Biogas-Anlage in Prad bewährt sich
Publiziert in 24 / 2005 - Erschienen am 14. Dezember 2005
Auch die SEL AG hat sich kürzlich mit der Thematik von Biogas und deren Anlagen beschäftigt. In Zusammenarbeit mit Syneco, Baubüro und Renertec, wurde eine ausgedehnte Studie über die Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen erarbeitet. Diese wurde den Landesräten Michl Laimer und Hans Berger in Bozen vorgestellt sowie Funktionären des Südtiroler Bauernbundes. Die Errichtung von Biogasanlagen würde für unser Land eine Reihe von Vorteilen bringen, auch in wirtschaftlicher Hinsicht, heißt es weiters in der Pressemitteilung der SEL AG. Die Studie offenbare zudem, dass die Energieausbeute aus rein landwirtschaftlichen Substraten nicht sehr energiereich sei, da auch die Investitions- und Betriebskosten von Biogas-Anlagen in Südtirol sehr hoch seien. Die Ergebnisse der Studie und die gegebene Komplexität des Themas würden die SEL AG veranlassen, zusammen mit dem Südtiroler Bauernbund und den Interessenverbänden, eine Beratungsstelle für die Konzeption von neuen Anlagen einzurichten, heißt es in der Pressemitteilung.
Ein Beispiel, dass sich die Biogas-Anlage zunehmend bewährt, ist jene von Prad am Stilfserjoch. Dies bestätigt der Obmann der Genossenschaft der Biogas-Anlage, Karl Heinz Stocker dem „Der Vinschger“. Die Genossenschaft zählt 45 Mitglieder mit insgesamt 600 Geschäftsanteilen. Folgende Zahlen sprechen für sich: Im Jahr 2002 wurde die Anlage in Betrieb genommen, es wurden 800.000 Kilowatt Biogas geliefert, im Jahr 2003 waren es bereits 1,8 Mio. KW und im Jahr 2004 2,7 Mio. KW. Dieser Betrag entspräche rund 270.000 Liter Heizöl. 420.000 KW wurden zusätzlich für den Eigengebrauch verwendet. Mittels einer eigenen Leitung wird das Biogas das Fernheizwerk II in Prad geliefert.
Die E-Werk Genossenschaft mit Georg Wunderer und die Biogas-Genossenschaft mit Karl Heinz Stocker arbeiten eng zusammen. Da das E-Werk Mitglied der Biogas-Genossenschaft ist, sitzt Wunderer im Gremium der Biogas-Genossenschaft und Stocker in jenem des E-Werkes. „Das ist wichtig, nur so können wir wirklich auf beiden Seiten gut informiert sein“, sagt Karl Heinz Stocker. Für das Jahr 2006 würden neue Ziele in das Auge gefasst, die Stocker noch nicht preisgeben will. Im Jahr 2004 wurden 11.300 Tonnen Gülle vergoren, 870 Kubikmeter Festmist, rund 1200 Tonnen Äpfel und 80 Tonnen Bratfett. Die vergorene Gülle wird bekanntlich von den Bauern wieder abgeholt, von Vieh- und Obstbauern. Diese reichen bis in die Gegend um Schlanders. Die Gülle, die es zu vergären gilt, wird am Hof abgeholt. Für größere Mengen an Festmist wird ein Container bereitgestellt am Hof, der ebenso abgeholt wird. Der Transportdienst der Gülle wird vom Maschinenring Vinschgau organisiert, denn jedes Mitglied der Biogas-Genossenschaft ist Mitglied des Maschinenringes, erklärt Stocker.
Kürzlich war Walter Graf, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Biogas in Österreich, in Prad zu Gast. Er sprach über die Vorteile einer Biogas-Anlage, etwa über die positiven Effekte bei der Düngung mit der vergorenen Gülle, über die verbesserte Nährstoffaufnahme der Pflanzen und das Verbessern Bodenlebens sowie über die verbesserte Wasserspeicherfähigkeit des Bodens. Zudem sagte er, dass er keine Bedenken wegen der Energieversorgung europaweit habe, wenn man die Ressourcen nützte, speziell die Zwischenfrüchte. Nach der Gemüseernte beispielsweise könnte eine Zwischenfrucht angebaut. Im Herbst könnte diese geerntet und vergoren werden. Auch sagte er, dass die Wertschöpfung vor Ort wichtig sei. Graf erinnerte daran, dass durch das Vergären von Pflanzen oder Biomüll wesentlich mehr Energie erzeugt werden könnte. Das vorgeschriebene Hygienisieren des Biomülls sei aber mit hohen Kosten verbunden, ergänzte Karl Heinz Stocker. Laut einer EU-Verordnung muss er hygienisiert werden. Dies erfordert eigene Anlagen und ist mit entsprechenden Kosten verbunden. Graf hat zudem ein Verfahren mitentwickelt, mit dem Biogas auf Erdgasqualität aufbereitet werden kann und demnach in die Erdgasleitung eingespeist werden kann. Walter Graf sprach der Biogas-Anlage in Prad ihre Einzigartigkeit zu.
Daniela di Pilla