Erich Wallnöfer, Johanna Tinzl, Alois Frank, Katharina Flora, Ursula Witwe Flora, Stefan Flunger (v.l.) nach der Verleihung des Paul Flora-Preises.

Für kritisches Wachsein ausgezeichnet

Publiziert in 25 / 2013 - Erschienen am 10. Juli 2013
Der einzige, gesamttiroler Förderpreis für zeitgenössische Kunst wurde im Gedenken an den 2009 verstorbenen Paul Flora in Glurns überreicht. Glurns - Johanna Tinzl, 37, und Stefan Flunger, 44, besuchten das Unsichtbare. Sie fuhren an Grenzen entlang und durchquerten menschenleere Allerweltslandschaften im Osten Europas. Die längste Ostgrenze, die nur im ­Navigationsgerät zu sehen ist, trennt auf 531 Kilometern Rumänien von der Ukraine. Die kürzeste Ostgrenze verläuft zwischen Slowakei und Ukraine. Läppische 97 Kilometer, auch nur Gras, Staub und belanglose Bäume. Tinzl und Flunger haben sich gefragt, wie man den „Rand Europas“ darstellen und deutlich machen könnte, dass es außerhalb des Randes nicht aufhört. Wohl eher Zufall, aber treffend ist, dass man den Versuch der im Vinschgau verwurzelten Innsbruckerin und des Zamsers ausgerechnet am Rande Südtirols, wenige Kilometer vor der einzigen EU-Außengrenze, nachvollziehen kann. Als kleine Ausstellung mit dem Titel „Framing the Fringe/Die Rahmung des Randes“ ist er im Foyer des Glurnser Rathauses bis 2. August zu sehen. Ins Auge fallen die Rahmen, darin menschenleere Landschaften, gesehen durch die Frontscheibe des Autos, und dazu das Auge des Satelliten, das „Navi“, mit dem Strich, der über Wohlstand oder Armut, Sicherheit oder Gefahr entscheiden kann. Für Paul Flora‘s Tochter Katharina, für die Museumsleiterin Beate Ermacora aus Innsbruck und den ehemaligen Leiter des Museons in Bozen, Andreas Hapkemeyer, war nicht nur diese sanfte Kritik an den „Friedensnobelpreisträger Europäische Union“ ausschlaggebend, die beiden Künstler für den mit 10.000 Euro dotierten 4. Paul ­Flora-Preis vorzuschlagen. Katharina Flora Seywald begründete den Vorschlag mit der „wachen und kritischen Zeitzeugenschaft“ der beiden Künstler, in der „sie auf eindringliche Weise neue Medien, Konzeptualität und politisches Engagement beziehungsweise höchst aktuelle Fragestellungen miteinander verbinden.“ Den Preis an die in Wien lebenden Künstler überreichten die Kulturlandesrätinnen Sabina Kasslatter Mur für Süd- und Beate Palfrader für Nordtirol. Umrahmt wurde die Feier von Klaus Telfser am Kontrabass und Hubert Dorigatti mit der Gitarre. Für Kulturstadtrat Alois Frank, der durch die Feier führte, für Bürgermeister Erich Wallnöfer, für viele prominente Gäste und Glurnser war die Übergabe des Preises an Paul Flora‘s Geburtstag und noch dazu in seinem Geburtshaus ein ausgesprochener Glücksfall und ein Grund, stolz zu sein. s
Günther Schöpf
Günther Schöpf

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