Im Bild (von links): Tanja Ortler, Margarethe Mayr und Martina Ladurner

„Das Leben ist die Aufführung und nicht die Probe“

Publiziert in 21 / 2008 - Erschienen am 5. Juni 2008
Prad - Provokativ, ehrlich, aufschlussreich und interessant: das war der Vortrag von Margarethe Mayr aus Bruneck am 29. Mai in der Bibliothek von Prad. Veranstalter war der Verein „Die Kinderwelt Onlus“ mit Sitz in Meran, dessen Präsidentin Martina Ladurner und Geschäfts­führerin Annemarie Steiner anwesend waren. Der Vortrag zählt zu einer Reihe, die im Herbst fortgesetzt wird und die von der Gemeinde Prad mitunterstützt wird. Anwesend war Kulturreferentin Tanja Ortler.„Das Leben ist die Aufführung und nicht die Probe“: das Zitat stammt zwar nicht von der Psychotherapeutin Margarethe Mayr, sie hat das Zitat übernommen und weitergegeben. Damit diese „Aufführung“ auch gelingt, braucht es viel. Das Thema des Vortrages lautete demnach: „Liebe, Arbeit und Familie“. Die Referentin analysierte diese drei Punkte genau und untermauerte ihre Aussagen teilweise mit Beispielen aus ihrer Praxis. Anbei die wichtigsten Auszüge. Mayr blickte in die Geschichte zurück und zeigte den Wandel der Arbeit und der Geschlechterrollen auf. „Heute tun beide Geschlechter alles“, sagte sie. Heute müssten sehr viele Frauen aus wirtschaftlicher Sicht arbeiten. Arbeit, Beziehung und Familie unter einen Hut zu bringen sei gar nicht so einfach. Stressfaktoren, die unsere Vorfahren nicht kannten, beeinflussen unser Leben mehr oder weniger stark. Dazu zähle auch die Mobilität, besonders in Großstädten. Die menschliche Seite am Arbeitsplatz verliere immer mehr an Gewicht. Dabei „ist der Faktor Mensch nach wie vor der wichtigste“. Die Menschlichkeit spiele nicht nur bei Paaren und in der Familie eine Rolle, sondern auch in der Arbeitswelt. Sehr oft betonte Mayr, wie wichtig es sei, Beziehungen und Bindungen zu pflegen, damit sie gelängen. Die Leistung sei heute ein großes Thema; die Weltgesundheitsorganisation (WHO) behaupte, dass Stress die größte Krankheitsursache von 70 Prozent aller Krankheiten sei. Damit hingen dann Panik, Depressionen und Angstzustände zusammen. „Der Mensch funktioniert wie eine Maschine und die Seele erstarrt“, sagte Mayr provozierend. Wichtig sei es, auf eigene Ressourcen zurückzugreifen, sich auch den Feierabend zu gönnen. Die Liebe sei das zentralste Thema des Menschen. Die Quelle für ein zufriedenes Leben sei eine gute Beziehung. Dazu gehöre auch die sogenannte Empathie, das sich in den anderen einfühlen können. „Beziehung ist ein lebenslanger lebendiger Prozess“, ergänzte Mayr. Das Geben und Nehmen in einer Beziehung soll ausgewogen sein: Jeder sollte das tun, was er gut könne. Die Neugierde soll beibehalten werden, die Kommunikation gepflegt werden. Die Sexualität spiele in der Beziehung eine wesentliche Rolle. Die Familie sei heutzutage unheimlich aufwändig, denn die Mütter wollen „Super-Mamas“ sein. Wichtig sei es, eine Ausgewogenheit zwischen Arbeit und Beruf zu finden: „Je ausgewogener, desto gesünder das Leben“. Jeder von uns solle sich an seine innere Haltung erinnern, an den eigenen Kraftquellen arbeiten und soziale Kontakte pflegen. Schade war, dass nur wenige Zuhörer in der Bibliothek ­saßen.
Daniela di Pilla
Daniela di Pilla

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.