Die Arbeitnehmer stürmen voraus
Publiziert in 18 / 2010 - Erschienen am 12. Mai 2010
Galsaun – Von den sechs Frauen im SVP-Aufgebot der Gemeinde Kastelbell-Tschars für die Wahlen am 16. Mai zählen vier zum Arbeitnehmerflügel. Eva Prantl, Helene Kaserer und Karin Zischg Fissneider gehören dem Berufsstand der Lehrer an und bilden mit der pensionierten Verwaltungssekretärin Kathi Pichler Doná und den Pensionisten Anton Kuppelwieser, Wilfried Telfser und Reinhard Verdross die Hausmacht des Bürgermeisterkandidaten Johannes Kofler. Sie eröffneten im Vereinshaus von Galsaun die Reihe „der politischen Veranstaltungen“ und stellten sich und ihr Programm den etwa 60 Zuhörern vor. Als Lockmittel hatten die rührigen Arbeitnehmer den Verbraucherschützer und Sparberater Hans Schölzhorn eingeladen mit einem Vortrag über „kreatives Sparen“. Ganz so kreativ scheint es den Zuhörern aber nicht vorgekommen sein, weil der Herr Schölzhorn sich in Bereichen von 4.000 bis 5.000 Euro im Monat bewegte. Natürlich mit zwei Gehältern rechnend, aber ein Bürger wird anschließend fragen und bekennen: „…ob das Sparen auch für solche möglich ist, die viel weniger verdienen. Ich bin frustriert.“
Den eigentlichen Grund der Versammlung leitete Bürgermeisterkandidat Johannes Kofler in seiner Vorstellung mit einer Reihe von Themen, darunter den heiklen Punkten Verkehr und Wohnbauzonen, ein. Es folgte die amtierende Referentin Kathi Doná, die „mit Fleiß und Begeisterung gearbeitet“ und in ihrem Bereich alles abgeschlossen hat. Als Referent und Vizebürgermeister in Amt und Würden versucht es Reinhard Verdross diesmal als einfacher Rat. Karin Fissneider möchte sich für die Familie und Toni Kuppelwieser für die Senioren stark machen. Der pensionierte Koch Wilfried Telfser glaubt, genug Energie gesammelt zu haben, und Walter Moschen will sich für die Jugend einsetzen. Die „noch immer leidenschaftliche Lehrerin“ Helene Kaserer möchte einen gesundheitsbewussten Zug in die Gemeinde bringen und ihre Grundschulkollegin Eva Prantl sah in Zukunft Bedarf an der Umsetzung des Verkehrskonzeptes. Bürgermeisterkandidat Kofler, „der Bua des Lehrers Engel“, merkte in seiner Zusammenfassung kritisch an, dass er das Gefühl gehabt habe, „von oben wolle man den Einsatz gar nicht“. Besorgt demonstrierte er an einer Südtirol-Karte, dass Kastelbell-Tschars zu den überalterten Gemeinden gehört, und versprach, bei größeren Projekten möglichst viele Bürger einzubeziehen. Schließlich nahm Robert Kaserer, frisch bestellter „Landeschronist“, das Moderatoren-Szepter in die Hand und stellte fest, dass wenig Gemeinderatssitzungen und keine Bürgerversammlungen stattgefunden hätten.
Die wenigen Fragen aus dem Publikum bezogen sich mehr oder weniger auf die Ausweisung von Wohnbauzonen. Eine Bürgerin wandte sich an den im Saal anwesenden zweiten Bürgermeisterkandidaten Gustav Tappeiner und hätte sich eine Diskussion zwischen den beiden gewünscht.
Günther Schöpf