Vertreter der geehrten, langjährigen hds-Mitgliedsbetriebe mit hds-Funktionären und Ehrengästen.

„Der Handel im Ort ist ein Stück Lebensqualität“

Publiziert in 12 / 2010 - Erschienen am 31. März 2010
Kortsch – Wenn Geschäfte schließen oder Dienstleister abziehen, verliert ein Dorf zugleich auch ein Stück ­Lebensqualität. Dies sagte ­Stefan Lettner, geschäftsführender Gesellschafter der Firma „CIMA Beratung + Management GmbH“, vor zahlreichen Kaufleuten, Dienstleistern und Ehrengästen, die am 24. März zur Bezirksversammlung des Handels- und Dienstleistungsverbandes Südtirol (hds) in das Haus der Dorfgemeinschaft nach Kortsch gekommen sind. Die Bezirksversammlung stand auch im Zeichen des Abschieds von Kurt Ziernhöld, des das Amt als Bezirkspräsident nach 8 Jahren abgab. In seinem Rückblick auf 2009 erinnerte Ziernhöld an erfolgreiche Tätigkeiten auf Bezirks­ebene, etwa an den Schaufensterwettbewerb „Vinschger Handelsfenster“, an dem sich 35 Betriebe beteiligten. Zu den künftigen Herausforderungen gehören laut Ziernhöld der Erhalt der bestehenden Handelsstruktur, die Aufrechterhaltung der Nahversorgung in den Dörfern, die Mitsprache bei den Dorferneuerungen und der Bürokratieabbau, zum Beispiel die Abschaffung der „nutzlosen Registrierkassen.“ Ein besonderes Augenmerk sei auf den Schutz der Klein- und Mittelbetriebe zu legen. Vorsicht sei bei der Ausweisung neuer Verkaufsflächen geboten sowie bei der Rückwidmung ungenutzter Areale: „Die Errichtung von Einkaufszentren muss verhindert werden.“ Weiter am Ball bleiben müsse der Verband im Bereich der beruflichen Ausbildung. Landtagspräsident Dieter ­Steger, hds-Präsident ­Walter Amort und hds-Direktor Werner Frick teilten in ihren Grußworten die Ansichten von Kurt Ziernhöld und würdigten dessen beharrlichen und beherzten Einsatz auf Bezirks- und auch auf Landesebene. Ein besonders Anliegen seien ihm seit jeher die Ausbildung der Jugend und die Zusammenarbeit mit den Berufsschulen gewesen. Als landesweites Problem ­nannte Werner Frick den Druck, den die Immobilien- bzw. Bauwirtschaft auf die Handelspolitik ausübe. Stefan ­Lettner (im Bild) referierte zum Thema „Professionelles Ortsmarketing“. Zum Ist-Zustand in Südtirol hielt er fest, dass der Einzelhandel klein strukturiert ist, was mehr Vor- als Nachteile mit sich bringe. Im Vinschgau gebe es (auch in Folge der Grenznähe) insgesamt mehr Kaufkraftabfluss als -zufluss. Erhebungen hätten ergeben, dass die Kunden, die große Einkaufszentren aufsuchen, etwa in Innsbruck, angeblich wegen der Angebotsvielfalt und der Preise die großen Zentren besuchen, „obgleich sich das Preis-Argument bei ­näherem Hinsehen als sehr fadenscheinig erweist.“ Worauf sich der Handel immer mehr einstellen muss, sind die Ansprüche des modernen Konsumenten: „Der moderne Kunde agiert anders, er ist sehr dynamisch, er wird zunehmend älter.“ Im Konsumverhalten sei zu beobachten, dass sich der „Geiz ist geil“-Mentalität Gott sei dank immer stärker das bewusste Qualitätsdenken ent­gegenstelle. Der Konzentrationsprozess im Einzelhandel werde auch an Südtirol nicht vorbei gehen: „Viele Einzelhandelsketten drängen nach Südtirol.“ Dank der besonderen Raumordnung sei die Handelstruktur in Südtirol im europaweiten Vergleich einzigartig und gut aufgestellt. Über Ortsmarketing wird laut Lettner zwar sehr viel geredet, doch so richtig durchgedrungen sei dieses Instrument, das auf eine nachhaltige Entwicklung der Dörfer und Innenstädte abzielt, noch nicht. Lettner: „Ortsmarketing ist nicht nur Werbung, sondern viel, viel mehr. Es ist ein Prozess.“ Damit Ortsmarketing nicht zur Farce wird, muss zum einen der Wille zur Zusammenarbeit und gemeinsamen Weiterentwicklung da sein, und zum anderen müssen viele an einem Strang ziehen: die politischen Verwalter, die Wirtschaft, die Gebäude-­Eigentümer und die Bürger. Ein Patentrezept für erfolgreiches Ortsmarketing gebe es nicht, aber ein paar Grundsätze lassen sich doch formulieren: „Es geht um das Informieren, das Sensibilisieren, um die Festlegung von Zielen, die Umsetzung und die Schaffung einer eigenen Marke.“ Alle Sparten seien gefordert: Wirtschaft, Vereine, Politik und Gesellschaft insgesamt. Lettner schloss sein Referat mit einem Zitat: „Wer immer nur das macht, was er immer gemacht hat, wird auch immer nur das erreichen, was er bisher immer erreicht hat.“ Per Akklamation neu gewählt wurde der hds-Bezirksausschuss. Diesem gehören an: Robert Weirather, Elke ­Weissenegger, Markus ­Pinggera, Hubert Paulmichl, Dietmar Spechtenhauser, ­Gertrud ­Staffler, Horst Egger, Doris ­Gstrein und Peter ­Schuster, der Bezirksinnungsmeister der Bäcker. Ein Vertreter aus der Gemeinde Graun soll noch kooptiert werden. Der Nachfolger bzw. die Nachfolgerin von Kurt Ziernhöld muss vom neuen Ausschuss erst gewählt werden. Für langjährige Mitgliedschaft wurden 4 Betriebe mit Urkunden geehrt: Hans ­Tartarotti (Latsch), Plangger Anton & Markus (Graun), Paulmichl Hubert & Edmund (Sulden) sowie die Firma Tappeiner Alfred (Schlanders). Zu den Ehrengästen gehörten unter anderem die SWR-Bezirksvorsitzende Rita Egger, Landesrat Richard Theiner, Landtagsabgeordneter Sepp Noggler, der Vizepräsident der Bezirksgemeinschaft Vinschgau und Bauernbundbezirks­obmann Andreas Tappeiner, der Präsident des Tourismusverbandes Vinschgau, Karl Pfitscher, der Bezirksvertreter des Unternehmerverbandes im Vinschgau, Hans Moriggl, sowie Berufsschuldirektor Franz Waldner.
Josef Laner
Josef Laner

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