Die Filmemacher Hansjörg Stecher, Ramona Punter und Steivan Canal (kniend v.l.) mit den Grauner Zeitzeugen
So sah das Dorf Graun vor der Seestauung aus. Foto aus dem Kurzfilm „Graun. Verborgene Erinnerung“
Blick ins Publikum

Virtuell durch Alt-Graun

3D-Kurzfilm von Ramona Punter, Steivan Canal und Hansjörg Stecher

Publiziert in 19 / 2022 - Erschienen am 25. Oktober 2022

Graun - Wie das Dorf Graun aussah, bevor es 1950 geflutet wurde, zeigt ein außergewöhnlicher 3D-Kurzfilm, der am 15. Oktober auf Einladung des Bildungsausschusses im voll besetzten Kultursaal in Graun erstmals gezeigt wurde. Der Film „Graun. Verborgene Erinnerung“ ist das Ergebnis jahrelanger und mühevoller Kleinarbeit der Architektin Ramona Punter aus St. Valentin a.d.H, ihres Freundes Steivan Canal aus Scuol, seines Zeichens ausgebildeter Hochbauzeichner, und des aus Graun stammenden und in Innsbruck lebenden und arbeitenden freien Historikers und Filmemachers Hansjörg Stecher. Dem Team ist es gelungen, das Dorf Graun mit Hilfe modernster Computertechnik sowie anhand von Katasterplänen, Fotos und dem plastischen Modell von Alt-Graun, wie es im Museum Vinschger Oberland in Graun ausgestellt ist, originalgetreu zu rekonstruieren. Rund 20 Minuten lang können die Zuschauerinnen und Zuschauer virtuell durch Alt-Graun „spazieren“ und das alte, malerische Dorf so sehen, wie es vor der Stauung war. Dass der Film, der fast ohne Erklärungen auskommt und mit Kompositionen von Simon Gamper aus dem Passeiertal hinterlegt ist, starke Eindrücke hinterlässt, war bei der Premiere nicht zu übersehen. Vor allen bei Zeitzeugen aus Graun und Umgebung sowie bei solchen, der ihre Heimat infolge der Seestauung hatten verlassen müssen und zum Teil von weit her zur Premiere angereist waren, rief der Film Erinnerungen wach. Der Streifen macht das einstige Dorf in der Form eines virtuellen Spaziergangs auf realistische Weise erleb- und begehbar. Hansjörg Stecher: „Wie Phönix aus der Asche steht das alte Dorf wieder auf.“ Im Anschluss an die Vorführung ließen Zeitzeuge ihr altes Heimatdorf in Erinnerungen aufleben. Die Idee, das ursprüngliche Dorf in 3D zu modellieren, hatte Ramona Punter, als sie mit ihrer Masterarbeit „Embodied Remembrance, ein Ort konstruierter Erinnerung“ beschäftigt war. Sie kontaktierte Hansjörg Stecher, dem sie dann auch ihre Arbeit inklusive einer Kurzanimation schickte. Neben Stecher stieß zu dieser Zeit auch Steivan Canal dazu, sodass die Absicht, die Animation zu erweitern und einen Kurzfilm über das alte Graun zu gestalten, umgesetzt werden konnte. Hansjörg Stecher befasst sich schon seit Jahren mit der Geschichte von Alt-Graun. Ramona Punter und Steivan Canal haben für den Film jedes einzelne Haus des ehemaligen Dorfs digital nachgebaut. Ramona Punter ging es vor allem darum, „den wenigen, noch lebenden Zeitzeugen ihre Heimat noch einmal in Farbe zeigen zu können.“ Verwirklicht wurde der Film mit Unterstützung der Länder Südtirol und Nordtirol sowie der Gemeinde Graun. Ein besonderes Anliegen von Hansjörg Stecher ist es, der Geschichte von Alt-Graun mit Respekt zu begegnen und sie nicht einfach zu „vermarkten.“ Das ist auch der Grund, warum der Film nicht einfach für alle ins Netz gestellt wird. Es ist geplant, dass man den Film am Turm-Areal mit Hilfe eines QR-Codes abrufen kann und dass er auch im Museum in Graun gezeigt wird.

Redaktion
Vinschger Sonderausgabe

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