So sieht es derzeit in einer Garage von Daniela Licata Punt aus.
Diese historische Aufnahme zeigt den Bau des Stollens in St. Valentin; rechts ist das Hotel Ortlerspitz zu sehen, links die Finanzkaserne.
Genau in der Ferragosto-Woche wurde in St. Valentin gebohrt, gebaggert und gegraben.
In einer Wohnung taten sich Risse an den Wänden auf.
Benno Licata in einem Lager- und einem Kellerraum, die arg in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Benno Licata in einem Lager- und einem Kellerraum, die arg in Mitleidenschaft gezogen wurden.

„Wir wollen vollen Schadenersatz …

… und eine endgültige Lösung des Problems“

Publiziert in 27-28 / 2021 - Erschienen am 31. August 2021

St. Valentin a.d.H. - Schon seit Ende Juli sind die Eigentümer mehrerer Gebäude in St. Valentin, unter denen sich auch Beherbergungsbetriebe und Geschäfte befinden, argen Belastungen ausgesetzt. „Dass das Wasser aus dem Druckstollen stammt, der unter dem Dorf durchführt, steht mittlerweile fest“, sagte am Samstag Benno Licata, einer der Betroffenen. Er hat selbst entsprechende Messungen durchführen lassen. „Die Messungen haben ergeben, dass das Wasser im Reschenstausee dasselbe ist wie jenes, das seit Wochen austritt“, so Licata. Selbst Vertreter der Alperia, die den Stausee betreibt, hätten dies bei einem Treffen eingeräumt. War es zu Beginn der Wasseraustritte noch die Freiwillige Feuerwehr von St. Valentin, die tagelang rund um die Uhr überflutete Keller und Räume auspumpte, so wurden später mit schwerem Gerät mehrere „Ziggl“ geschlagen, aus denen laufend ca. 150 Sekundenliter abgepumpt werden. „Was es für uns als Ferienort bedeutet, wenn Mitte August Bagger auffahren und an vielen Stellen gegraben wird, kann sich jeder vorstellen“, ärgern sich Licata und seine Schwester Daniela verheiratete Punt (Geschäft Puko Sport). Zu den weiteren unmittelbar Betroffenen gehören die Residence Ledi (Fam. Hofer), das Camping am See (Alfred Waldner) und die Handlung Anna (Anna Stecher). Die Forderungen der Betroffenen an die Adresse der Alperia sind klar: „Es sind sämtliche Schäden zu ersetzen, zu denen es gekommen ist, und zwar im vollen Ausmaß.“ Nur mit ein paar „Pinselstrichen“ sei es nicht getan, „denn es entstanden zum Teil Schäden an der Bausubstanz bzw. den Fundamenten, die sich mit reinen Entfeuchtungsarbeiten nicht beheben lassen.“ Sogar statische Probleme sind aufgetaucht. Zusätzlich zu den Bauschäden seien auch erlittene Ausfälle zu ersetzen und nicht zuletzt auch moralische Schäden, „denn es ist nicht gerade einfach, wochenlang mit derartigen Beeinträchtigungen und auch Ängsten zu leben“, bringt Benno Licata die Situation auf den Punkt. Nach dem Wasseraustritt unterhalb des Sitzes der Raiffeisenkasse im Vorjahr und dem jetzigen Störfall sei es höchst an der Zeit „dass Alperia dieses Problem endgültig löst, damit wir in Zukunft in Ruhe arbeiten und leben können.“ Die andauernden Wasseraustritte bescheren nicht nur dem Urlaubsort St. Valentin einen Imageschaden und große Schäden für die direkt Betroffenen, „sondern wir haben es mit einem Problem für das Oberland und den gesamten Vinschgau zu tun.“ Es könne nicht sein, „dass Einheimische und auch Gäste in Angst leben müssen.“ Als konkrete Lösung können sich Licata und weitere Betroffene vorstellen, dass das durch das Dorf führende Stollen-Teilstück gesichert wird, „indem man Stahlrohre durch den 3 Meter dicken, mittlerweile rund 70 Jahre alten Betonstollen zieht.“ Solche oder andere Maßnahmen, die das Problem ein- und für allemal beheben, seien seitens der Alperia ebenso unerlässlich wie der volle Schadenersatz. 

„Für alle unerträglich“

Dass das Wasser aus dem Stollen stammt, liege mittlerweile auf der Hand, bestätigte auch Bürgermeister Franz Prieth am Samstag dem der Vinschger. Dies hätten auch Messungen seitens der Alperia selbst ergeben. Die Sorgen, Anliegen und Forderungen der betroffenen Bevölkerung von St. Valentin „decken sich voll mit jenen der Gemeindeverwaltung.“ Die Situation sei äußerst ungut und „für alle unerträglich.“ Auch für die Alperia, „die den Vorfall sofort ernst genommen hat und alles unternimmt, um der Lage Herr zu werden.“ Am 18. August hatte Alperia Vipower mitgeteilt, „den Staupegel des Reschenstausees vorzeitig zu senken, um die Ursachenerforschung und die entsprechende Lösungsfindung zu fördern.“ Mit einer „Gefahrensituation für Bevölkerung und Gemeinde“ habe die Absenkung nichts zu tun. Laut Franz Prieth sinkt der Pegel derzeit um rund 20 Zentimeter pro Tag. Die Alperia übermittle ihm täglich die genauen Pegeldaten. Bis Mitte Oktober dürfte der See soweit abgesenkt sein, dass der Stollen entleert werden kann. Dann werde man feststellen können, wo genau das Wasser austritt. Der Bürgermeister hofft, dass im Anschluss daran sofort wirksame Maßnahmen ergriffen werden. Eine dauerhafte Lösung des Problems sei für die Zukunft unerlässlich. Das Problem sei an der Wurzel zu packen. Zusätzlich zum Imageschaden, zu den Ausfällen, zu den Schäden an den Gebäuden und weiteren materiellen Schäden seien auch die psychische Belastung und die Ängste nicht zu vergessen. Prieth ist trotz allem überzeugt, „dass das Problem gemeinsam gelöst werden kann.“ Zu den Wasseraustritten wurden mittlerweile auch mehrere Anfragen im Landtag eingebracht. Sepp Noggler (SVP) will u.a. wissen, „ob es für den Reschensee eine funktionierende Rohrbruchklappe gibt, welche bei Wasseraustritt automatisch schließt, und dies auch bei vollem Speicherbecken.“ Hanspeter Staffler von den Grünen hat ebenfalls eine Anfrage eingebracht. Staffler hatte in Eigenregie Messungen durchgeführt, um herauszufinden, von wo das Wasser herkommt. Die Messungen vom 17. August ergaben z.B., dass die Leitfähigkeit des Wassers in einer überfluteten Garage bei 201,8 (Mikro S/cm) lag und jene des Wassers am Eingang der Druckleitung bei 203. Staffler: „Diese Werte sind so gut wie identisch.“ Die Grünen hatten schon im Frühjahr 2021 im Zusammenhang mit den Störfällen rund um den Reschen-Stausee eine „systematische und vorausschauende Generalsanierung“ gefordert (siehe der Vinschger 15/2021).

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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