Die Gemeinde weiß jetzt, was sie will
Publiziert in 10 / 2008 - Erschienen am 19. März 2008
Partschins – Nicht mit einer Untertunnelung der Staatsstraße, sondern mit einem Unterflurtunnel entlang der Hochspannungsleitung südlich der Staatsstraße will die Gemeinde Partschins das Dorf Rabland aus dem Würgegriff des Verkehrs befreien. Mit großer Mehrheit (16 Ja-Stimmen und 3 Enthaltungen) hat sich der Gemeinderat am 11. März dafür ausgesprochen, dass das Land die Trasse entlang der Hochspannungsleitung in den Bauleitplan eintragen und das übergemeindliche Bauvorhaben zudem in das Finanzierungsprogramm aufnehmen soll.
Der Abstimmung war eine rund einstündige Diskussion vorausgegangen. „Wir haben jahrelang diskutiert, jetzt ist eine Entscheidung fällig. Es geht um die Glaubwürdigkeit der Gemeinde“, hatte Bürgermeister Robert Tappeiner vorausgeschickt. Nur wenn die Gemeinde wisse, was sie will, „haben wir eine Chance, dass dieses Vorhaben umgesetzt wird. Bis es soweit sein wird, werden sicher noch Jahre vergehen.“ Der Antrag der Bauleitplanabänderung sei als erster Schritt und als politische Willensäußerung zu werten. Nun sei auch der politische Bezirk Burggrafenamt miteinzubinden, um den Druck auf das Land für die Umsetzung des Vorhabens zu erhöhen.
Die Ziele der Gemeinde sind: Schaffung eines attraktiven Dorfzentrums, Erhöhung der Verkehrssicherheit, Reduzierung der Lärm- und Schadstoffemissionen, Schonung der Landschaft und minimale Belastung für Anrainer und Betriebe während der Bauausführung. In der Studie, die das Ingenieurbüro Karbacher & Abler in Zusammenarbeit mit der Gemeinde und der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt zur Entscheidungsfindung erarbeitet hat, heißt es: „Aufgrund der abschätzbaren Schwierigkeiten bei einer Baudurchführung im Ortsgebiet sowohl verkehrlicher wie auch bauchtechnischer Art ergibt sich als zweckmäßige Trasse eine Linienführung entlang der Hochspannungsleitung im Tunnel.“ Die Baukosten können durch die offene Bauweise vergleichsweise niedrig gehalten werden. Die bei der Bauausführung betroffenen Flächen können nach der Fertigstellung der Arbeiten wieder landwirtschaftlich genutzt werden. Die Hochspannungsleitung muss nicht verlegt, sondern während der Arbeiten nur gestützt werden.
Bei der Diskussion im Gemeinderat sprachen sich mehrer Referenten und Räte klar für die Unterflurtrasse südlich der Staatsstraße aus. Eine Untertunnelung der bestehenden Straße wäre laut Hans Weiss „schwierig, langwierig und nicht kalkulierbar“, während die jetzige Trasse eine Alternative sei, „mit der halbwegs alle relativ gut leben können.“ Der Wirtschaftsvertreter Albert Gufler sagte, dass eine Umfahrung, „wie immer sie auch ist“, als Chance für eine Aufwertung des Dorfes zu werten ist, „wenngleich sie für die Gastwirte und Kaufleute an der Straße ein zweischneidiges Schwert darstellt, weil so genannte ‚Zufalls-Kunden’ verloren gehen.“ Wie schon Gufler sprachen sich auch Karl Moser und weitere Räte dafür aus, parallel zur Planungsphase der Umfahrung ein Ortsmarketing-Konzept zu erstellen.
„Rabland kann dank der Umfahrung wieder zusammenwachsen und das Dorf kann interessanter werden“, meinte Jochen Raffl. Nicht zu unterschätzen sei in diesem Zusammenhang das europaweit größte Modelleisenbahn-Museum, das in Rabland entstehen soll. Laut Ewald Lassnig sollte die Gemeinde ihre jetzigen und geplanten Trümpfe (Modelleisenbahn-Museum, Wasserfall, Schreibmaschinen-Museum, Texelbahn usw.) besser ausspielen.
Sibille Braun Gander (BürgerInnen Partschins) bedauerte, dass nicht schon viel früher mehr Druck auf die Untertunnelung der Staatsstraße gemacht worden sei, „es dauert mir alles zu lange.“ Fraglich sei, ob die Straße nachher wirklich zurückgebaut wird.
Die Anregung von Jürgen Zerz (parteiunabhängiges Ratsmitglied), wonach sich die Gemeinde beide Varianten, also Untertunnelung der SS 38 und Unterflurtrasse, offen lassen soll, stieß auf klare Ablehnung. „Bei zwei Varianten landen wir sicher in einer Sackgasse“, erwiderte etwa Ewald Lassnig. Derzeit ist im Bauleitplan noch die Untertunnelung der SS 38 eingetragen. „Ob diese Variante gestrichen wird, soll das Land entscheiden. Es entscheidet ja auch über die Eintragung der neuen Trasse und sonst auch über alles“, meinte der Vizebürgermeister Sebastian Bernhart. „Es geht hier vorerst nur um die Eintragung in den Bauleitplan. Sollte das Land die Änderung als nicht ‚eintragungswürdig’ befinden, geht der Ball ohnehin wieder an die Gemeinde zurück,“ sagte Helmut Haller.
Florian Gamper nannte die Variante der Untertunnelung der SS 38 als nunmehr „ausgelutschten Kaugummi“. Das Hauptziel des bisher größten Vorhabens der Gemeinde Partschins überhaupt sei eine neue Dorfgestaltung in Rabland, die mit dem Bau der Umfahrung einhergehen müsse.
Die Befürchtung von Johann Bernhart (Union für Südtirol), wonach es beim Bau der Unterflurtrasse zu Problemen mit dem Grundwasser kommen könnte, ist laut Hans Weiss nicht begründet.
Der Wunsch des Bürgermeisters sowie etlicher Referenten und Räte, wonach ein einstimmiger Beschluss „ideal“ wäre, ging nicht in Erfüllung. Die 15 anwesenden SVP-Räte und Waltraud Menghin (BürgerInnen Partschins) stimmten mit Ja. Johann Bernhart, Jürgen Zerz und Sibille Braun Gander enthielten sich der Stimme. In punkto Umfahrung Rabland sind die zwei Vertreterinnen der Liste „BürgerInnen Partschins“ offensichtlich nicht der gleichen Meinung.
Josef Laner