Die Drachenzähne von Plamort
Publiziert in 25 / 2010 - Erschienen am 30. Juni 2010
Für alle Hobbyhistoriker ein Muss ist die kurze Wanderung zur Plamorter Verteidigungsanlage. Zwar gibt es im ganzen Land verstreut Bunkeranlagen und langsam in sich zusammenfallende Kasernen, wohl einzigartig bleibt die noch gut erhaltene Panzersperre oberhalb von Reschen. Sie war Teil des von den Faschisten errichteten Alpenwalles, eine militärische Verteidigungslinie gegen das Deutsche Reich.
Auf einer Hochfläche gelegen, bestand die Anlage aus drei Gefechtsständen für Maschinengewehre und Barbette. Zudem wurde eine Panzerabwehranlage eingerichtet. Dazu wurden ein Graben ausgehoben und drei Holzpfahlreihen mit Betonummantelung und spitzen Eisenkegeln im feuchten Torfboden versenkt: die Drachenzähne.
Ein Gutteil der Anlage war bereits 1938 einsatzbereit. Interessanterweise wurden noch bis 1942 immer wieder Erweiterungsarbeiten durchgeführt. So kamen neun kleinere Kasernen, eine große Kavernenanlage, Gefechtsstände und weitere kleinere Anlagen dazu. Nach Einmarsch der deutschen Truppen wurde die Grenzbefestigung kampflos aufgegeben.
In den 1960er Jahren wurden Instandhaltungsarbeiten durchführen und gar bis 1998 die Anlage periodisch kontrolliert.
Um die Verfall zu stoppen und die historische Einzigartigkeit touristisch zu nutzen, ist seit 2008 ein Interregprojekt in Ausarbeitung, das die Öffnung eines Schaubunker vorsieht, mit Schautafeln versehene Wanderwege und gar eine eigene Wanderkarte.
Wegverlauf:
Rechts führt die Almstraße hinauf zur Rossboden-Alm. So wählen wir den linken Weg und folgen der nur mäßig steilen Militärstraße Richtung Staatsgrenze. Bald schon öffnet sich der Ausblick und die ersten kleinen Kasernen flankieren den Weg. Nach ca. 3 km und einer 3/4 Std. kreuzen wir den Fußpfad, der von Reschen herauf führt (Markierung 1a). Dies wird unser Rückweg sein. Weiter geht es nun beinahe flach zu den Plamorter Böden und zu einem Hochmoor, wo die Drachenzähne ihre Spitzen in die Höhe recken.
Auf dem Rückweg steigen wir den markierten Steig 1a hinab und queren die Plamortseit bis oberhalb Reschen. Weiter geht es ein kurzes Stück der Forststraße entlang, die uns bis zum Klopoarhof führt. Über die Fahrstraße geht es mit einem Gegenanstieg hinauf zum Parkplatz (1.20 Std.).
Ausgangspunkt: Wenige Parkplätze oberhalb des Klopaorhofes (1.725 m)
Anfahrt: Nach dem Dorf Graun in der ersten scharfen Linkskurve rechts abbiegen und am Klopaorhof vorbei dem Almweg hoch bis zum Landesverbotsschild.
Höhenunterschied: 450 Hm
Gesamtgehzeit: 2.30 Std.
Charakteristik: Kurze historische Wanderung auf breiter Forststraße und markiertem Pfad bis an die österreichische Grenze. Vorsicht: Mountainbiker unterwegs!
Einkehrmöglichkeiten: Betriebe in Graun und Reschen.
Kartenmaterial: Tabacco Vinschgauer Oberland, Blatt 043, 1:25.000, www.trekking.suedtirol.info
Weitere Touren: www.berglouter.com
Andrea Kuntner