Rita und Hansi Wallnöfer am Karfreitag 2024 auf der Terrasse des Hotels „Die Post“ in Sulden.
So präsentierte sich „Die Post“ in Sulden in früheren Zeiten.
Im April 1975 richtete eine Lawine auf der Franzenshöhe große Schäden an. Hansi: „Das Dach war nicht da, wo es sein sollte.“
Hochzeit von Johann Wallnöfer und Rita Bernhart am 30. April 1962.
Hansi, der Skibob-Fahrer.

Hansis „Memoiren“

Johann Wallnöfer, vulgo Post-Hansi, hat besondere „Geschichten“ aus seinem bewegten und erfüllten Leben zu Papier gebracht.

Publiziert in 7 / 2024 - Erschienen am 9. April 2024

Sulden - „Das musst du unbedingt aufschreiben, sonst wird es vergessen.“ Es war dieser Satz einer Frau aus Sulden, der den Post-Hansi dazu bewogen hat, seine „Geschichten“ aus dem Leben aufzuschreiben. Schreiben war eigentlich nie sein Ding gewesen, denn dafür hatte er aufgrund seiner vielen Tätigkeiten und Hobbys kaum Zeit. Als er aber 1995 vom Dach des Bartolomä-Hofs gefallen ist – das Becken war gebrochen, die Wirbelsäule verletzt und eine der Hüften musste operiert werden –, nutzte er diesen und spätere Krankenhausaufhalte dazu, „Geschichten“ aus dem Leben aufzuschreiben. Herausgekommen ist ein 180 Seiten umfassendes, mit vielen historischen und aktuellen Fotos ausgestattetes Buch. Bei der Gestaltung und Umsetzung des Buchprojektes half ihm seine Tochter Karin. Mitgearbeitet haben auch Anna Wallnöfer und Raphaela Mazagg.

Die Anfänge in Prad

Die Memoiren beginnen mit Hansis Großeltern in Prad. Sein Großvater Johann Josef Wallnöfer (1869-1963) war weit in der Welt herumgekommen, arbeitete sein Leben lang als Hoteldirektor, war einige Jahre Bürgermeister von Prad und ein „guter Geschäftsmann“. Die „Alte Post“ in Prad ist das Stammhaus der Familie Wallnöfer. Johann Josef kaufte u.a. das Hotel Zebru in Sulden. Vom Großvater hat Hansi, geboren am 4. Oktober 1934, gehört, „dass er jährlich nach Ungarn fuhr, um Getreide für die Pferde zu kaufen.“ Hansis Vater Karl (1902-1971) hat die „Alte Post“ und den Bauernhof in Prad übernommen. Seine Frau Frieda Runggaldier, Hansis Mutter, die aus Meran stammte, war eine „sehr tüchtige Frau, sie hat dem Vater viel geholfen.“ Im Sommer hat sie immer das Hotel auf der Franzenshöhe geführt. Johann Wallnöfer war das einzige Kind der Familie. „Ich wuchs zwischen Personal und meinem Großvater auf“, erinnert er sich. Gelernt habe er überhaupt nicht gerne „und bei den Lausbübereien war ich immer mit von der Partie.“ Als Hansi 9 Jahre alt war, war der Zweite Weltkrieg noch voll im Gang. Er kam als „Pimpf“ (Hitlerjugend) im Sommer nach Martell, „wo es sehr streng zuging.“ Später besuchte Johann die Mittelschule in Meran: „Im Redifianum ging es uns gleich nach den Kriegsjahren sehr schlecht.“ Aber in Meran lernte Johann Fußballspielen und gründete im Sommer darauf in Prad einen Fußballclub. Das Skifahren hat ihn von Anfang an begeistert. Nach der Mittelschule begann er im Hotel „Greif“ in Bozen eine Lehre: „48.000 Lire hat meine Mutter für die Kellnerjacken, Hosen und Hemden ausgegeben.“ Zumal Hansi im Monat zwischen 7.000 und 8.000 Lire verdiente, hatte er „in den 5 Sommermonaten nicht einmal das Geld für die Bekleidung beisammen.“

Einstieg in den Beruf

Das eigentliche Berufsleben von Johann begann 1952, als ihm sein Vater Karl – er war einer der ersten in Prad, die ein Auto hatten – seine „Lancia Artena Ministeriale“ schenkte, mit der Hansi dann täglich unterwegs war: Ausflugsfahrten zum Freitagsmarkt nach Meran, Fahrten in die Dolomiten, nach Cortina und zum Gardasee. Auch Fahrten mit Gästen des Hotels „Zebru“ in die Schweiz und nach Österreich unternahm Johann. Sein Traum-Auto war immer der „Alfa Romeo“. Als er zum Militär sollte, hat er die Lancia verkauft: „Es war möglich, sich mit viel Geld frei zu kaufen.“ Umfangreich ist das Kapitel, das der Familie Wallnöfer gewidmet ist. Seine Frau Rita Bernhart aus Morter hat Johann Ende 1961 in Prad kennengelernt. Am 30. April 1962 heiratete er die „großzügige, tolerante, intelligente und ungeheuer fleißige Frau.“ Auch Rita war ein Einzelkind. Der Ehe sind 4 Kinder entsprossen: Karin, Evi, Andreas und Lukas.

Außergewöhnlicher Unternehmergeist

Der Unternehmergeist und der schier unbändige Tatendrang von Johann schlagen sich in vielen Einzelkapiteln nieder. Die Palette reicht von der „Alten Post“ in Prad („mein erstes Lokal“) über den Umzug ins „Paradies“ nach Sulden und dem Hotel „Tembl“ (heute Hotel „Cristallo“) bis hin zum Berghotel Franzenshöhe, dem „Chalet Andy“ in Schenna, zur „Post“ in Sulden und zum Hotel „Adler“ in Morter, das er vor vielen Jahren zwar kaufen wollte, „doch die ganze Familie war dagegen.“ Er hätte sich voll für Morter einsetzen wollen: „Mit 75 Jahren hat man noch Energie, ich arbeite sowieso den ganzen Tag in der Au und Mühlau in Prad.“
Auch auf weitere Tätigkeiten (Ortler Reisen, Garten, Gemüseanbau und andere mehr) blickt der Post-Hansi in seinen Memoiren zurück, sowie auf seine sportlichen Leidenschaften, speziell auf das Skibob- und Skifahren. Er ist bis 84 Jahren immer noch bei Mastercup-Skirennen mitgefahren. Außerdem hat er über bedeutungsvolle Begegnungen mit besonderen Menschen geschrieben, etwa mit der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel, die der Familie Wallnöfer regelmäßig Weihnachtsbriefe schickt. Abgerundet wird das Buch mit Erinnerungen an Weltreisen, die Rita und Hansi unternommen haben. Die Kinder Evi („Chalet Andy“), Andreas („Die Post“), Lukas („Paradies Pure Mountain Resort“) und Karin („Berghotel Franzenshöhe“) werten die Memoiren als einen Rückblick auf ein erfülltes und volles Leben.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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