Autonomie nach Südtiroler Vorbild in Rumänien

Publiziert in 12 / 2012 - Erschienen am 28. März 2012
Madéfalva/Vinschgau - Seit mehreren Jahren bestehen freundschaftliche Kontakte aus Schlanders zur ungarischen Minderheit der Szekler in ­Siculeni (ungarisch Madéfalva) im Bezirk Hargita im südöstlichen Rumänien. Die Szekler sind eine Volksgruppe, die einst genauso wie die Südtiroler zum Vielvölkerstaat der Österreichisch-Ungarischen Monarchie gehörte und nach dem 1. Weltkrieg zu Rumänien kam. Das historische Szeklerland befindet sich im Osten des Siebenbürger Beckens, innerhalb des Karpatenbogens. Im Jahr 2009 hatte Karl Telser, der engagierte Autowerkstätten-Unternehmer aus Kortsch, damit begonnen, ausgemusterte Gebrauchsgüter im Tal zu sammeln und diese mit der Unterstützung weiterer Helfer nach Rumänien zu transportieren. Das Projekt wurde auch von der Landesberufsschule Schlanders mitgetragen, die ein Depot für die Einlagerung der Hilfsgüter zur Verfügung stellte. Etliche beladene Sattelzüge gingen bereits nach Rumänien, wo die Hilfsgüter dankbar angenommen wurden: So steht heute beispielsweise die alte Innenausstattung der Schlanderser „Athesia“ in der Gemeinde­bibliothek von Madéfalva, während zahlreiche überholte Landwirtschaftsmaschinen wie z.B. alte Traktoren und Mähmaschinen den Bauern dabei helfen, die harte Arbeit leichter zu bewältigen. Durch die Hilfsaktion kam es auch zu persönlichen Begegnungen mit den politisch Verantwortlichen in Rumänien, so z.B. mit Bezirksrat Szentes Antal und Bürgermeister Szentes ­Csaba, die beide aus Madéfalva stammen. Im Rahmen eines Gegenbesuchs im vergangenen Jahr, bei dem sich die Delegation auch mit Regionalratspräsidentin Martha Stocker im Schloss Goldrain traf, erhielt die Landesberufsschule Schlanders ein originales, ortstypisches ­Szekler-Holztor als Gastgeschenk, das seither im Schulhof bewundert werden kann. Ein weiteres Treffen bei den ungarischen Partnern in Rumänien wurde vereinbart und vor kurzem kam die Einladung zu den „Autonomietagen“ der Gemeinde Madéfalva (2.764 Einwohner) vom 27. bis 28. ­Februar 2012, in deren Rahmen die Besonderheiten Südtirols vorgestellt werden sollten. Die zahlreich erschienene Ortsbevölkerung zeigte sich sehr interessiert an den Vorträgen über Herstellungs- und Vermarktungskonzepte im Bereich Viehhaltung, Speck-, Wurst- und Käseerzeugung. Gehalten wurden die Vorträge von Ernst und Annemarie Kaserer vom Niedermairhof in Trumsberg-Kastelbell, Gerhard Gamper, Metzgermeister in ­Kastelbell und Josef Abertegger, Alm-Käser aus Schlanders. Über das freiwillige Feuerwehrwesen in Südtirol informierte Meinrad Telser, stellvertretender Feuerwehrkommandant von Allitz. Da die Region Hargita eine ­größere politische Eigenständigkeit und Autonomie nach Südtiroler Vorbild anstrebt, stieß auch der Vortrag zur Südtiroler Landes- und Autonomiegeschichte des pensionierten Berufschuldirektors Franz Waldner auf großes Interesse. Neben der politischen Autonomie sind vor allem die Entwicklung und der Aufbau einer effizienten Landwirtschaft vor Ort von höchster Priorität - der jetzige Standard entspricht in etwa den Südtiroler Verhältnissen in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts -, weshalb man die Unterstützung aus Südtirol hier sehr zu schätzen weiß.
Vinschger Sonderausgabe

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.