kulturlandschaft sowie unseren urbanen und landwirtschaftlich genutzten Flächen sorgsam, achtsam und verantwortungsvoll umgehen.“ Es geht demnach um einen Ausgleich zwischen den Interessen der Wirtschaft und jenen von Umwelt und Landschaft. Jeder raumplanerische Eingriff müsse auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sein. Weitere Schwerpunkte seien der Ausbau der letzten Meile, soziale Gerechtigkeit, Unterstützung der Familien sowie Zuwanderung und Integration. Die umfangreichen Verwaltungsaufgaben und Arbeiten im Bereich der öffentlichen Einrichtungen und Dienste können nur bewältigt werden, wenn die Gemeinde in ihrer Verwaltungsorganisation über die erforderlichen Strukturen verfügt. Ein besonderes Augenmerk muss dem Einsatz der öffentlichen Geldmittel, vor allem im Bereich der laufenden Ausgaben und Folgekosten gewidmet werden. Wichtig seien auch Bürgernähe, völlige Transparenz und Information.
Kritik seitens der Opposition
Die Vertreter des Freien Bündnisses Kastelbell-Tschars kritisierten, dass das Programm teilweise eine Wiederholung des vorherigen sei. Außerdem gab es Fragen zur Abwanderung, zum Wohnbau, zur Grundversorgung und zur letzten Meile. Die letzte Meile war auch Gegenstand einer aus vier Punkten bestehenden Anfrage, die das Ratsmitglied Benjamin Zwick an den Bürgermeister gerichtet hatte und von diesem zu Beginn der Sitzung beantwortet wurde. Der Bürgermeister betonte, dass es wohl kaum möglich sei, alle geplanten Vorhaben für eine Amtsperiode zu 100 Prozent umzusetzen. Weiters sollte man einmal überlegen, „was wir in unserer Gemeinde alles haben. Das alles ist schließlich auch zu erhalten.“ Die Grundversorgung sei seiner Meinung nach gewährleistet. Referent Thomas Plack machte dazu eine einfache Rechnung auf: „Wenn die Leute vor Ort einkaufen, dann werden uns die Geschäfte auch erhalten bleiben.“ Das programmatische Dokument wurde einstimmig genehmigt. Einstimmig erfolgte auch die Einsetzung der einzelnen Kommissionen, bzw. die Ernennung der Gemeindevertreter für verschiedene Gremien. Bei den Fragen der Bürger*innen ging es in erster Linie um das leidige Thema „Hundekot“. „Die Zahl der Hundebesitzer hat massiv zugenommen. Viele von ihnen lassen ihre Hunde beim Spaziergang den Kot vor unseren Wohnhäusern absetzen“, sagte eine verärgerte Zuhörerin.