Das erste Foto nach der Notlandung des Bombers. Die herbeigeeilten Menschen wurden vom Südtiroler Ordnungsdienst (SOD) angehalten, auf Distanz zu bleiben, weil vermutet wurde, dass der Bomber explodieren könnte. Links ist der „Koflerhof“ zu sehen, wo ein Flügel des Bombers den Dachfirst des Stadels gerammt hatte, rechts erkennt man die Dorfkirche zum Hl. Martin in Göflan.
Luis Tumler aus Göflan mit einer Tankhalterung aus einem Flügel des Bombers.
Herbert Tappeiner aus Schlanders mit einem Luft-Hydraulik-Zylinder.
Gustav Angerer aus Schlanders (91 Jahre) war zur Zeit der Bruchlandung des Bombers Lehrbub beim Göflaner Schmied und in technischer Hinsicht der wichtigste Augenzeuge.
Manfred Haringer in seinem Arbeitsraum in Göflan.

Als in Göflan der Bomber „landete“

Manfred Haringer ist seit 15 Jahren auf Spurensuche. Zeitzeugen für Film gesucht.

Publiziert in 29 / 2020 - Erschienen am 1. September 2020

Göflan - Es war der 20. April des Jahres 1945, als in Göflan ein US-Bomber des Typs Boeing B-17G notlandete. Der 4-motorige Bomber hatte zusammen mit einer US-Bomberformation einen Einsatz im Gebiet von Franzensfeste und am Brenner geflogen, als einer seiner Tanks von der Kugel einer Flugabwehrkanone getroffen wurde. Gegen Mittag des genannten Tages befand sich der Bomber mit abgeschalteten Motoren im Gleitflug, als es beim „Koflerhof“ in Göflan auf einem Acker zur Bruchlandung kam. Der Pilot und der Navigator wurden schwer verletzt und in das Krankenhaus nach Meran gebracht. Die weiteren 8 Crew-Mitglieder waren schon vorab mit Fallschirmen abgesprungen, die zwei letzten im Gemeindegebiet von Proveis am Nonsberg. „Der getroffene US-Bomber wollte die neutrale Schweiz erreichen“, ist Manfred Haringer aus Göflan überzeugt. Seit rund 15 Jahren befindet er sich auf der Spurensuche im Zusammenhang mit den Geschehnissen rund um die Bomber-Notlandung. Es ist mittlerweile eine dicke Mappe mit allerlei Dokumenten, Schriftstücken und Aussagen von Zeitzeugen zusammengekommen. Auch in Proveis und in Gemeinden des Nonstals im Trentino war Haringer unterwegs, um mit Menschen zu sprechen, die seinerzeit mit den abgesprungenen US-Soldaten zu tun hatten bzw. im Kontakt standen. Einer der abgesprungenen Soldaten, Jack Bartman, wurde von fanatischen Widerstandskämpfern erschossen. Sein Leichnam wurde nach Kriegsende in die USA überführt. Verwandte des Piloten Eugene T. Bissinger, dem es gelungen war, den Bomber in Göflan zusammen mit dem Navigator Nations Manton A. ohne Menschenverluste zu Boden zu bringen, waren im Vorjahr in Göflan. Der Aufbau von Kontakten zu Verwandten und Nachkommen der US-Crew-Mitglieder ist eines der Ziele, die Haringer verfolgt. Schon seit längerer Zeit gearbeitet wird außerdem an einem Film, der in Zusammenarbeit mit dem Amateurfilmer Verein Vinschgau entsteht und in dem vor allem Zeitzeugen zu Wort kommen, die die Bruchlandung direkt oder indirekt miterlebt bzw. beobachtet haben. Manfred Haringer ist weiterhin auf der Suche von Zeitzeugen. Solche können sich gerne bei ihm melden und zwar unter Tel. 339 5335534. Auch eine PowerPoint-Präsentation hat Haringer bereits zusammengestellt. Darin wird die gesamte Geschichte rund um die Landung nachgezeichnet, und zwar beginnend mit dem Bau der „fliegenden Festungen“ in Seattle bis zur Bruchlandung in Göflan und der Zeit danach. In Göflan sorgte die Bruchlandung damals natürlich für großes Aufsehen. Alles lief zur Unglücksstelle. Viele nahmen später Teile des Bomber-Wracks mit nach Hause. Richard Reiter zum Beispiel, ein versierter Techniker, besorgte sich das Radiosendegerät aus dem Flugzeug. Für einige Monate konnten im Raum Schlanders seine Programme gehört werden, unter „Radio Stilfser Joch“, dem „Ersten Vinschgauer Radiosender“. Als Haringer die PowerPoint-Präsentation der Fraktionsverwaltung mit Präsident Erhard Alber an der Spitze zeigte, zeigte sich diese begeistert und froh darüber, dass die Geschichte rund um die Bomber-Notlandung umfassend und bleibend aufbereitet wird und somit der Nachwelt erhalten bleibt. Auch erste Vorbereitungen für eine Ausstellung sind bereits im Gang. Für diese Ausstellung zum Bomberabsturz wären Bomber-Relikte bzw. entwendete Teile davon sehr erwünscht und werden gerne entgegengenommen! An der Stelle, wo die Bruchlandung erfolgte, sollte eine Tafel angebracht werden. Manfred Haringer wertet seine Bemühungen und Recherchen im Zusammenhang mit dieser Geschichte in erster Linie als eine Art Friedensmission: „Das Wachhalten der Erinnerung an diesen Vorfall soll uns daran erinnern, wie schrecklich jeder Krieg und wie wertvoll der Friede ist.“ Detail am Rande: Für Flugzeuge und das Fliegen hat Manfred Haringer übrigens seit jeher einen „Fimmel“. Er war 1980 einer der ersten Drachenflieger im Vinschgau. Erlernt hatte er das Drachenfliegen von seinem um 4 Jahre älteren Bruder Hermann. Später widmete sich Manfred auch dem Bau von Flugzeug- und Hubschraubermodellen.

Josef Laner
Josef Laner

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