Worte, Tanz und Bilder
In der Naturnser Bibliothek wurden auf verschiedene Weisen Geschichten erzählt.
Naturns - „Hier komme ich besonders gerne her. Die Naturnser Bibliothek ist eine Werbung für die Institution Bibliothek“, betonte Holger J. August. Der in München wohnhafte Radio-Journalist und Autor war vor einem Jahr erstmals nach Naturns gekommen, um seinen Debüt-Roman „Bombenjahre“ zu präsentieren. Nachts um halb drei nach der Buchpräsentation hatte er noch den heurigen Termin am 10. Oktober fixiert. Mit seinem zweiten Band im Gepäck, „Ausgeliefert“ (erschienen im Mai 2025 im Athesia-Tappeiner-Verlag), kam er erneut in die Naturnser Bibliothek. Und wie beim Erstlingswerk handelt es sich dabei um einen Südtirol-Thriller. „Holger macht in seinem Buch sichtbar, was oft im Verborgenen bleibt“, unterstrich Athesia-Filialleiterin Elisabeth Mair eingangs. Dabei meinte sie das Stalking, ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht. Allein in Südtirol werden jährlich hunderte Stalkingfälle gemeldet, in ganz Italien ist etwa jede fünfte Frau davon betroffen. Die Dunkelziffer dürfte erschreckend hoch sein.
Auch Naturns bald „Buch-Darsteller“
Genauso wie im ersten Teil ist die junge Brixner Journalistin Marie Pichler Protagonistin dieser Thrillergeschichte. Nach ihrer Sensationsstory über die „Bombenjahre“ rutscht sie in eine Krise. Während ihre Freunde Jakob Brenner und der frühere Star-Journalist Tom Bauer aus Sterzing ihr helfen, spitzt sich die Lage dramatisch zu. Maries neue Kollegin beim „Boten“, Nadine Burgstaller, ist vor einem Stalker von Innsbruck nach Brixen geflohen, findet aber auch dort keine Ruhe. Neben den Hauptorten Brixen und Sterzing dient u. a. Glurns als Nebenschauplatz. Für den dritten Teil hat Holger J. August – das J. steht übrigens für Jörg – auch Naturns als Bühne gewählt. Bei der Lesung durften sich die zahlreichen Besucher/innen über einen kleinen Ausschnitt zu „ihrem“ Dorf freuen. Band drei ist für März geplant. Der Autor dankte Elke Wasmund vom Athesia-Tappeiner-Verlag: „Ohne sie wäre ich nicht hier“. Sie habe ihn sozusagen entdeckt. Die düstere Atmosphäre körperlich erfahrbar machte Eva Megel, Inhaberin der Tanz- und Ballettschule „Schrittweise“ in Tschirland. Ihre Performance diente als Begleitstück zur Lesung. Für die kulinarische Umrahmung sorgte der Vinschger Koch Otto Theiner, der eine Kürbissuppe auftischte.
Gedankenkarussell eines Künstlers
Im Rahmen des Abends stand auch die Vernissage des Künstlers Günther Abler auf dem Programm. Unter dem Titel „Gedankenkarussell“ präsentiert er seine Werke. Die Ausstellung ist noch bis Ende Oktober zu Öffnungszeiten der Bibliothek zugänglich. „Seine Kunst spielt das Seelenleben wider“, so Bibliotheks-Leiterin Gabi Hofer. Der Thriller und die Bilder bildeten dabei eine gelungene Symbiose. „So wie der Holger schreibt, versuche ich die Sachen bildlich anzugehen“, erklärte der in Kaltern geborene und in Naturns aufgewachsene Künstler. Abler ist seit jeher in den Bereichen der Malerei, Fotografie und Grafik tätig. Als Grafikdesigner baute er die Agentur Ideenservice erfolgreich auf. Seit einigen Jahren ist er in Rente und hat mehr Zeit für die Kunst. „Die Kunst begleitet mich seit meiner Kindheit und prägt mein Leben sowohl beruflich als auch privat“, erklärte er. Kreativität und Ideenreichtum seien ständige Begleiter, die ihm vielfältige Blickwinkel eröffnen. „Durch verknüpfte Gedanken, Spekulationen und Gefühle inspiriert, schaffe ich es, Abstand von der Realität zu gewinnen und meiner inneren Welt Form zu geben.“ Mit spielerischer Experimentierfreude erkundet er die Grenzen von Malerei, Fotografie und Grafik. „Jeder trägt Geschichten in sich und ich möchte meine eigenen auf eine bildhafte und künstlerische Weise zum Ausdruck bringen“, sagte er über das „Gedankenkarussell“. Dabei strebe er eine persönliche Interpretation an. Ausgangspunkt ist das pulsierende Zeitgeschehen, das vielfältige Themen aus aller Welt umfasst. „Meine Werke sind intime Eindrücke, gefärbt von persönlichen Erfahrungen und dem Wunsch, das Geschehene und Erlebte in einer künstlerischen Sprache zu reflektieren.“