Das Hochzeitsfest Ludwigs von Brandenburg mit Margarethe Maultasch und die Fahnenschwinger aus Mittelitalien.

„Die Ritterspiele muss man gesehen haben“

Publiziert in 29 / 2009 - Erschienen am 26. August 2009
Schluderns – Eindeutig beherrschten die wilden ­Matscher die Südtiroler Ritterspiele 2009. Mit den rauen Gesellen aus dem Hochtal hatte Fürstbischof Wilhelm von Montfort nicht gerechnet, als er 1259 die Churburg erbauen ließ. Nicht einmal 20 Jahre später war sie schon in der Hand der ungestümen Recken und die Churer mussten mit der Fürstenburg bei Burgeis Vorlieb nehmen. Über 100 Dar­steller aus ­Schluderns, aus Theatergruppen der Umgebung, aus Südtiroler und Trientner Reitergruppen ließen die Geschichte der Churburg, der Matscher Vögte, der Reichenberger Raubritter, der Mönche von Marienberg und der ­Tiroler Grafen im Stück „Anno 1259“ wieder aufleben. Vor den Augen des neuzeitlichen Adels, der Kirche und der Staatsmacht wurde zwischen 21. und 23. August gemeuchelt, gebrandschatzt, geplündert und gekämpft. Atemberaubende Stunts miterleben durften ­seine Majestät der Markgraf Max von Baden zusammen mit dem Herrn auf der Churburg, Johannes Graf Trapp zu Matsch, als ranghöchste Vertreter der einstigen Machthaber. „Jubel, Jubel!“ forderten die Herolde und meinten Applaus. Das verdiene „ordentlich Händegeklapper“ rief Fürstbischof Wilhelm in die Menge. Als Sprecher führte er durch die gut 100 Jahre zwischen den Intrigen der Matscher und der Hochzeit der Tiroler Gräfin Margarethe Maultasch mit Ludwig von Brandenburg. Die Stimmung bei der 4. Ausgabe der Ritterspiele war hervorragend. Das „Schludernser und das auswärtige Volk“ stellten sich trotz stechender Hitze am Samstag und nachfolgenden Regen­güssen auf die geschichtsträchtige Lagerstimmung ein. Und auch die mittelalterliche Wirtschaft florierte. Die blonden Trientnerinnen im Dirndl strahlten über ihren Umsatz an Speck und „Soppressa“. Am Stand des Sportvereins Schluderns hatte man Mühe „Spanferkel van Grafen Trapp“ und „Calvenschnitzel“ zu ergattern und die Bäckerei aus Aulendorf am Bodensee machte mit ihren schwäbischen „Dinnede“ um so mehr Geschäft, je öfter ein Regenschauer Familien unter das Vordach zwang. „Das muss man einfach gesehen haben“, meinten Barbara und Peter Plattner, die aus ­Missian (St. Pauls) nach Schluderns gekommen waren und sich auf dem Mittelalter-Markt ­hölzerne Serviettenhalter zugelegt hatten.
Günther Schöpf
Günther Schöpf

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