BM Franz Prieth
Die neu errichtete Schäferhütte, die im Sommer 2017 eröffnet wurde
Ein Teil des bestehenden Weges, über den die Hütte erreichbar ist

Zwischen „absurd“ und „sinnvoll“

Umweltschutzgruppe kritisiert Wegprojekt in Melag. BM Franz Prieth: „Natur muss erlebbar sein.“ 

Publiziert in 21 / 2021 - Erschienen am 24. Juni 2021

Langtaufers - Mit „Entsetzen“ nimmt die Umweltschutzgruppe Vinschgau die Nachricht zur Kenntnis, dass die Landeskommission für die landschaftsrechtliche Genehmigung das Projekt der Fraktionsverwaltung von Langtaufers, „das einen zweiten Weg zur neu errichteten Schäferhütte oberhalb von Melag vorsieht“, genehmigt hat. „Obwohl das Gutachten der Baukommission der Gemeinde Graun noch ausständig ist, wurde dieses absurde Projekt positiv begutachtet. Ein Lokalaugenschein hätte den Kommissionsmitgliedern klar vor Augen geführt, dass in dem äußerst steilen und hydrogeologisch sensiblen Gebiet kein Weg gebaut werden darf“, so die Umweltschutzgruppe, die folgende Argumente auflistet, „die klar gegen dieses Projekt sprechen“: der geplante Weg würde auf  2.160 m.ü.d.M. einen äußerst steilen und hydrogeologisch sehr instabilen Hang mit einer Neigung von stellenweise über 70% queren; zur Sicherung des Weges wären talseitig und bergseitig massive Verbauungen mit Zyklopenmauern notwendig; zur Schäferhütte führt bereits in unmittelbarer Nähe zum neu geplanten Weg ein steiler Weg, der bisher mit geländetauglichen Fahrzeugen befahren werden kann; die zuständige Forstverwaltung hat nach einem Lokalaugenschein für Teile des Weges ein negatives Gutachten erteilt, da der zu durchschneidende Hang hydrogeologisch instabil (Wasseraustritte) ist; der neue Weg wäre im Hangbereich auf seiner ganzen Länge einsehbar und würde zu einer massiven Beeinträchtigung des Landschaftsbildes führen; ein mit großen finanziellen Mitteln erbauter zweiter Weg zur Schäferhütte wäre eine Vergeudung öffentlicher Gelder; der neue Weg sollte laut Projekt im Winter als Rodelbahn genutzt werden. In einem so steilen und exponierten Gelände wäre dies ohne aufwändige Sicherheitsvorkehrungen niemals zu verantworten. Zusammenfassend stellt die Umweltschutzgruppe fest, „dass dieser Weg aus Gründen der Sicherheit, des Landschaftsschutzes, der Ökologie und zwecks sinnvollem Umgang mit öffentlichem Geld nicht zu verantworten ist. Daher wird die Baukommission der Gemeinde Graun ersucht, das Projekt „sorgfältigst zu begutachten und abzulehnen.“

„Kein zweiter Weg“

Von einem „zweiten Weg“ könne laut dem Grauner Bürgermeister Franz Prieth, der die Sitzung der genannten Landeskommission mitverfolgt hat, nicht die Rede sein. Es gehe beim Projekt darum, den bestehenden Weg entlang besonders steiler Strecken abschnittsweise zu verlegen. Nicht mehr benützte Wegabschnitte würden im Falle der Umsetzung des Projektes zurückgebaut. Dies sei nur eine von mehreren Auflagen, wie sie die Landeskommission für die landschaftsrechtliche Genehmigung festgeschrieben habe. „Für uns als Gemeinde ist das positive Gutachten der Kommission bindend. Sobald alle Unterlagen aus Bozen vorliegen, wird das Projekt der Baukommission zur Genehmigung vorgelegt werden“, kündigte Prieth an. Die Gemeinde werde ihrerseits ein geologisches Gutachten in Auftrag geben. Außerdem müssten sämtliche Eingriffe in Abstimmung mit der Forstbehörde erfolgen. „Dass wir als Gemeinde bei diesem Projekt große Sorgfalt an den Tag legen, ist selbstverständlich“, so Prieth, der sich vom „Aufschrei“ der Umweltschützer schon etwas überrascht zeigte. Er persönlich werte das Vorhaben als weitere Möglichkeit, den sanften Wintertourismus in Langtaufers zu fördern. „Der Zusammenschluss mit dem Kaunertal ist endgültig vom Tisch, aber Möglichkeiten einer sanften Tourismusentwicklung in Langtaufers muss man schon zulassen“, so der Bürgermeister wörtlich. Man müsse die Natur erlebbar machen: „Nur mit dem Fernrohr von einer Bank aus hinaufschauen, ist zu wenig.“ An die Umweltschützer appelliert Prieth: „Gemeinsam Wege gehen, nicht verhindern.“ Ein Ja seitens der Baukommission werde es natürlich nur dann geben, wenn alle noch ausstehenden Gutachten und Genehmigungen positiv ausfallen. Die Fraktionsverwaltung kann sich eine eventuelle touristische Nutzung der neuen Schäferhütte vorstellen.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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