Alfons Alber

Burgeis/Bozen/Bruneck

Publiziert in 20 / 2004 - Erschienen am 21. Oktober 2004
Bis zum 31. Oktober produziert die Milkon noch in Burgeis. Dann ist´s aus. Für die Milkon zumindest. Die Burgeiser haben der Milkon den Pachtvertrag gekündigt. “Das war eine einvernehmliche Entscheidung”, sagt Milkon-Obmann Alfons Alber. “Es geht um die Kosten. Das System ist sehr aufwendig: In Burgeis produzieren und dann nach Bruneck zur Auslagerung liefern.” Dabei geht es um die Käsesorten “Ortler”, “Lagrein” und “Vinschger”. In das Milkongefüge passt Burgeis nicht mehr hinein und wird fallen gelassen. Alber: “Burgeis wird Milkonmitglied bleiben.” Die Sennereigenossenschaft wird die Sennerei wieder selber übernehmen. Müssen. Bevor es ganz trocken wird in den Burgeiser Kaskesseln. Denn über die Milkon kann die Sennerei nicht wirtschaftlich arbeiten. Und das, obwohl Burgeis mit dem hervorragenden Senn Oswald Thöni gut ausgestattet ist. Die Gründe sind andere: Als “Milkonlabor” wurde die Sennerei Burgeis jahrelang regelrecht gemolken. Beispiel: Die in Burgeis von Thöni entwickelte und äußerst erfolgreiche Käsesorte “Marienberger” wird seit mehreren Jahren in Bruneck produziert. Der “Stilfser” wurde ebenfalls von Thöni kreiert. Und der läuft noch erfolgreicher. Produktionsort: Bruneck. Im Jahre 2001 wurden noch tausend Tonnen “Stilfser” in Burgeis hergestellt. Die Kapazitätsgrenze war erreicht. Anstatt die Kapazitäten zu drosseln und eine Hoch-Preis-Schiene zu fahren, wurde kurzerhand der Produktionsstandort verlegt. Die Burgeiser hatten das Nachsehen. Der damalige Milkonobmann hieß Lothar Burger und der stammt aus Prad. Scharfe Kritiker sagen, die erfolgreichen Käsesorten seien den Vinschgern “gestohlen” worden. Die Milkon hat die Burgeiser oder den Vinschgau regelrecht absaufen lassen: keine größere, moderne milchverarbeitende Struktur. “Unverzeihlich”, sagt Thöni heute. Dafür wurde die Pusterer “Senni” aufgrund der Milkongründung gerettet und gemästet. Strukturauslastung, hat´s geheißen. Und die “Senni” ist noch lange nicht ausgelastet. Peter Moriggl ist Obmann der Sennereigenossenschaft Burgeis, und er hält sich bedeckt: “Wir haben am 25. Oktober Vollversammlung. Ich will zuerst die Bauern informieren, bevor ich öffentlich etwas sage.” Investitionen werden der Sennerei bevorstehen, und da wird sich die Sennereigenossenschaft möglicherweise öffnen und neue Partner suchen müssen. Schon vor mehreren Wochen sind die acht Angestellten in der Sennerei Burgeis vor vollendete Tatsachen gestellt worden, mit drei Möglichkeiten: Arbeitsplatz in Bozen, Mobilitätsliste oder Kündigung. Die Burgeiser sind derzeit am Verhandeln. An mehreren Fronten. Zum einen mit der Milkonriege. Gerade bei diesen Verhandlungen wird sich zeigen, ob Burgeis nochmals gemolken werden wird. Alber: “Die Burgeiser haben nunmehr den Vorteil, dass sie selbst Käse produzieren und verkaufen können, dass sie aber auch an uns Milch und Käse liefern können.” Und da wird derzeit um Preise und um Mengen gefeilscht. Die Vermarktungsschiene wird ein zentraler Punkt für die Zukunft sein. Wem denn nun die Käsesorten “Marienberger” und “Stilfser” gehören, ist, laut Alber, noch nicht genau festgelegt. Dass der in Burgeis entwickelte “Marienberger” bei den Bruneckern bleibt, ist für Alber klar. Dafür dürften die Burgeiser wenig Verständnis haben, würden doch gut eingeführte Käsesorten den Start erheblich erleichtern. Die Verträge sollen bis zum 31. Oktober unter Dach und Fach sein. Bleiben noch die Verhandlungen mit den Arbeitern. Einige davon werden wohl auf der Strecke bleiben.
Erwin Bernhart

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