Mals ist zwar die Endstation für die Vinschgerbahn, zugleich aber auch der Ausgangspunkt für die Nutzung weiterer öffentlicher Verkehrsmittel.

Die Eisenbahn hat immer mehr Freunde

Publiziert in 3 / 2012 - Erschienen am 25. Januar 2012
Staben – Über 100 neue Mitglieder konnte der Verein „Freunde der Eisenbahn“ im Vorjahr dazu gewinnen. Unter den nunmehr 933 Mitgliedern befindet sich auch rund die ­Hälfte aller Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. „Die Sensibilität für die Eisenbahn steigt weiter an“, freute sich Vereinspräsident Walter Weiss am 12. Jänner bei der sehr gut besuchten 11. Jahresversammlung im Bürger- und Schulhaus von Staben. Mitglieder, Gäste und Politiker aus allen Landesteilen waren gekommen. Zu den Schwerpunkten 2011 zählten laut Walter Weiss die vom Verein organisierten runden Tische in den Bezirken und die Eisenbahnfahrten nach Kuba und ins Pustertal. „Der Jugend- und Erlebnisbahnhof Naturns beim „Bahnhof Schnalsthal“ laufe weiterhin wunderbar: „Im Sommer 2011 wurden über 2.000 Besucher gezählt. Ein besonderer Dank gilt hier den vielen frei­willigen Helfern.“ Landeshauptmann Luis Durnwalder erinnerte an die großen Investitionen in die Eisenbahn, die bisher im Vinschgau und in anderen Landesteilen getätigt wurden, speziell im Pustertal: „Vieles ist geschehen, einiges ist noch zu tun, ich nenne etwa den Ausbau bzw. die Sanierung der Bahnhöfe von Meran, Brixen und Bruneck.“ Mit dem neuen Bahnhof Bozen werde es nicht so schnell gehen, „wie wir es möchten.“ Dringend auszu­bauen und zu verbessern sei die Bahnstrecke Meran-Bozen, „wobei die Vinschgerbahn bei der Planung miteinbezogen werden muss, denn die Linie Mals-­Bozen ist als einheitliche Strecke zu sehen.“ Für den Vinschgau kündigte Durnwalder zudem 4 zusätzliche Zuggarnituren an. Hand in Hand damit werde auch die beim Zugunglück vom 12.04.2010 zerstörte Garnitur ersetzt. Elektrifizierung und ­Anbindung auf hoher See Zwecks Elektrifizierung der Vinschgerbahn meinte der Landeshauptmann: „Dieses Vorhaben ist zwar geplant und wird auch umgesetzt, aber später, denn derzeit können die notwendigen Geldmittel in Höhe zwischen 45 und 50 Millionen Euro nicht aufgebracht werden.“ Kurz­fristig aus Kostengründen nicht realisierbar sei auch eine Anbindung an die Schweiz: „Weder die Schweiz hat das Geld noch wir haben es.“ Diese Vision könne nur dann Wirklichkeit werden, „wenn die Schweiz viel Geld bereit stellt, die EU, Italien und das Land Südtirol.“ Noch zu verbessern seien die Zubringerdienste zur Eisenbahn, „denn heute haben wir noch zu viele Paralleltransporte auf der Straße.“ Als höchst unwahrscheinlich nannte Durnwalder eine Bahn ins Überetsch: „Es wird eine andere Lösung geben, eventuell mit Bussen und Vorzugsspur, aber wahrscheinlich keine Bahn.“ Der Malser Bürgermeister ­Ulrich Veith verwies am Beispiel des Bahnhofs Mals auf die vielen Funktionen, die ein gut geführter und gepflegter Bahnhof in einer Gemeinde haben kann und soll: „Unser Bahnhof in Mals ist nicht so sehr eine Endstation, sondern vielmehr ein Konten- und Ausgangspunkt. Neben dem Citybus können Einheimische und Gäste auch Busverbindungen in die Schweiz und in den Bezirk Landeck nutzen.“ Das Angebot ­öffentlicher Verkehrsmittel sei groß: „In einer Broschüre haben wir allein im Umkreis der Gemeinde Mals 38 Tourentipps aufgelistet, die man ohne Privatautos in Angriff nehmen kann.“ Bahnhöfe als soziale und wirtschaftliche ­Knotenpunkte Der Bahnhof Mals sei nicht nur ein sozialer Treffpunkt, sondern auch ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor und auch ein Aushängeschild für die Gemeinde. Natürlich muss sich die Gemeinde auch bemühen, den Bahnhof sauber zu halten und zu pflegen. Auch wenn die Anbindung an die Schweiz und auch die Elektrifizierung der Vinschgerbahn derzeit nicht realisierbar seien, sollten diese Visionen stets im Auge behalten werden. Noch sei es zwar ein Traum, mit dem Zug in zweieinhalb Stunden von Zürich nach Mals zu gelangen, „doch welches Potential sich hier verbirgt, besonders auch für den Tourismus, kann man sich schon heute gut vorstellen.