Wirbelgedächtnis

Publiziert in 41 / 2015 - Erschienen am 18. November 2015
Manchmal hat man den Eindruck, dass unsere Aufmerksamkeit und unser Interesse umso schneller abnehmen, je größer der Wirbel und das Tamtam um eine bestimmte Sache sind. Darunter leidet natürlich auch unser Gedächtnis. Können Sie sich zum Beispiel noch an den Piano-Mann erinnern? An den jungen Mann, der an einen Strand gespült worden ist, nicht geredet und anscheinend konzertreif Klavier gespielt hat und damit die Medien monatelang beschäftigt hat? Oder wie sieht es mit all jenen Menschen aus – auch die knackigen Vinschgerinnen in den knappen Bikinis –, die sich vor laufender Kamera mit eiskaltem Wasser angeschüttet haben, um auf irgendeine Krankheit hinzuweisen? Oder wo sind denn die ganzen Charlie Hebdos plötzlich geblieben? Heute heißt niemand mehr Charlie. Auch die gefühlten tausend Leserbriefschreiber zum Südtiroler Rentenskandal und Vor-dem-Landtag-Mauler sind verschwunden. Ist denn mit den Politikerrenten nun alles in Ordnung? Eine Frage sei deshalb noch am Ende gestellt: Werden die Menschen auch das „Refugees Welcome“, das „Flüchtlinge Willkommen“ so schnell vergessen?z
Christian Zelger
Christian Zelger
Vinschger Sonderausgabe

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.