„Abfahren“ in die Welt der Eisenbahn

Publiziert in 25 / 2009 - Erschienen am 1. Juli 2009
Rabland – Haben Sie schon einmal gesehen, wie viele ­Personen nahezu täglich am frühen Morgen vor dem Landhaus in Bozen anstehen, um mit dem „Luis“ zu sprechen? Dies ist nur eine unzähliger kleiner ­Szenen von „Südtirol in Miniatur“, dem Herzstück der seit dem 30. Juni öffentlich zugänglichen ­Eisenbahnwelt im umgebauten „Hanswirt“-Stadel in Rabland. Die Eisenbahnwelt, die größte digitale Modelleisenbahnanlage Italiens, soll jährlich zehn­tausende Besucher nach ­Rabland locken. Die Medienvertreter wurden am 26. Juni vom Geschäfts­führer der Eisenbahnwelt, ­Andreas Rainer, dem Präsidenten ­Georg Laimer, Roger Samolik aus ­Hannover, dem Verantwortlichen für den Aufbau der Minia­turlandschaften, sowie von Alex Susanna (Öffent­lichkeitsarbeit) durch die auf mehrere Stockwerke aufgeilten Ausstellungsräume geführt. Mit detaillierten Erklärungen wartete zudem der Fachmann Heinz Unterholzer auf, der Präsident des Modelleisenbahnclubs Schlanders. „Ohne Heinz Unterholzer wäre diese einzigartige Eisenbahnwelt in dieser Form sicher nicht entstanden,“ stimmten die Vertreter des Vereins „Freunde der Modelleisenbahn“ überein. Den eigentlichen Grundstein hatte 2004 Dr. Gunther Steitz, Arzt aus Nienburg in Deutschland, gelegt: Er schenkte dem Verein seine umfangreiche Sammlung von Modelleisenbahnen, die mit über 20.000 Stück zu den größten Privatsammlungen Europas zählt. Die einzige Bedingung von Steitz, die Sammlung dauerhaft dem Publikum zugänglich zu machen, wurde jetzt erfüllt. Ein wichtiger Meilenstein war 2007 die Zusage der Landes­regierung, den Umbau des denkmalgeschützten ­Stadels beim „Hanswirt“ mit 1,8 ­Millionen Euro zu unterstützen. 400.000 Euro konnten laut Andreas Rainer, ehemals Lehrer­ und 15 Jahre lang Führer im Bergbaumuseum Ridnaun, mit der Hilfe von Sponsoren hereingeholt werden, in erster Linie mit Beiträgen der Firma FERCAM und der Stiftung Südtiroler Sparkasse. 200.000 Euro muss der Verein noch aufbringen. Ziel des Vereins ist es, den kleinen und großen Besuchern das Thema Modelleisenbahn und Miniaturwelten auf informative und unterhaltsame Weise näher zu bringen. Beim Rundgang durch das Herzstück „Süd­tirol in Miniatur“ im Obergeschoss der Erlebniswelt kann unser Land von Brenner­bad bis in den Vinschgau bestaunt werden. Mit über 62 m Länge ­handelt es sich hier um die weltweit größte Pano­rama-Inszenierung Südtirols in ­Miniatur. Nicht nur Burgen und Schlösser, sondern auch viele weitere Details und markante Bauten wurden nachgebaut. An der Strecke ab ­Kastelbell in Richtung Mals wird noch gearbeitet. Die Besucher können den Spezialisten derzeit über die Schulter schauen. Was hinter der Minatur-Welt steckt, verraten diese Eckdaten: Maßstab: 1:87; Spur: H0; 130 Quadratmeter Anlagengröße; Steuerung: digital; 400 Meter Geleise verlegt; 40 fahrende Züge ­(Modell aus der Sammlung Steitz); 400 Fahrzeuge auf der Anlage; 7.000 ­Figuren auf der Anlage inszeniert; 4 Schattenbahnhöfe; 20.000 Arbeitsstunden. Der Wert der Anlage, gebaut von Erlebniswelt Modellbahn, ­Hannover (D), beläuft sich auf ca. 550.000 Euro. Zu den Besonderheiten zählt auch eine regelmäßig abwechs­elnde Tag-Nach-Inszenierung. Als Hintergrund zur Miniaturlandschaft arbeitet ein Spezialist aus Österreich derzeit noch an einer großen Panoramakarte, zusammengefügt aus originalen Aufnahmen. Auf das Herzstück eingestimmt werden die Besucher mit der Phantasielandschaft „Mittelgebirge“. Die hier gezeigten Inszenierungen entsprechen nicht einer natürlichen Landschaft, sondern sind der Phantasie der Modellbauer entsprungen: Vom Talboden bis zur Bergbahn spielt sich das Geschehen auf 4 Ebenen ab. Der rege Fahrbetrieb umfasst verschiedene Epochen. Die vielen Details auf engstem Raum und die erstaunliche Vielfalt regen zum genauen Beobachten und Verweilen an. Im Untergeschoss der Erlebniswelt ist der wahre Schatz gelagert, nämlich die Sammlung von Dr. Gunther Steitz. „Wir ­haben bisher rund 18.000 Modelle erfasst und katalogisiert,“ sagte Heinz ­Unterholzer. Die rarsten und wertvollsten Stücke werden in Vitrinen ausgestellt. Die Sammlung stellt auf eindrucksvoller Weise die Entwicklung der Eisenbahn dar. Es werden nicht nur europäische Modell-Bahnen vorgestellt, ­sondern auch Modelle aus Übersee. Die Sammlung beinhaltet beinahe lückenlos die von Groß- und Kleinserien­herstellern ­produzierten ­Modelle, die von Bedeutung sind und umfasst alle Epochen der Geschichte der Eisen­bahn. Drei Beispiele: Königszüge, Northlander und ETR 500 von Trenitalia. Wenn die Eisen­bahnwelt jährlich von 35.000 bis 40.000 Personen besucht wird, kann sie laut ­Andreas Rainer kostendeckend geführt werden. Neben dem Geschäftsführer sind noch der Fachtechniker Christian Schöpf aus Laatsch sowie drei weitere Personen an der Kasse bzw. im Shop tätig. Die Eisenbahnwelt ist außer montags täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritts­preis für einen Erwachsenen beträgt 8 Euro. Reduzierte Preise gibt es für Familien, Kinder, Jugendliche, Senioren, Schulen, Gruppen und Menschen mit Behinderungen. Die Anreise erfolgt mit der Vinschger­bahn, mit dem Fahrrad oder dem Auto.
Josef Laner
Josef Laner

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