“ Über das neuartige Projekt „Das Buch am Bahnhof“, das heuer anlaufen soll, informierte der Terlaner Bürgermeister Klaus Runer. Es sei geplant, in den Bahnhöfen in Zusammenarbeit mit den Bibliotheken der Bahnhof-Gemeinden Bücherregale einzurichten. Konkretes Beispiel: ich stöbere im Regal am Bahnhof in Meran nach einem interessanten Buch, setze mich in die Vinschgerbahn, fahre lesend bis Mals und stelle das Buch dort wieder ins Regal. Gedacht wird an die Bereitstellung überschüssiger Buchbestände aus den Bibliotheken, aber auch Private sollen die Möglichkeit bekommen, Bücher zur Verfügung zu stellen. Projekt „Das Buch am Bahnhof“ Aufhorchen ließ folgende Aussage von Hans-Peter Leu von den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB): „Die Mobilität in Südtirol ist praktisch auf Schweizer Niveau, bei den Tarifen ist Südtirol schon wesentlich weiter.“ Bezüglich Tarife bezog sich Leu auf das Prinzip, wonach jene, die viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, weniger zahlen und jene, die Bahn und Bus nur sporadisch nutzen, mehr. Auch Durnwalder hatte über dieses neue Tarifsystem informiert. Hans-Peter Leu freute sich, dass das Netz der öffentlichen Verkehrsverbindungen im Dreiländereck Jahr für Jahr ausgebaut wird: „Die Länder sind immer besser miteinander verbunden. Auch spezielle Rundreisen bieten wir mittlerweile von der Schweiz aus an. Die Zusammenarbeit mit Hotelbetrieben im Vinschgau wächst.“ Besonderen Dank zollte Leu diesbezüglich Karl Gapp, dem Präsidenten der Ferienregion Reschenpass. Auch Anbindungen mit anderen Südtiroler Landesteilen werden von Schweizer Seite aus angestrebt. „Südtirol ist praktisch auf Schweizer Niveau“ Für 2012 kündigte Walter Weiss weitere runde Tische in den Bezirken an. Gedacht werde auch an die Ausschreibung des Wettbewerbs „Die Gemeinde mit dem Bahnhof des Jahres.“ Neu gestaltet und mit einer Fahrplanabfrage ausgestattet wurde die Homepage des Vereins (www.eisenbahn.it). Die Neugestaltung hatte Herbert Kaserer vorgenommen, und zwar in Zusammenarbeit mit Carmen Müller und Werner Haselrieder. Walter Pixner führte in die Geheimnisse der Dampflok „Franziska“ ein, die am 6. Mai 2012 zum Auftakt der neuen Saison im Jugend- und Erlebnisbahnhof Naturns offiziell in Betrieb genommen wird. Bei der Diskussion wurde unter anderem bemängelt, dass die Pflege mancher Bahnhöfe zu wünschen übrig lasse, so etwa der Bahnhof in Goldrain: der Warteraum sei gesperrt, die ­Toilette ebenfalls, es gebe keine Beschilderung, die auf den Bahnhof hinweist, und auch Blumen seien keine zu sehen. Aufgeworfen wurde auch die Frage, was mit den ungenutzen Grundstücken und teils verwahrlosten Wärterhäuschen entlang der Vinschger Bahnstrecke geschieht. Durnwalder antwortete, dass die meisten Grundstücke an die Gemeinden übergegangen seien. Bei den Wärterhäusern gebe es das Problem, dass sie urbanistisch nicht umgewandelt werden dürfen. Die Schaffung von Wohnungen sei zwar denkbar, „aber es gibt wohl kaum Leute, die an der Bahnlinie wohnen möchten.“ „Es isch fein mitn Zug fohrn, wenn Plotz isch“ Vielen Bahngästen aus der Seele sprach ein weiterer Diskussionsteilnehmer: „Es isch fein mitn Zug fohrn, wenn Plotz isch.“ Im Sommer allerdings seien die Waggons teilweise derart mit Fahrrädern verstopft, dass die Fahrgäste nicht mehr sitzen können, sondern wie zusammengepferchte Sardinen im ­Stehen Ausharren müssen. Es wurde angeregt, zu Stoßzeiten im Sommer, speziell von Meran in Richtung Mals, einen zweiten Waggon anzuhängen. (sepp) Freunde der Eisenbahn Der Verein „Freunde der Eisenbahn“ wurde am 28. Dezember 2000 gegründet. Dem Vorstand gehören an: Walter Weiss (Präsident), Johann Passler (Vizepräsident), Franziska Mair (Schriftführerin), Karl Bachmann (Kassier) sowie Walter Pardatscher, Zeno Christanell, Arthur Scheidle, Rita Kaserer-Gstrein und Klaus Runer. Das Hauptanliegen des Vereins ist die Sensibilisierung der lokalen Bevölkerung für die Bahn im Allgemeinen und für die Süd­tirolbahn im Besonderen. Weiters will der Verein das Interesse für die Eisenbahn bei der Bevölkerung durch Vorträge, Tagungen und Fahrten wecken. Außerdem werden Urkunden, Festschriften, Bilder, Fotos usw. gesammelt, die sich auf die Eisenbahn beziehen. Ende November 2011 wurde der Verein von der Landesregierung (Denkmalpflege) für seinen Einsatz bei der Erhaltung der alten Bahnhöfe an der Vinschgerbahn mit einer Urkunde geehrt. Neue Mitglieder sind stets willkommen. Die Mitgliedschaft kann auch über die Homepage www.eisenbahn.it beantragt werden.
Josef Laner
Josef Laner

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.