An dieser Ansicht kann man das Ausmaß des Kalkofens erkennen, die heutige Höhe beträgt 5,10 m.

Der Schlumser Kalkofen

Publiziert in 39 / 2007 - Erschienen am 7. November 2007
Kastelbell – Die Kalköfen waren durch Jahrhunderte hindurch ein wichtiger Handwerkszweig für das gesamte Bauwesen und mancherorts ein nicht zu unterschätzender, wenn auch mühsamer Nebenerwerb für die bäuerliche Bevölkerung. Seit der Antike über das Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert wurde fast in jeder Talschaft Kalk gebrannt. Die Kalköfen entstanden meistens außerhalb der Ortszentren, in unmittelbarer Nähe der nötigen Rohstoffe: Kalkgesteinene und Waldbestände. Auch im Vinschgau gab es mehrere ­solche Öfen. Einige davon wurden etwa ab dem 14. Jahrhundert von den Burgherren als Lehen an örtliche Bauern vergeben. Einer dieser Kalköfen wurde in der Örtlichkeit „Schlums“ (Gemeinde Kastelbell-Tschars) entdeckt, renoviert und am 25. Oktober im Rahmen einer schlichten Feier vorgestellt und gesegnet. Die Wiederherstellung dieses Kulturdenkmals geht auf die Initiative von Karl Rechenmacher zurück und wurde auf Antrag des Tourismusvereines Kastelbell-Tschars und der Gemeinde Kastelbell-Tschars vom Forstinspektorat Schlanders organisiert und auch finanziert. Forstarbeiter der Forststation Latsch begannen im Frühjahr 2007 mit den Instandsetzungs­arbeiten. Das anfangs der 50er Jahre vom Schlumsbach vermurte Objekt wurde fachgerecht freigelegt, wieder aufgebaut und eingezäunt. Dass es überhaupt soweit gekommen ist, hängt auch mit dem Bau des Rundwanderweges Schlums–Platzgumm–­Latschinig–Schlums zusammen, denn im Zuge der Trassenanlegung entdeckte man den ver­schütteten Kalkofen. Auch bei diesem Wegbau war Karl ­Rechenmacher der Initiator. Bei der Vorstellung des renovierten Kalkofens er­läuterte der Leiter des Forst­inspektorates Schlanders, ­Andreas Feichter, den Werdegang der Sanierung und ging auf die Bedeutung dieses Werkes ein. Die Renovierungskosten beliefen sich auf ca. 27.000 Euro. Einer seiner Mitarbeiter und Archäologe Alfred Obex ­erläuterte die Bauweise und die Funktion des Ofens. Das erneuerte Kleinod wurde 1912 für den Bau des ­Spineidhofes zum letzten Mal in Betrieb genommen. Die Abbruchstelle des Kalksteines befand sich ca. 70 Meter (in südwestlicher Richtung) vom Kalkofen entfernt. Details des Schlumser Kalkofens Der Ofen besteht aus einer doppelschaligen Mauer, die jeweils eine Dicke von 45 cm aufweist. Der Zwischenbereich ist mit Sand und Kieselsteinen eingefüllt. Die Gesamtstärke des gemauerten Ofens beträgt unten 2,30 m und oben 1,80 m. Er hat eine runde Form, der Innendurchmesser beträgt 3,10 m und die heutige Höhe 5,10 m. Das Fassungs­vermögen beläuft sich auf ca. 40 m³ Kalkstein. Am Fuße des Ofens befindet sich die so genannte Mauerbank, 0,50 m hoch und breit. Die Mauerbank diente zum Aufsetzen des Gewölbebaues. Die Böschungsmauern waren nur mehr zum Teil vorhanden, sie sind teils rekonstruiert worden. Sie dienten als Windfang vor dem Schürloch und als Stützmauer. Der Brandvorgang Das Brennen des Kalks verlangte große Sorgfalt. Drei bis vier Tage musste das Feuer Tag und Nacht geschürt und überwacht werden, gleich viel Zeit verging bis zum Abkühlen der Ofenladung, bzw. Kalksteine. Nur bei ständiger und regelmäßiger Holzzufuhr konnte die dafür notwendige Tem­peratur von 900 bis 1200 Grad Celsius erreicht werden und erhalten bleiben. Zum Brennen benötigte man 2 bis 3 LKW-Ladungen Holz, also ca. 20 bis 35 Kubikmeter, je nach Qualität des Holzes. Die Präsidentin des Tourismusvereins, Karin Linser, der Initiator Karl Rechenmacher und der Gemeindereferent Gustav Tappeiner bedankten sich in ihren Ansprachen bei ­Andreas Feichter und dem Leiter des Forstamtes Latsch, Franz Winkler, und deren Mitarbeitern für die Übernahme und fachgerechte Ausführung der Renovierungsarbeiten. Tappeiner lobte auch die gute Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Forstbehörde bei der Realisierung anderer Objekte, wie Wanderwege usw. Gedankt wurde auch dem Präsidenten der Eigenverwaltung Marein-Latschinig-Freiberg, Matthias Pircher, welcher als „Grundbesitzer“ durch sein wohlwollendes und unbürokratisches Verhalten die Renovierung erleichtert hat. Pfarrer Peter Gschnitzer nahm die Segnung vor. An der Feier nahmen auch Bürgermeister Josef Alber, sein Vize ­Reinhard Verdross, die Gemeindereferentinnen Kathi Donà und Rita Kaserer, die Ausschussmitglieder des Tourismus­vereines, Mitarbeiter des Forstamtes Latsch und der Obmann der Obstgenossenschaft Juval, Alois Alber, teil. Die OG Juval und die Raiffeisenkasse Tschars unterstützten die ­Feier mit Beiträgen. Laut Aussage von Referent Tappeiner hat die Gemeindeverwaltung den Wanderrundweg inzwischen in „Kalkofenweg“ umgetauft, wodurch ein direkter Bezug zu einem „Zeitzeugen eines Kultur­objektes“ hergestellt wurde.
Oskar Telfser
Oskar Telfser

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