Bei einer Begehung der Bunkeranlage Nr. 20 am Reschen im Jahr 2006.

Aus Sinnlosem wird endlich Sinnvolles

Publiziert in 45 / 2008 - Erschienen am 17. Dezember 2008
Reschen/Altfinstermünz – Zum Schutz einer Invasion von Hitler-Deutschland wurde entlang der Reschengrenze von 1936 bis 1942 eine umfangreiche Verteidigungslinie mit Bunkeranlagen, Gefechtsständen, Panzersperren, Kasernen und Nachschubstraßen angelegt. Die Verteidigungslinie am Reschen, bestehend aus 9 Anlagen und einer 320 Meter langen Panzermauer, war Teil des so genannten Alpenwalls (Vallo Alpino Littorio). Einige der Bunker sowie auch die Panzersperre auf der Hochebende von Plamort und weitere Anlagen sollen nun einer touristischen, kulturellen und didaktischen Nutzung zugeführt werden. Um das hehre Vorhaben umzusetzen, hat die Gemeinde Graun zusammen mit dem Verein Altfinstermünz als Projektpartner um Geldmittel aus dem Topf der Interreg-Programme Italien-Österreich angesucht. Der Grauner Bürgermeister ­Albrecht Plangger freut sich, dass die Ausgaben für das Projekt „Historische Grenzbefestigung im Dreiländereck Italien-Österreich-Schweiz“ voll anerkannt wurden. 1,4 Millionen Euro fließen demnach dem Verein Altfinstermünz zu und 321.000 Euro bekommt die Gemeinde Graun. Im Haushaltsvoranschlag 2009 der Gemeinde Graun ist das Projekt bereits verankert. Zu den Schwerpunkten der Maßnahmen am Reschen gehört das Nutzungskonzept für die Etschquelle-Bunkeranlage Nr. 20. Diese Anlage wurde von der Landesregierung als erhaltenswert eingestuft. In der Anlage, die nach der Ansicht des Landes kulturell, didaktisch und touristisch genutzt werden sollte, ist die Einrichtung einer Ausstellung vorgesehen. Die Ausstellung soll den Besuchern einen Einblick in die Geschichte des Bunkers und dessen Bedeutung im Zweiten Weltkrieg und während des so genannten Kalten Krieges vermitteln. Darüber hinaus sollen im Bunker Nr. 20 das italienische Verteidigungssystem insgesamt sowie alle Bunker und Verteidigungsanlagen in Reschen und Graun vorgestellt werden. Ziel ist es, den Bunker Nr. 20 für die touristische Nutzung zugänglich zu machen. Dafür sind auch Instandhaltungs- und Sicherungsmaßnahmen sowie weitere bauliche Eingriffe notwendig. Die Ausstellung soll auch zu einer zeitgeschichtlichen Aufarbeitung der Geschichte des 20. Jahrhunderts in Südtirol beitragen. Auch Maßnahmen im Außenbereich sind geplant, etwa ein bequem begehbarer Rundweg mit Thementafeln. Diese Tafeln sollen unter anderem über den Naturraum insgesamt und die Etschquelle im Besonderen informieren. Es wird daran gedacht, den Verlauf der Etsch als zweitlängsten Fluss Italiens (ca. 460 Kilometer) von der Quelle bis zum Meer als Ganzes darzustellen. Im Inneren des Bunkers Nr. 20 befindet sich übrigens bergseitig eine Quellstube der Etsch, die vermutlich richtige Etschquelle. Die Gemeinde und der Tourismusverein hatten wegen der militärischen Bautätigkeit (die Bunkeranlage war offiziell bis 1992 operativ) und wegen des Sperrgebietes ein tiefer gelegenes Rinnsal zur Etschquelle erklärt und als solche erschlossen. Nur geringfügige Adaptierungen sind an der Panzersperre auf Plamort notwendig. Die Zugänge zu den dortigen Bunkeranlagen sind allerdings neu zu gestalten. Hand in Hand mit diesen Maßnahmen soll das Naturdenkmal „Hochmoor Plamort“ eine Aufwertung erfahren, etwa mit der Verbesserung der Wander- und Bikerwege. Das Land hat der Gemeinde Graun bereits vor einiger Zeit ein 30-jähriges Nutzungsrecht der Anlagen auf Plamort zugestanden. Zusammen mit der historischen Grenzbefestigung in Altfinstermünz und den Anlagen in Reschen und Graun sollen die Besucher in Zukunft die Möglichkeit haben, die einstigen Verteidigungslinien buchstäblich zu erwandern. Albrecht Plagger und Hermann Klapeer, Obmann des Vereins Altfinstermünz, hoffen, dass das Interreg-Projekt im Zeitraum 2009-2011 gänzlich umgesetzt werden kann.
Josef Laner
Josef Laner

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