Der Großteil der Gründungsmitglieder.

Von unten

Publiziert in 9 / 2016 - Erschienen am 9. März 2016
Südtirols erste Bürger-Genossenschaft in Mals gegründet. Drehscheibe für nachhaltige Entwicklung des Obervinschgaus. Mals/Obervinschgau - Man kann abwarten, bis sich von oben herab etwas tut, oder man kann selbst die Ärmel hochkrempeln und Initiativen ergreifen. Eindeutig für die zweite Variante hat sich Südtirols erste Bürger-Genossenschaft entschieden, die am 29. Februar in Mals gegründet wurde. Die Zahl der Mitglieder belief sich bei der offiziellen Gründung im Hotel „Greif“ auf fast 50. Das hehre Ziel der Bürger-Genossenschaft Obervinschgau, kurz BGO, brachte Christian Sommavilla, der Vorsitzende des Vorstandes, so auf den Punkt: „Wir wollen die ökologische, wirtschaftliche und soziale Entwicklung im Ober­vinschgau selbst in die Hand nehmen, ohne dabei als Konkurrenz zu bestehenden Genossenschaften, Betrieben oder Unternehmen aufzutreten.“ Plattform für nachhaltige Entwicklung Die BGO ist als Plattform für eine nachhaltige Entwicklung des Obervinschgaus zu verstehen. Die engagierten Gründungsmitglieder stammen aus der Gemeinde Mals, aus weiteren Gemeinden des Obervinschgaus, anderen Teilen Südtirols sowie zum Teil auch aus Nachbarregionen in Nordtirol und der Schweiz. Die BGO will Personen, Initiativen und Unternehmen unterstützen, die auf die vielfältigen Potentiale und Ressourcen des Obervinschgaus setzen. Als zentrale Themen der BGO nannten Christian ­Sommavilla, sein Stellvertreter Koen Hertoge, der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Jürgen Wallnöfer, sowie dessen Stellvertreterin Evelyne Piergentili die Stärkung der lokalen Kreisläufe, den Umstieg auf ökologische Landwirtschaft, die Erhaltung der Gesundheit aller sowie die Vermarktung der Ökologie auch als touristisches Qualitätsmerkmal. Sommavilla: ,,Wir werden der Bevölkerung und den Unternehmen beratend zur Seite stehen, aber auch gemeinsam neue Projekte ausarbeiten, Weiterbildungsangebote starten, sowie Sensibilisierungsmaßnahmen treffen“. Zur Seite stehen wolle man zum Beispiel jenen landwirtschaftlichen Unternehmen, die eine Umstellung auf nachhaltige und biologische Wirtschaftsweisen in Erwägung ziehen. Zudem soll der Vertrieb lokaler Produkte gefördert werden. Bauern und Gastwirte an einem Tisch bringen „Wir denken etwa daran, Bauern und Gastwirte an einen gemeinsamen Tisch zu bringen“, so Sommavilla. An die Organisation eines ganzjährigen wöchentlichen Bauernmarktes wird ebenso gedacht wie an die Einführung einer Regionalwährung. Die BGO, in der alle Mitglieder gleichberechtigt mitreden und mitentscheiden können, will in verschiedensten Bereiche Akzente setzen und dadurch nicht nur die lokale Wirtschaft, sondern auch die Entwicklung der gesamten Gemeinschaft unterstützen. Auch der soziale Zusammenhalt der Bevölkerung des Obervinschgaus soll gefördert werden. Zudem gelte es, „die Denk- und Verhaltensmuster der Bevölkerung in Richtung einer umweltbewussten, sozialen und ethischen Einstellung zu stärken.“ Verschiedenste Handlungsbereiche Die BGO will als Drehscheibe fungieren, Beratung anbieten, Netzwerke fördern, Initiativen unterstützen und eigene Ideen und Dienstleistungen umsetzen. Die Handlungsbereiche sind vielschichtig: Land- und Forstwirtschaft, Handwerk, Tourismus und Gastgewerbe, Handel und Dienstleistung, Kultur und Bildung, Forschung und Innovation, Regionalentwicklung und Landschaft, Sozialbe­reiche. Als Genossenschaft hat die BGO keine Gewinnabsicht. Neue Mitglieder sind stets willkommen. Auskünfte gibt es bei der BGO (General-Ignaz-Verdroß-Straße Nr. 17 in Mals, info@bgo.bz.it; www.bgo.bz.it). Die Mitgliedsquote beträgt 250 Euro oder ein Vielfaches derselben. Legacoopbund half mit Schützenhilfe bei den Vor­arbeiten zur Gründung der BGO hatten sich die Promotoren beim Verein Legacoopbund geholt, ­einem Dienstleistungszentrum für Genossenschaften in Südtirol. Wie der Legacoopbund-­Vorsitzende Heini Grandi sowie auch Monica Devilli ausführten, ist die BGO die erste Bürger-Genossenschaft in Südtirol. Es handle sich um eine neue Kategorie von Genossenschaften, wie es sie in Südtirol in dieser Form bislang noch nicht gab und für die noch ein gesetzlicher Rahmen aussteht, „wenngleich alle rechtlichen Voraussetzungen gegeben sind.“ Die ersten Bürger-Genossenschaften in Italien sind laut Grandi vor ca. 7 Jahren entstanden, „und zwar dort, wo sich öffentliche Verwaltungen zurückgezogen und die Bürger selbst Antworten gefunden haben. In Mals war das natürlich nicht der Grund für das Entstehen der neuen Genossenschaft.“ Bürger-Genossenschaften entstehen aus dem Zusammenschluss von Bürgern, die die lokale wirtschaftliche und soziale Entwicklung, sowie die Führung bestimmter Dienstleistungen auf lokaler Ebene selbst in die Hand nehmen wollen. Die BGO entstand teilweise aus Überlegungen bzw. Kräften heraus, die bereits im Zusammenhang mit der berühmten Malser Volks­abstimmung zum Thema Pestizide eine wichtige Rolle gespielt haben. sepp
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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