Jahresversammlung mit Arthur Scheidle, Roger Hopfinger, Bernd Geppert Arno Kompatscher, Walter Weiss, Zeno Christanell, Franziska Mair Preidl, Alois Vent (verdeckt), Paul Stopper
Geehrter Motivator Walter Weiss
Unermüdlich für die Anbindung an die Schweiz: Ingenieur Paul Stopper
Landeshauptmann Arno Kompatscher als Vekehrsexperte

Vor dem Verkehrsgipfel in München kam Staben

In der Jahresversammlung des Vereins Freunde der Eisenbahn wurde das Neueste im öffentlichen Nahverkehr vorgestellt.

Publiziert in 2 / 2018 - Erschienen am 23. Januar 2018

Staben - Auch von der 17. Jahresversammlung im Schulhaus von Staben wird wieder allergrößte „Ansteckungsgefahr“ ausgehen. Dem streitbaren Schweizer Eisenbahnexperten Paul Stopper hatte Vereinspräsident Walter Weiss den Spruch in den Mund gelegt: „Südtirol im Eisenbahnfieber“. Zum 17. Mal hatte Weiss die Jahresversammlung eröffnet und damit die Fieberkurve erhöht. Dass Staben zu einem „Verkehrsgipfel“ wurde bewies die Referentenliste mit Südtirols 1. Bürger, Landeshauptmann Arno Kompatscher, an der Spitze. Er referierte über „Die Zukunft der Mobilität in Südtirol“. Der Direktor für den Personennahverkehr der Region Trentino-Südtirol, Roger Hopfinger, stellte die „Zukunftspläne der Trenitalia für Südtirol und Italien“ vor. Aus Frankfurt angereist war der Diplom-Ökonom Bernd Geppert, um über die „Internationale Entwicklung im Bereich eTicketing - Chancen für Südtirol“ zu berichten. Paul Stopper brachte Überlegungen zum Bahntunnelprojekt Bormio-Mals ein. Vor der Riege der Bürgermeister und Gemeindevertreter auf der einen und dem Block der freiwilligen Helfer auf der anderen Seite eröffnete Walter Weiss gewohnt schwung- und humorvoll mit einer kurzen Rückschau  und einem längeren Erfolgsbericht über den Erlebnisbahnhof Schnalsthal mit 2.600 Besuchern im letzten Jahr. Nach der positiven Jahresabschlussrechnung von Kassier Alois Vent kündigte Walter Weiss als Höhepunkt des Abends den Vortrag des Landeshauptmannes an. 

Meilenstein Südtirol-Pass
„Wir sind auf dem richtigen Weg“, stellte dieser fest. „Wir sind bei über 52 Millionen Entwertungen pro Jahr, Das sind 40 Millionen Euro an Einnahmen. Und die Entwicklung steigt.“ Kompatscher erinnerte an die Verdienste früherer Landesregierungen und nannte als Meilensteine die Einführung des Südtirol Taktes und des Südtirol Passes. Nach wie vor baue das Südtiroler Mobilitätskonzept auf diese Erfolgsgeschichte. Man sei auf die 3 Bereiche Verkehrsvermeidung als Grundlage, auf die Verkehrsverlagerung und auf die Verkehrsverbesserung konzentriert. Konkret gehe es vordergründig um eine Politik des ländlichen Raumes, die es Menschen ermögliche, sich nicht immer irgendwohin zu bewegen, um tägliche Bedürfnisse zu stillen. „Es geht darum, Lebensqualität durch Infrastrukturen und Dienste vor Ort anzubieten“, so der Landeshauptmann. Mit der Verlagerung sei der Umstieg vom individuellen zum öffentlichen Nahverkehr, aber auch die Überprüfung aller Kostenfaktoren gemeint. Zur Verbesserung des Verkehrs gehören nicht nur Arbeiten an Straßen und Bahnlinien, sondern auch die Elektromobilität, das eBike und das Car Sharing. Der Landeshauptmann ging ausführlich auf den südtirolweiten Halbstunden- und in den Ballungsgebieten auf den Viertelstundentakt im Zugverkehr ein. Stolz berichtete er von der Teilfinanzierung durch die Europäische Investitionsbank, eröffnete ein gewaltiges Panorama auf den Ausbau von zweigleisigen Strecken und Tunnelerweiterungen und schwärmte von Anfahrtszeiten, die kein Auto unterbieten könne. Er berichtete von Metro-Bus und Überetscher Bahn und möchte 93 % der Bevölkerung mit Bus-Haltestellen versorgen, die nicht mehr als 500 m vom Wohnort entfernt sind. 

Trenitalia braucht Südtiroler
Generaldirektor Roger Hopfinger stellte die „FS-Gruppe“ als „globalen Mitspieler“ und die Ankäufe modernem Rollmaterials durch Trenitalia vor. „Wir sollten Trenitalia als regionales Unternehmen betrachten“, meinte Hopfinger. 70 Arbeitsstellen stünden deutschsprachigen Südtirolern offen. Referent Bernd Geppert stellte fest, dass Südtirol in der internationalen Entwicklung der „elektronischen Fahrkarte“ die besten Voraussetzungen habe durch seinen Vorsprung mit dem Südtirol Pass. Er bewundere die Südtiroler, weil sie nicht immer das Rad neu erfinden wollen. Viel Beachtung fanden die Überlegungen von Paul Stopper zum Projekt Zugverbindung Bormio-Mals als „ganzjährige, wintersichere und kurze Bahnverbindung“. Eine „Bestvariante“ wäre, den Tunnel unter dem Stilfser-Joch in der Val Müstair enden zu lassen. Damit würde dieser Teil Graubündens erschlossen und für die Rhätische Bahn ein Anreiz entstehen, die Zugverbindung in den Vinschgau endlich anzugehen. Klausens Alt-Bürgermeister Arthur Scheidle stellte als weiteren Höhepunkt des Abends den Bahnhof von Oberbozen, Ritten, als Bahnhof des Jahres vor. Es sei ein „richtiges Mobilitätszentrum“ entstanden, betonte Scheidle. Rittens Bürgermeister Paul Lintner lud zum Übergabefest am 26. Mai ein und führte Martin von Tschurtschenthalers Bemühungen als maßgeblich für den Erhalt der historischen Bahn an. Die Versammlung ging mit einer überraschenden Ehrung für Präsident Walter Weiss zu Ende. Sein Vortrag im Tellach, Oberkärnten, habe beigetragen, dass sich der Verein Gailtalbahn zur Belebung einer 30 km-Strecke gebildet habe. Gerührt nahm Weiss die Urkunde entgegen und die „Ehrenmitgliedschaft“ an.

Günther Schöpf
Günther Schöpf

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