Bei der Premiere des neuen Films über den Zahlwaal (von links): Raimund Rechenmacher, Hans Niedermair, Konrad Lechthaler, Hans Mair, Alfred Habicher und Günther Vanzo (Sprecher im Film).
Seit den 1970er Jahren rinnt kein Wasser mehr durch den Zahlwaal. Heute ist er verfallen; Foto: Raimund Rechenmacher
Die alte Waalerhütte am Sonnenberg diente als Unterkunft für den Waaler des Zahlwaals; Foto: Frieda Weissenhorn

Was das Verstummen der Zahlwaalschelle bedeutete

Neuer Dokumentarfilm von Alfred Habicher und Raimund Rechenmacher sichert altes Wissen rund um den Zahlwaal. Rund 100 Besucher bei Premiere des Films

Publiziert in 6 / 2018 - Erschienen am 20. Februar 2018

Kortsch - Heute verläuft er großteils in Rohren, ein Großteil der jüngeren Generation weiß vermutlich gar nicht mehr, wo die Waalroute verlief und welche Bedeutung der Waal in früheren Zeiten für die hiesige Landwirtschaft hatte: Über den Kortscher Zahlwaal haben der Filmemacher Alfred Habicher und Raimund Rechenmacher in den vergangenen zwei Jahren einen rund einstündigen Dokumentarfilm erstellt, der dieses alte Wissen für zukünftige Generationen bewahren soll. Seit 1974 ist der Waal großteils stillgelegt, verläuft durch Rohre und nur mehr ein kleiner Abschnitt oberhalb von Kortsch verläuft als Waal. Bis vor über 34 Jahren war der Waal um einiges länger, verlief er doch von der Einkehr beim Schupfer im Schlandrauntal über den Sonnenberg, steil hinunter nach Kortsch und dort über die Wiesen und Äcker. 500 Jahre und 11 Tage nachdem am 6. Februar 1518 den Kortschern für ihren Waaler die Waalerhütte am Außereggenhof am Sonnenberg als Unterkunft übergeben worden war, wurde am Samstag im Haus der Dorfgemeinschaft in Kortsch der neue Film erstmals vorgeführt. In diesem kommen gleich mehrere Zeitzeugen, die mit und am Zahlwaal gelebt und gearbeitet haben, vor und erzählen aus der Zeit, in welcher der Waal noch komplett betrieben wurde. So berichten die Altbäuerin vom Außereggenhof, Frieda Weissenhorn, Hans Niedermair vom Waldentalhof am Sonnenberg, der langjährige Kortscher Fraktionsvorsteher Hans Mair und Konrad Lechthaler vom Gungghof in Kortsch allerlei über den Zahlwaal. Beispielsweise darüber, wie ein weißes Leintuch zum Kommunikationsmittel dafür wurde, einen Bruch am Zahlwaal den Bauern im Tal zu melden, wie die Auslosung des Wassers zwischen den Kortscher Bauern funktionierte, was das Verstummen der Waalschelle für den Waaler am Außereggenhof bedeutete und mit wie viel Arbeit die Instandhaltung des Waales verbunden war. Dass dieses Wasser für die Kortscher Bauern seit jeher von großer Bedeutung war, bezeugen auch die vielen Prozessakten, die, wie Raimund Rechenmacher berichtete, bis heute im Turmarchiv Kortsch liegen. Doch nicht nur für die Landwirtschaft im Tal hatte der Zahlwaal, der früher der größte von insgesamt 15 Waalen aus dem Schlandrauntal war, große Bedeutung. Denn dieser trieb am Sonnenberg vier Mühlen an und ermöglichte den Sonnenberger Bauern so das Mahlen des Getreides. Wann der Waal genau gebaut wurde, darüber ist nicht viel bekannt, jedoch wird der Zahlwaal mit der Bezeichnung "sala" (keltische/rätorömanische Bezeichnung für Rinne, Waal) bereits Mitte des 14. Jahrhunderts in einer Urkunde des Klosters Marienberg angeführt. 1614 wurde dann die Teilschwelle als Einkehr der Zahl beim Schupfer im Schlandrauntal errichtet.

Manuel Gruber
Manuel Gruber
Vinschger Sonderausgabe

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