Der ehemalige Primar Hermann Zingerle im Gespräch mit Bürgermeister Dieter Pinggera und Amtsdirektor Luca Verdi.

Wer will schon aufs Smartphone verzichten?

Publiziert in 11 / 2016 - Erschienen am 23. März 2016
Luca Verdi: „Alle Werte liegen deutlich unter dem Grenzwert“ Schlanders - Mittlerweile handelt es sich bei weit mehr als der Hälfte der Handys um Smart­phones. Also um Handys, die über umfangreiche Computer-Funktionalitäten verfügen. Die Zeiten, als man mit einem Handy ausschließlich telefonierte oder eine SMS verschickte, sind längst vorbei. Damit Smartphones funktionieren und die LTE-Mobilfunktechnik auch greift, braucht es Umsetzer bzw. Antennen. „Und zwar nicht in weiten Entfernungen, sondern möglichst nahe bei den Nutzern“, sagte Luca Verdi, Direktor der Labors für physikalische Chemie in der Landesagentur für Umwelt, am 16. März bei einem Info-Abend zum Thema Elektrosmog in Schlanders. Auf die Frage an die ca. 50 Zuhörer, ob jemand daran glaubt, dass wir ohne Smartphones leben können oder wollen, kam keine Antwort. Nach Schlanders eingeladen hatte den Amtsdirektor die Gemeindeverwaltung, „denn Elektrosmog ist ein heikles Thema, und wir als Gemeinde wollen informieren, aufklären und berechtigte Ängste ernst nehmen“, sagte Bürgermeister Dieter Pinggera. Ängste und Befürchtungen waren im Zusammenhang mit der Potenzierung des Telecom-Umsetzers bei der Göflaner Kreuzung aufgekommen. Es gab Reaktionen und Stellungnahmen seitens besorgter Anrainer. Pinggera beteuerte, dass die Gemeinde keinen rechtlichen Spielraum hatte, um den Standort in Frage zu stellen. Für den Potenzierungs-Antrag seitens der Vodafone habe es 3 positive Gutachten bzw. Bewertungen gegeben, weil alle gesetzlichen Grenzwerte eingehalten werden. Bei einer Aussprache mit Vertretern von Telecom und Vodafone hätten diese unmissverständlich erklärt, dass als alternative Standorte nur der Kirchturm, das Rathaus oder der Hauptplatz in Frage kämen, „denn aus technischer Sicht müssen die Anlagen möglichst nahe an den Nutzern sein.“ Wie schon Pinggera, bestätigte auch Verdi, dass die in der unmittelbaren Umgebung des Um­setzers vor kurzem durchgeführten Messungen ergeben haben, dass die Werte deutlich unter dem in Italien geltenden Grenzwert der Gesamtstrahlungsbelastung von 6 Volt pro Meter liegen. Der italienische Grenzwert ist übrigens sehr tief angesetzt und entspricht einem Bruchteil des Wertes, wie er in anderen europäischen Staaten gilt. Zur Feststellung, dass zum Zeitpunkt der Messungen nicht alle Umsetzer-Dienste aktiviert gewesen seien, meinte Verdi, dass das Land gerne für weitere Messungen bereit sei. Ein zusätzliches Problem, das auch in Schlanders auftrat, war jenes der Störung von Fernsehfrequenzen. Zu solchen Interferenzen komme es infolge der neuen Mobilfunktechnik. Zur Strahlenbelastung insgesamt meinte Verdi, dass es eine Vielzahl von Studien mit völlig unterschiedlichen Schlussfolgerungen gebe. Nicht unerwähnt ließ er eine Studie aus dem Jahr 2011, in der ein internationales Krebsforschungsinstitut darauf hinwies, „dass Handy-Strahlungen möglicherweise krebserregend sein können.“ Verdi wartete auch mit Tipps auf, wie man sich innerhalb der eigenen vier Wände und im Auto vor Strahlungen schützen kann. So soll man das Handy z.B. nicht zu nahe an den Kopf führen. Bezüglich des Umgangs mit Haushaltsgeräten verwies Verdi auf eine Internetseite des schweizerischen Bundesamtes für Gesundheit (www.bag.admin.ch). Zur Feststellung aus dem Publikum, wonach die große „Schüssel“ am Umsetzer an der Göflaner Kreuzung geradezu monströs sei, meinte Verdi, dass das zwar ein ästhetisches Problem sein könne, nicht aber ein Problem in Bezug auf den Strahlenschutz. Auch das ­Thema Radon wurde angesprochen. Radon ist speziell im Vinschgau relativ stark verbreitet. Problematisch seien laut Verdi u.a. Naturkeller ohne Fenster und Häuser ohne gute Fundamente, aber auch neue Häuser mit wenig Luftwechsel. Sepp
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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