Simon Stieger an der Drechselbank
An dieser besonderen Krippe arbeitet Simon Stieger schon seit einiger Zeit.
Simon und Hubert Stieger
Einige der Drechselarbeiten von Simon Stieger
Einige der Drechselarbeiten von Simon Stieger
Einige der Drechselarbeiten von Simon Stieger
Einige der Drechselarbeiten von Simon Stieger
Einige der Drechselarbeiten von Simon Stieger

Im Sommer Schafe hüten …

… und im Winter an der Drechselbank. Wie der Vater, so der Sohn.

Publiziert in 14/15 / 2020 - Erschienen am 21. April 2020

Schlanders - Das Coronavirus kennt keine Grenzen. Es überwindet Berge, Flüsse, Meere und Kontinente. Irgendwie anders als im Tal erleben die Menschen am Berg die Corona-Zeiten aber dennoch. Da ist einmal die freie Natur, die sie umgibt. Zweitens gibt es kaum Anlässe für Menschenansammlungen. Die Familien müssen zwar auch zum Einkaufen oder für andere Erledigungen hinunter ins Tal, leben in der Regel aber unter sich auf den Höfen. Ausgenommen sind natürlich jene Frauen und Männer, die zum Beispiel im Krankenhaus, in der Hauspflege oder in anderen „systemrelevanten“ Dienstbereichen tätig sind. „Hier oben spüren wir von Corona zum Glück recht wenig“, stimmten Hubert Stieger und sein Sohn Simon kürzlich bei einem Gespräch mit dem der Vinschger am Pardellhof am Nördersberg in Schlanders überein. Gut beobachten lasse sich von oben lediglich, dass der Verkehr im Tal stark abgenommen hat. Besucht haben wir Simon Stieger und seinen Vater aber nicht wegen der Corona-Krise, sondern weil am Pardellhof während der Wintermonate regelmäßig „Heimarbeit“ betrieben wird. Nicht „Home Office“, also Büroarbeit, von der derzeit alle sprechen, sondern Arbeiten in der Garage, die schon vor vielen Jahren zu einer Drechsler-Werkstatt umfunktioniert wurde. Schon Hubert, Jahrgang 1966, hatte bereits im Kindesalter eine besondere Vorliebe für das Arbeiten mit Holz, speziell für das Drechseln. „Auch ich habe schon als Kind mit dem Drechseln begonnen“, sagt der 26-jährige Simon. Die Hauptaufgabe dieses Handwerks besteht darin, geeignetes Holz zu finden. Nach solchem wird das ganze Jahr über gesucht und Ausschau gehalten. Nicht nur am Hof und in der unmittelbaren Umgebung, sondern auch bei Nachbarn oder in höher gelegenen Wäldern. Wichtig ist, dass das Holz bzw. die Stämme lange genug trocknen können. Die mit einer hofeigenen Säge geschnittenen Bretter werden mindesten 2 Jahre lang gelagert, bis sie zur Drechselbank kommen. Bretter aus Birken und Nussbäumen sind in der Garage von Simon Stieger ebenso eingelagert wie Holz von Marillen- und Kirschbäumen, Zirben und anderen Baumarten. „Oft ist es so, dass von einem großen Stamm nur wenig wirklich Verwertbares herauskommt“, weiß Simon. Die Objekte, die er anfertigt, entstehen im Kopf und nehmen erst während des Arbeitsprozesses ihre endgültige Form an. Es handelt sich somit immer um Einzelstücke. Jede Schale, jede Schüssel und jedes andere Werk ist somit einmalig. Besonderen Wert legt Simon auch auf die natürlichen Farbnoten der Objekte. Die Palette der Drechselarbeiten reicht von der Obstschüssel, der Nussknacker-Schale und der hölzernen Zuckerbüchse bis hin zu Uhren und Behältern für nachfüllbare Parfümfläschchen. Der Phantasie sind praktisch keine Grenzen gesetzt. Ein bisschen stolz ist Simon Stieger auf das Herzstück in der Werkstatt. Es ist das eine Drechselmaschine, die er vor einigen Jahren in Deutschland gekauft hat. Er war damals zusammen mit seinem Nachbar Daniel Paris, der ebenfalls gerne drechselt, eigens zu einer Maschinen-Vorführung nach Deutschland gefahren. Mit seinen Drechselarbeiten war Simon bereits mehrmals auf Märkten vertreten. Er arbeitet zum Teil auch auf Bestellung. Auch als Geschenke sind seine Arbeiten gefragt. Wie schon für seinen Vater ist das Drechseln auch für Simon eine klassische Winterarbeit. Im Sommer gehen Hubert und Simon ihrem Hauptberuf nach, dem Schafe-Hüten. Hubert hat schon 16 Sommer auf einer Alm in der Nähe von Splügen in Graubünden Schafe gehütet und will heuer im Juni seinen 17. Almsommer antreten. Er hofft sehr, dass ihm die Corona-Krise keinen Strich durch die Rechnung macht. Dasselbe hofft auch Simon, der sich für die 5. Saison als Schafhirte in Davos vorbereitet. Dem Virus bereits zum Opfer gefallen ist leider das Malanz-Fest. Dieses Fest hätte heuer nach 8-jähriger Auszeit erstmals wieder am 16. und 17. Mai stattfinden sollen, musste aber abgesagt werden. „Und dabei hatten wir uns schon ein Jahr lang darauf vorbereitet“, bedauert die Bauerjugend Außernördersberg.

Josef Laner
Josef Laner

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