Michael Böttner, Filippo Badolato und Simon Mariacher (v.l.)

Volt will im Vinschgau Fuß fassen

Publiziert in 36 / 2019 - Erschienen am 22. Oktober 2019

Schluderns - Es war 2017, als Andrea Venzon aus Italien, Colombe Cahen-Salvador aus Frankreich und Damian Boeselager aus Deutschland die pro-europäische Bürgerbewegung Volt gründeten. Volt ist mittlerweile in 8 europäischen Ländern als Partei registriert. Im März 2018 wurde als erster nationaler Verband die Partei Volt Deutschland ins Leben gerufen. Wenig später folgte Volt Italien. Bei der Europawahl 2019 in Deutschland entsandte Volt mit 0,7 Prozent der Stimmanteile den deutschen Spitzenkandidaten Damian Boeselager in das Europaparlament. Mittlerweile hat Volt Mitglieder in über 30 europäischen Ländern. Auch in Südtirol ist Volt aktiv. Die erste Volt-Keimzelle im Vinschgau wurde am 14. Oktober im Café Priska in Schluderns gebildet. Das Interesse des Publikums hielt sich allerdings sehr in Grenzen. Neben dem Südtiroler Volt-Koordinator Filippo Badolato aus Bozen, Student an der Uni Bozen, und dem aus Tiers stammenden, im Pustertal ansässigen und in Wien studierenden Simon Mariacher war nur Michael Böttner aus Schluderns, der sich als Geburtshelfer von Volt Vinschgau bezeichnete, zur konstituierenden Sitzung gekommen. „Ich bin geschockt von dem, was in den USA passiert, in England mit dem Brexit, in Ungarn und nun auch in Polen”, schickte Böttner voraus. Bis Anfang 2019 sei er Mitglied der SVP gewesen, doch als diese eine Koalition mit der Lega einging und zum „Steigbügelhalter des Faschismus“ wurde, habe es ihm gereicht. Nun sei er Mitglied von Volt. Wie Böttner unterstrichen auch Badolato und Mariacher, dass der Populismus und auch der Faschismus in Europa immer weiter um sich greifen. Volt verstehe sich als Partei für ganz Europa und wolle grenzübergreifend Politik machen. „Wir wollen ein demokratischeres und transparentes Europa, das Verantwortung für uns übernimmt. Wir wollen ein vereinigtes Europa mit einer echten europäischen Demokratie“, so die Volt-Vertreter. Europa brauche eine Regierung, die im Interesse aller Europäerinnen und Europäern handelt, „um Probleme gemeinsam zu meistern und Chancen zu ergreifen.“ Die Migrationspolitik betreffe das ebenso wie den Klimaschutz und viele weitere Bereiche. Ein Rückwärtsschritt in Südtirol wäre laut Badolato der Doppelpass: „Wir als Volt setzen uns für einen europäischen Reisepass ein.“ Nach Ansicht von Mariacher sollten nicht einzelne Nationalstaaten für den Schutz von Minderheiten zuständig sein, sondern Europa. Volt finanziert sich übrigens hauptsächlich mit den Beiträgen der Mitglieder und über Crowdfunding. Das große Ziel sei es, auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene Politik neu zu denken und mitzugestalten. Volt sei paneuropäisch, pragmatisch und progressiv. Inwieweit die neue „Energie“ bei den Gemeinderatswahlen 2020 zu spüren sein wird, bleibt abzuwarten. „Es ist unsere Absicht, auch in Gemeinden im Vinschgau anzutreten“, so die Volt-Vertreter. 

Josef Laner
Josef Laner

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