„Am Reschenpass gehen die Lichter aus“
Publiziert in 17 / 2007 - Erschienen am 9. Mai 2007
„Rund eine Million Euro habe ich investiert und jetzt ist es bald soweit, dass ich die Pizzeria ‚Hans’ am Reschenpass zusperren muss.“ Hans Wallnöfer, der Inhaber der Pizzeria „Hans“, schlägt Alarm: „Vor 7 Jahren hat man mich ermuntert, den Gastbetrieb an der Grenze, der 1992 geschlossen worden war, zu reaktivieren und neu zu beleben. Ich steckte meine ganze Kraft und viel Geld in das Vorhaben und jetzt habe ich nichts als Schulden.“ Einen gewichtigen Grund dafür, dass das Geschäft nicht mehr läuft, sieht Hans Wallnöfer im Rückgang des LKW-Verkehrs: „An der Kontrollstelle auf der österreichischen Seite des Passes wird fast jeden Abend scharf kontrolliert. Es sind immer Uniformierte vor Ort. In der Praxis ist es mittlerweile so, als wäre die Grenze, die vor 10 gefallen ist, wieder zurückgekehrt.“ Da sei ihm die frühere Grenze noch lieber gewesen. Das, was die Kontrollbehörden auf der österreichischen Seite des Passes betreiben, wertet Hans Wallnöfer als Abzockerei: „Sie halten nicht nur LKWs an, sondern auch Autos, und irgendetwas finden sie immer.“ Da wäre es seiner Meinung nach besser, eine Maut einzuführen, „dann wissen die Fahrer wenigstens, dass eine Maut zu zahlen ist. Derzeit fühlen sich viele nur schikaniert.“
Laut dem Gastwirt leiden alle Betriebe an der Grenze an einem zunehmenden Geschäftsrückgang. Zusätzlich zu seiner Pizzeria (einst Sporthotel Marchesini) gibt es an der Grenze noch zwei weitere Pizzeria- bzw. Gastbetriebe sowie ein Rasthaus und einen Kiosk. Mit dem zunehmenden „Abwürgen“ des LKW-Verkehrs und des Verkehrs insgesamt werde der Wirtschaft an der Grenze langsam aber sicher der Garaus gemacht. Alles eher als überzeugen lässt sich Hans Wallnöfer auch vom Verkehrskonzept, das Professor Hermann Knoflacher erstellt hat: „Alle wettern gegen den Verkehr. Jetzt ist es bald so, dass man mehrere Stunden braucht, um von hier mit dem Auto über 99 Kreisverkehre nach Meran zu kommen. Ist das wirklich der Weisheit letzter Schluss?“ ärgert sich Hans Wallnöfer, der auch das Garni „Wallnöfer“ in Reschen betreibt. Er für seinen Teil ist überzeugt, dass die Wirtschaft am Reschenpass stirbt, wenn nichts unternommen wird. Hatte er in den ersten Jahren noch 6 bis 7 Angestellte in der Pizzeria beschäftigen können, „so sind es jetzt nur noch 3.“
Dass an der Grenze im Vergleich zu früheren Zeiten jetzt viel weniger „los ist“, führt der Grauner Bürgermeister Albrecht Plangger vor allem auf den Rückgang des LKW-Verkehrs zurück und auf den Tunnel- bzw. Straßenausbau im Gemeindegebiet von Nauders, der noch das ganze Jahr über anhalten wird und teils lange Wartezeiten verursacht. „Wir haben schon von allem Anfang an gesagt, dass es falsch ist, die LKW-Kontrollstelle an der historischen Grenze zu errichten“, sagt Albrecht Plangger, „denn das bringt uns wieder 10 Jahre zurück“. Gegen die Kontrollen an und für sich sei nichts einzuwenden, der Standort aber sei denkbar ungünstig gewählt worden. Plangger bestätigt auch, dass sehr scharf kontrolliert wird: „Auch LKW-Fahrer, die im Rahmen des Ziel- und Quellverkehrs rechtmäßig unterwegs sind, werden kontrolliert und irgendetwas finden die Ordnungshüter immer. Dass die Reschen-Route daher zunehmend gemieden wird, ist verständlich.“ Es bleibe nur zu hoffen, dass im Sommer nicht auch wieder die Traktoren kontrolliert werden, denn das widerspräche ganz klar dem Sinn des Schengener Abkommens, wonach es innerhalb von Europa keine Grenzen mehr geben soll. Patentrezepte für die wirtschaftliche Wiederbelebung der Grenze gibt es nicht.
Laut Kurt Ziernhöld aus Reschen, der schon seit Jahren Verkehrsstatistiken erstellt, hat der Schwerverkehr in Reschen im Februar 2007 im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres um 12 Prozent abgenommen. Von 2005 bis 2006 wurde ein Rückgang des Schwerverkehrs um rund 5 Prozent verzeichnet. (sepp)